Linz, Bürgerstraße 44. Typisches Beispiei eines Hausportais im Stii des Historismus. Foto: Rudoif Bauernfeind, Linz Schaufenster, der Eingang einer Bank, alles wurde durch Aluminiumglaselemente ersetzt. Erst in letzter Zeit beginnen Eingänge und Portale wieder an Gestaltung zu gewinnen. Leider werden aber noch immer bei Ge schäftsumgestaltungen alte Türflügel ent fernt und durch Aluminiumkonstruktionen entstellt. Würden die neuen Elemente wenig stens in eine architektonische Beziehung zum Bau gebracht und in moderner Form ge staltet, könnte man den Formverlust ab mindern. In Linz wurden in der letzten Zeit Versuche unternommen, bereits zerstörte Geschäfts portale wieder architektonisch zurückzufüh ren. Meist erhielten die Geschäfte in den sechziger Jahren, ohne Bezug auf die Archi tektur des Hauses, Glasportale über die ge samte Breite des Hauses. Waren Säulen oder Pfeiler vorhanden, wurden diese durch das Anbringen von Spiegeln optisch unsichtbar gemacht. Die seitlich der Fassade noch vor handenen Mauerscheiben wurden ebenfalls durch bis zur Grundgrenze reichende Vitri nen verglast, so daß historische Häuser ihre Basis verloren. Das bedeutet aber ein völli ges Mißachten der Architektur dieser Häuser, denn die Fassaden waren ja architektonisch auf ein Basisgeschoß, das meist durch eine in Putz ausgebildete Rustika gestaltet war, aufgebaut. Bereits die Gründerzeit kannte die Problema tik der Schaufensterfronten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte man jedoch eine sanftere Methode gefunden, größere Schaufensterflächen vor die Fassade zu set zen. Die sogenannten Tischlerportale wur den erfunden. Holzkonstruktionen wurden in historischer Manier mit Gesimsen und Kon solen vom Tischler gefertigt und vor die Fas saden gesetzt. Dadurch wurden zwar die Erd geschoßzonen verdeckt, aber in die Fassaden keine großen Löcher geschlagen. Entfernt man diese Portale, erscheint meist wieder die alte Architektur. Durch das Entfer nen solcher Portale sind jetzt manche Breit erker an mittelalterlichen Häusern zum Vor schein gekommen. Viel problematischer sind die Ausbrüche, die in den sechziger Jahren vorgenommen worden sind. Auf diese Weise ist manche denkmalwürdige Architektur zer stört worden. Sind die Konsolsteine und toskanischen Säulen eines Breiterkerhauses einmal entfernt, können sie im denkmalpflegerischen Sinne nicht mehr ersetzt werden. Dennoch gelingt es immer wieder, Portalzo nen zu verbessern und rückzuführen. Einige Beispiele in Linz sind die Gestaltung der PSK an der Landstraße, Verbesserungen im Ge schäftsbereich des Kaufmännischen Vereins hauses, die jüngste Gestaltung des Portales der Fa. Geier-Optik in der Nähe des Tauben marktes und verschiedene Verbesserungen in der Linzer Altstadt. Fassade und Geschäftszone müssen wieder zu einer architektonischen Einheit zusam mengeführt werden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden bereits Häuser mit erdgeschoßiger Geschäftszone geplant. Ein gutes Beispiel ist in Linz das Kaufmänni sche Vereinshaus. Daß diese bereits als Ge schäftsarchitektur ausgeführte Zone später wieder verschlechtert wurde, ist dem Bemü hen der Werbung zuzuschreiben, möglichst neuen Modetrend in der Portalgestaltung zu zeigen. Außerdem ist der Kampf um jeden Quadratzentimeter Schaufensterfläche der Geschäftsleute in vieler Hinsicht nicht einzu sehen. Durch dieses Bestreben, möglichst noch größere Schaufenster zu erreichen, wurde schon so manches Haus, aber auch manches Denkmal zerstört. Die Werbung wird in der Zeit des Fernsehens besonders groß geschrieben. Nicht nur, daß in letzter Zeit der „Wald" an Werbetafeln gan ze Ortsbilder verfremdet und beeinträchtigt, auch die Aufschriften der Geschäfte und die überdimensionalen Steckschilder und Schriftbänder, die vertikal an den Häusern angeordnet sind, verdecken schöne Fassa den und konkurrieren sich in der Größe ge genseitig. Eine Werbung will die andere übertreffen. Durch diesen Wettstreit der Werbungen wur den die Architekturen verdeckt und die Wer beeinrichtungen heben sich gegenseitig auf. Eine Rückführung und Anpassung an die Ar chitekturen der Häuser wäre auch hier ange bracht. Wie schön sind alte Steckschilder, diese Art von Werbung wird als Schmuck empfunden. Sicher ist die Altstadtarchitektur ohne Werbung nicht möglich. Viel wurde be reits bei der Verbesserung der Geschäftsar chitektur erreicht, die Werbung jedoch hinkt in dieser Betrachtungsweise weit hinten nach. Als ich noch am Institut für Baukunst Assi stent bei Prof. Koepf war und die Aufgabe hatte, mit Studentengruppen Altstadthäuser zu vermessen, hatte ich immer wieder Gele genheit, mich mit Details an den Häusern in tensiv zu beschäftigen. Vor allem war es mir möglich, durch die Arbeiten am Institut Ver gleiche in verschiedenen Städten und an ver schiedenen Architekturen anzustellen. In Linz war es vor allem der sogenannte „Breiterker", der mich speziell beschäftigen sollte. Sämtliche Häuser des Linzer Haupt platzes sollen an der Platzfassade einen über die gesamte Breite des Hauses reichenden Erker gehabt haben. Diese Erkenntnis stammt von Prof. Koepf, der in der Broschüre „Stadtbaukunst in Linz" im Jahre 1975 fest13
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