Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 3, 1986

Theo Kihs Gedichte Rätsel Mensch Zuerst Schleim. Erde zuletzt. Dazwischen ein Kosmos. Myriaden Atome — und Kosmos auch im Atom. Der Geführte Einsam wuchs er auf: verträumt, verloren, fremd unter Fremden. Weder Vater noch Mutter nahm ihn ans Herz. Niemand lehrte ihn Beten und Lernen, das Rechte tun und die Sinne gebrauchen. Der Krieg fraß seine Knabenwünsche. Gutes las er und Schlechtes: Nichts verdarb ihn. Wie war es möglich, daß er ein Weniges wurde? Spät erst tat sich die Welt ihm auf, knapp vor dem Abschied. Östliches Österreich (Für Josef Mayrhofer t) Fischadler und Krähe. Lava rollenden Stroms. Urland. Reiher und Kormoran. Weite. Riedgras. Erschrockenes Haus unter wuchtendem Himmel. Ugrischer Steppenwind. Dünung fruchtender Scholle. Carnuntum. Völkerzüge: Römer, Germanen, Mongolen — ihr Blut schluckte die Erde. Nur die Sage dauert, der Stein und die aufrechte Pappel der Hoffnung. Teppich-Ode Tiefer hintergründiger Grund. Blumiger Weltgrund. Paradigma. Flor: Nelken Violen Zinnien. Palmwipfel abstrahiert. Sternblüte Blütenstern: Orion Perseus Kassiopeia. Kreuze: Malteser- Theresienkreuz Kreuz des Südens. Tiere: Löwen Hirsche Gazellen Antilopen, Jagd- Spiel- und Schoßhündchen. Greife geflügelt — mythisch. Teppichmärchen Flugteppich: Kleinasien Persien Schiras. Phantasie schneller als Caravelle oder Boeing. Wollfell pantherweich nachtblühend nachtduftend nachtblau (kostbar). Türkis und Orange gegen Rostbraun Purpur zu Cremegelb und Wollweiß. Farbgeometrie. Rhapsodischer Laut aus Kette und Knoten Tausendundein Knüpf- und Erzählwunder. Nomadenweisheit Paradieswiese Preislied. Glut inmitten von Zivilisationskälte und Pessimismus. 95

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