Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 4, 1986

Unbehagen. Die Straßenzüge der Gründer zeit wurden ausdruckslos. Nun folgte in der Architektur die sogenannte „Post Moderne", das ist eine Reaktion auf die gesichtslos ge wordene Architektur der sechziger Jahre. Klassische Stilelemente werden wieder sa lonfähig. Die Rückführung der Fenster auf das ursprüngiiche Erscheinungsbiid scheint mir durchaus legitim, falls die Maße der Mauer öffnung noch den früheren entsprechen. Pro blematisch hingegen ist das nachträgliche Aufkleben von Sprossen. Es ist jedoch in manchen Fäilen eine kurzfristige Möglich keit, Fassaden zu korrigieren. Eine ebensolche Abminderung der architek tonischen Qualität eines alten Hauses tritt durch das Verändern von Türflügeln oder die Entfernung von Portaiumrahmungen ein. Türgewände waren einst das erste Zeichen für die Qualität des Hauses. Das Portal eines sonst schlicht gestalteten Renaissancehau ses gibt Zeugnis ab für den Kunstverstand des einstigen Hausbesitzers. Über dem Por tal war nicht selten das Wappen des Erbauers angebracht. Beispiele in der Linzer Altstadt: das Kremsmünsterer Stiftshaus oder der Wappenstein am sogenannten Prunerstift im Linzer Ledererviertei (Wappen des Bürger meisters Johann Adam Pruner). Die Hausein gangstüre wurde aber auch bei den einfach sten Bauernhäusern besonders gestaltet. Ein Steingewände mit eingemeißelten Jahres zahlen bzw. Initialen ist vielfach zu finden. Daß dann das steinerne Türgewände noch besonders ausgebildete Kämpfer und Schlußsteine hat, ist keine Seltenheit. Je nach der Zeit seiner Entstehung können die Gewände mit Sonnenrädern und Kreisschei ben, aber auch mit besonderer Nutung ver ziert sein. Gotische Portaleinfassungen sind in Linz selten. In der Stadt Steyr und in Frei stadt sind diese häufig hinter Putz- und Mau erschichten vorhanden. Die Türblätter sind sogar bei ganz bescheidenen Häusern als rautenförmig aufgedoppelte Brettertüren vor handen. Die häufigste Konstruktion ist die Rahmen- und Füllungstüre. Eine ganz besondere Ausformung erfuhren die Portale der Barockzeit. Die meist korbbogigen Portalöffnungen werden häufig durch oft auch über Eck gestellte, mit klassischen Kapitälen bekrönte Pfeiler oder Säulen flan kiert. Die darüber befindlichen Giebel sind entweder geschweift ausgebildet oder mit einem gesprengten Giebel versehen. Die Giebelfelder sind häufig mit Stuckranken ausgefüllt und bei Freihäusern mit Steinwap pen versehen, wie bereits oben beschrieben wurde. Die Türblätter barocker Portale sind meist als Füllungstüren ausgebildet, wobei die Rahmen und Füllungen der spätbarocken ■'II 1 Ii ■H BS ■■ i "(„HKtKWI» Linz, Melicharstraße 11. Die Fenster dieser architektonische Einheit und sind an diesem frühen Jugendstilarchitektur bilden bereits ein Haus noch in ursprünglicher Form erhalten. - vom Architekten entworfenes Architektureiement. Tür, Fenster, Fassadenornamente bilden eine Foto: Rudolf Bauernfeind, Linz 11

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