Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 3, 1986

Das jagdliche Brauchtum erfuhr eine starke Belebung im 17. und 18. Jahrhundert, sowohl Infolge der aufwendigen eingestellten Jag den, als auch durch die nach französischem Vorbild an den deutschen Fürstenhöfen nachgeahmten Reitjagden. Diese Jagden waren Jagden auf Hochwild, bei denen das Wild aus größeren Waldflächen mit Hilfe einer großen Zahl Treiber Im Frondienst auf eine kleine mit Jagdzeug — Tüchern und Stangen — umsteiite Fläche zusammenge trieben wurde. Aus diesem verhältnismäßig engen Raum wurde das Wiid durch Öffnung der Tücher an einer bestimmten Stelle In die sogenannte Kammer vor die Schützen ge bracht und dort zusammengeschossen. Die eingestellten Jagden wurden etwa gegen Ende des 16. Jahrhunderts eingeführt. Wolf gang Birkner, der einzige deutsche Jagdmaier der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, hat in seinem „Jüngeren Jagdbuch", das er dem Herzog Johann Casimir von Sachsen (1586—1633) widmete, 15 Tafein dem Aufbau des Jagdzeuges und dem Verlauf der Jagd gewidmet. Sie sind im oö. Jagdmuseum Schloß Hohenbrunn ausgestellt. Die Vorbereitungen dauerten oft mehrere Wochen und es wurden hiezu viele Treiber, Jäger, Pferde, Zeugwagen sowie große Men gen an Zeug, Lebensmitteln und Brennholz benötigt. Zunächst wurde das Wiid aus den entferntesten Waldgebieten langsam in das für die Jagd bestimmte Gebiet hineinge drängt, das mit Tüchern verlappt wurde. Es war, wie man sieht, eine kostspielige Angele genheit. Diese Hauptjagden, bei denen meh rere hundert Stück zur Strecke kamen, wur den besonders bei Hoffestlichkeiten abgehalten, sie hießen dann Prunk- oder Fe stinjagden (vom französischen le festin = Fest). Dieser Brauch wurde unter. Kaiserin Maria Theresia abgeschafft, weiche diese Metzelei, wie wir heute, ablehnte. In Deutsch land hielt sich der Brauch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Parforce-Reitjagden galten hingegen Im mer nur einem Stück, Hirsch oder Sau, selten Reh oder Fuchs — nur In England ritt man hinter dem Fuchs —, man benötigte aber eine Meute von fünfzig bis hundert Hunden, sech zig bis siebzig Pferde mit einem ganzen Troß von Jagdbediensteten, von denen 3 bis 4 Piqueure nicht nur hirschgerechte Jäger, son dern auch tüchtige Reiter und Hornisten sein mußten. Das Signal „Halali" (ha, iä llt = da liegt er) beendete die Jagd. Diese Parforce jagden hatten ein hoch entwickeltes beson deres Brauchtum. Johann Ellas Ridinger (1698—1767) hat es in seinen zahlreichen Ra dierungen festgehalten. Die letzte Parforce jagd in Österreich veranstaltete ein Graf / / • ■ .5 In Y .... "vi, "1 '■ ■ ,.=J W'iS-?' ^ 'MW.. • ünii (lUfnrrj^imA ( hnjs.-ur t)e poulfls uj-cr tcs L /um. Radierung von Johann Elias Ridinger (1698—1767) „Hüener Faenger mit dem hüener Hund". OÖ. Jagdmuseum Schloß Hohenbrunn. — Foto; Franz Gangl, Linz

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