Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 3, 1986

Bücherecke Elsa Plakolm: Aimtalführe.r Ausflüge und Tourenvor schläge für eines der schönsten Täler des oö. Salz kammergutes. — Steyr: Ennsthaler Verlag 1986, 144 Seiten, 85 SchwarzwelB-Bllde,r broschiert, Laden preis S 118.—. Endlich besitzt auch das Aimtal seinen Wanderfüh rer! Die Autorin iöste ihre Aufgabe im Sinne roman tischer Landschaftsbeschreibung. Sie ist bemüht, nicht nur „die Vieifalt der zahlreichen Wander- und Ausflugsmögiichkeiten zu vermittein", sondern auch „frohe Erinnerungen an schöne Wandertage" zu bieten. Sie ist weniger Bergsteigerin, ais Wan derin. Besonders liebt sie offensichtiich die be schaulichen Wege im Tal, auf die Vorberge, zu ge mütlichen iändiichen Rastpiätzen. Es werden aber auch die Aipinwege zum Almtaierhaus, zur Weiser hütte und Pühringerhütte angeführt. Nach Beschreibung der Wanderwege im Almtal selbst werden Ausflüge in die unmitteibare Nach barschaft mit Kremsmünster, dem Kremstai, nach Schlierbach, Frauenstein, ins Steyrtai bis zur Stadt Steyr im Telegrammstii empfohlen. Auch in Oberösterreichs Bergwelt erfahrene Wan derer werden in diesem „Wanderführer" viele neue Anregungen und Hinweie zu bisher unbekannten Zieien finden. Besonders zu empfehien für Famiiien- und Seniorenwanderungen! Kunstliteratur Manfred Bachmann: Berchtesgadener Volkskunst. Geschichte — Tradition — Gegenwart. — Rosen helm: Rosenhelmer Verlagshaus Alfred Förg 1985, 210 Selten, 83 farbige, 112 SchwarzwelBabblldungen, 24,5 x 30,5 om, Leinen, Ladenpreis S 764.40. Diese neue „Rosenheimer Rarität", eine Lizenz ausgabe für die Bundesrepubiik Deutschland, Österreich, Schweiz und West-Beriin aus dem Veriagsprogramm des Leipziger Seemann-Veriages, verdient wegen ihrer wissenschaftlichen Qualität, großzügigen Buchgestaitung und den vielfachen Beziehungen zur österreichischen Voikskunde un ser besonderes Interesse. Ein auf S. 54ff. abge druckter „Preiszettel der in Berchtesgaden fabricirenden Hoizwaaren" ruft wehmütige Erinnerungen an die erioschene Hausindustrie in der Viechtau hervor, dieser iiebenswürdigen Landschaft im äu ßeren Saizkammergut, die in der Erzeugung von Spanschachteln, Holzspielzeug und Drechslerwa ren einst — nachweislich — mit Berchtesgaden in engster Verbindung stand. Überhaupt werden uns bei Lektüre dieses Werkes die verwandtschaftlichen Züge im Landschaftsbild und in der Volkskultur des Berchtesgadener Lan des und des Salzkammergutes deutlich bewußt. Gemeinsam war ihnen die „Entdeckung" an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert durch Natur forscher, Reisende und Maier. Aiexander von Hum boldt schrieb nach einer Besteigung des Untersberges 1797/98 den seitdem vielzitierten Satz: „Die Gegenden von Saizburg — Berchtesgaden, Neapei und Konstantinopei haite ich für die schönsten der Erde." Von Salzburg schrieb er im gieichen Jahr 1797 einen Brief an den damaligen Direktor des Botanischen Gartens der Universität Wien mit ähniich begeisterten Worten über die Schönheit des Saizkammergutes: „Ich gestehe, daß ich in der Schweiz keine seichen großen Naturszenen kenne als diese oberösterreichischen . . ." Vieifältig sind die Parallelen in den beiderseitigen Voikskuituren: Ein natüriiches Traditionsbewußt sein, Freude am Musizieren und Tanzen, Begeiste rung für das Schützenwesen (siehe Abbiidung Sei te 13, „Sohützengeseiischaft an der Schießstätte. Zu beiden Seiten der Gruppe in Kasperikieidung die sog. Zieler oder Aufzeiger. . ." Bitte, ins innere Salzkammergut zu kommen! Dort sind durch das ganze Schützenjahr hindurch die Zieler in weiß-ro ter Hariekinbekleidung zu sehen), natüriiche Be gabung für künstlerische und handwerkiiche Ver arbeitung des Hoizes, das neben dem Saiz für beide Landschaften heute noch die Wirtschaft und das tägiiche Leben prägt. Die „Berchtesgadener Ware" umfaßt — zusam mengefaßt — buntbemalte Spanschachteln, „Gadeln" (Einräume), wie sie dort genannt werden, Ge brauchsgegenstände, wie Butter- und Gebäckmodein usw., Spieizeug, das den Kindern noch viei Phantasieraum offeniieß (Fatschenpuppen, Tiere, Spielzeugdosen, Arche Noah, Hampel männer, Schaukelreiter und anderes), Voikstypen, Weihnachtskrippen, Kastenkrippen, Weih nachtsschmuck usw. Das gibt es aus dem „Berchtesgadener Land" seit dem frühen 16. Jahrhundert, das gab es auch im Saizkammergut einst in großer Anzahl — heute ist hierzulande nur mehr das Krippenschnitzen iebendig. Manfred Baumann, der Autor dieses schönen Bu ches, war vieie Jahre Leiter des Dresdner Voikskundemuseums, heute ist er Generaidirektor der Staatlichen Kunstsammiungen Dresden. Seine Darstellung ist umfassend, wissenschaftlich fun diert, aber auch anregend zu iesen. Aiigemein ver ständlich! Die Bildausstattung ist reichhaitig. Die Betrach tung der vieien Farbtafeln und auch der Schwarz weißabbildungen vermittelt ein Erlebnis wie beim Besuch eines Volkskundemuseums, etwa des Berchtesgadener Heimatmuseums im Schieß Adeisheim, das auch Sitz der „Berchtesgadener Handwerkskunst" ist, einer Vereinigung ähnlich unseren „Heimatwerken", in der die Tradition nicht nur museai bewahrt, sondern gegenwartsbezogen fortgeführt wird. „Die Tradition ist die richtige und unentbehriiche Lebenslust für die Volkskunst", so eine Aussage des bedeutenden österreichischen Kunsthistori kers Aiois Riegi (aus Steyr gebürtig), die in diesem Werk zitiert wird und als Motto für die ganze Pubiikation ausgewählt werden kann. Florian Werner: Das bayerische Oberland zwischen Isar und Lech. — Rosenhelm: Rosenheimer Ver lagshaus Alfred Förg 1986, 192 Selten, 62 Farbab bildungen, 26,5 X 26 cm, Leinen, Ladenpreis S 530.40. Die iandwirtschaftliche Gliederung Südbayerns bestimmen die Flüsse Salzach, Inn, Isar und Lech. Alle vier sind Kinder der Berge. Die Landschaft, der sie das Gepräge geben, wird im Süden von den Tiroler Bergen begrenzt. In uralten Gletscherwan nen haben sich mächtige Seen gebildet. Es ist ein Land, das unserer oberösterreichischen Voraipenwelt mit den Seen des äußeren Salzkammergutes sehr verwandt ist. Dieses Südbayern übt einen eigenen Reiz aus. Es ist nicht nur ein Zaubergarten der Natur, sondern ebenso eine reiche Kuituriandschaft. Das Rosen heimer Verlagshaus Alfred Förg hat es sich — ne ben vieien anderen Veriagsprojekten — zum Ziel gesetzt, „diese bayerischen Landschaften, wie sie im Buche stehen", in kostbar gestalteten Bildbän den bekanntzumachen, zu lobpreisen. Nach dem Chiemgau-Band ist nunmehr dieses Biiderbuch über das „Bayerische Oberland", das in sich das Fünfseeniand (Starnberger See, Ammersee usw.), das Werdenfeiser Land und den Pfaffenwinkei um faßt, erschienen — mit all den Vorzügen, wie sie uns bei den „Rosenheimer Raritäten" iängst ver traut sind. Florian Werner ist ein hochbegabter Fotograf. Seine Fotos sind poetische Biidwerke. Er be herrscht bravourös die Technik und fotografiert mit einem Malerauge. Seine Frau besorgte die Text auszahl mit Prosa und Lyrik aus rund zwei Jahr hunderten. Mit iängeren, durchwegs schönen Bei trägen sind vertreten: Eugen Roth, Rudoif Rother, Christian Schütze, Hans Brandenburg, Ludwig Lechner, Josef Hofmiller, Karl Schilcher, Luise Rinser, Heinrich Noe, Lorenz Westenrieder, Oskar Ma ria Graf, Rolf Lasa, Kurt Högl, Herbert Schindler, Anton Micheler, Joseph Enzensperger, Ludwig Thema, Waither Siegfried. Es sind Autorennamen, die mit Ausnahmen (Eugen Roth, Luise Rinser, Ludwig Thema) österreichischen Lesern kaum be kannt sind, die aber eine Liebe zu ihrer Heimat be kunden, die iesens- und erlebenswert ist. Der erste Satz im Vorwort steht wie ein Motto über diesem wunderschönen Buch: „Dieser Bildband ist eine ganz persöniiche Liebeserklärung an eine Gegend, in der wir, meine Frau Veronika und ich, aufgewachsen sind, und in der wir heute noch ieben und arbeiten." Lektüre und Bildbetrachtung regen an, diese schö ne artverwandte Nachbarlandschaft einmal ken nenzulernen. Gottfried Schäffer — Friedrich Mader: Passau. Ge schichte und Leben einer alten Stadt. — Regens burg: Verlag Pustet 1986, 138 Selten, 64 vierfarbige Bildselten, Text In Deutsch — Englisch — Franzö sisch, Leinen mit Schutzumschlag, Ladenpreis S 452.40. Das Verhältnis Passau — Oberösterreich ist un gleichmäßig. In der „geistlichen Stadt" der Pas sauer Fürstbischöfe, die einst auch geistliche Oberhirten von Wien, Nieder- und Oberösterreich waren, in deren Residenz ab 1598 bis zur Säkulari sation durchwegs österreichische Bischöfe resi dierten, ist heute noch diese Österreichnähe iebendig. In München wirft man den Passauern gerne eine gewisse Austrophilie vor. Aus Ober österreich wird dieses Verwandtschaftsgefühi höchstens im Innviertel erwidert, wo die Wailfahrt der Kapuziner zu Mariahiif oberhalb der Innstadt heute noch gerne als Zielort heimischer Volksfröm migkeit betrachtet wird. Die Linzer schätzen Passau aligemein jedoch nur mehr ais Einkaufsstadt. Ihnen sei dieser prachtvoiie Bildband empfohlen, um einmal auch Passau als eine der schönsten Städte des bayrisch-öster reichischen Kuiturraumes zu erleben. 86

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