Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 3, 1986

Historische Landeskunde ,*1 ^ --i ' ." •"■ *ü7'' Das Kreuzhuber-Gasthaus (rechts im Bild) nach einem Öigemälde von Ing. Eduard Pichi, signiert rechts unten: Geisern, Kirchengasse Mitte 20. Jahrhundert. Ed. Pichl. Dieses Biid befindet sich im Heimatmuseum Bad Geisern. Es ist erstaunlich, wieviel seinerzeit bei Hochzeitsmählern gegessen wurde. Als zum Bei spiel am 22. März 1826 der Bäckermeister Michl Wiesinger beim Kreuzhuber mit seinen Hochzeitsgästen Einkehr hielt, standen nach damaligem Brauch eine große Festtafel für die Honoratioren und die engere Verwandt schaft und vier große gedeckte Tische für die Freunde und Bekannten des Paares bereit. An der Festtafel wurden vierzehn Gänge ser viert, an den Tafeln nur um einen Gang weni ger. Das Hochzeitsmahl an der Festtafel be stand aus: Hühnern mit Reis, Rindfleisch mit 2 Soßen, einer Schüßltorte, Kalbsbraten, Einmachfleisch, Tauben mit Butterdampfl, Schweinsbraten, Spießkrapfen, Zahlkrapfen, gebratenen Hühnern, Gesulzte Zunge, Borttorte, Schnecken, Zuckertorte, Geröstete Mandeln. Dieses Mahl kostete einschließlich drei halbe Maß Wein pro Gast fünf Gulden und zwölf Kreuzer. Wahrscheinlich dauerte dieses Hochzeitsessen nach damaligem Brauch von der Mittagszeit bis zur Mitternacht, wobei zwi schendurch eifrig getanzt wurde. Was von den vielen aufgetischten Gängen nicht ver zehrt werden konnte, wurde als Mahl- oder Bschoadpackl nach Hause getragen. An den Tischen für die übrigen Hochzeitsgä ste gab man es um einen ganzen Gulden billi ger, dort wurden die Gäste mit etwas einfa cheren Gängen traktiert, und zwar außer den Mahlsemmeln mit: Bratwurstsuppe, Rindfleisch, GschnaitI (wahrscheinlich Beuschl?), Schinken, Kalbsbraten, Weinbeertorte, Spießkrapfen, Leberigel, Schweinsbraten, Zuckertorte, Zahlkrapfen, Weiskrapfen, Mus. Hiezu wurden ebenfalls drei halbe Maß Wein kredenzt und dies alles zusammen um vier Gulden und zwölf Kreuzer pro Gast verrech net. Nach der Abrechnung hat der Hochzeiter selbst nur für sich und drei weitere Personen die Zeche bezahlt, alle anderen Gäste ent richteten ihre Mahlgelder samt „allfälliger Überzech" an einen der drei eigens bestellten Truchsesse, die ihrerseits wieder über den Gesamtbetrag mit dem Gastwirt abrechne ten. Der Bräutigam zahlte das Mittagessen für die Spielleute, das allerdings weitaus we niger kostete als jenes der Hochzeitsgäste. Die Spielleute begannen um die Mittagszeit mit den Suppentänzen, später folgten die Eh rentänze, dann wurde munter drauflosgefie delt bis weit nach Mitternacht, bis das Fest mit einem „Außischmeißer", meist mit dem Schleunigen, beendet wurde, wenn Braut und Bräutigam schon längst im „trauten Käm merlein" die Hochzeitsnacht feierten. Der Prokurator (Ladmann) bekam sein Depu tat an Essen und Trinken, dazu noch einen Geldbetrag, desgleichen erhielten die Truch sesse das ihnen Zustehende und auch die Köchin wurde von den Brautleuten mit drei Gulden und 30 Kreuzern bedacht. In den alten Hochzeitsrechnungen fällt be sonders auf. daß das damals teuerste Fleischgericht der Schweinsbraten war: er kostete im Jahre 1826 nämlich 22 Kreuzer, während für den Kalbsbraten nur 15 Kreuzer berechnet wurden. Man lebte auch damals in einer Zeit steigender Preise, denn schon elf Jahre später, 1837, kamen der Schweinsbra ten auf 30 und der Kalbsbraten auf 24 Kreuzer. Um diese Preise aufzufangen, wurde man bei der Aufstellung der Speisenfolge allmäh lich zurückhaltender. Immerhin bestand diese anno 1837 noch aus Mahlsemmeln, Suppe, Rindfleisch, Kohl mit Bratwurst, Kalbsbraten, Schweinsbraten, eingemachten und gebratenen Hühnern, einer Biskottenund „Süßen" Torte, Zahlkrapfen und außer dem aus einer Tiroler Torte. Als besondere Neuerung für die Gäste an der Festtafel — aber nicht für jene an den anderen Tischen — wurde „1 Schalle Cafee" zu 15 Kreuzern aufgeschrieben. Eine Tasse Kaffee kostete demnach damals so viel wie eine Portion ein gemachter Hühner oder eine Platte mit Schinkenaufschnitt. Als im Jahre 1835 der aus Ischl stammende Provisor Jakob Pfost heiratete, der damals die Badergerechtigkeit der Wundarztenswit74

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