Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 3, 1986

Oberösterreich aktuell Tischzeichen einer bäuerlichen Jagdgeseiischaft, Figuren geschnitzt und bekieidet, vermutiich aus Tirol, frühes 19. Jahrhundert, Österreichisches Museum für Voikskunde in Wien, Diese beiden Abbiidungen solien den Wandei der „Jagdgesinnung" iiiustrieren. Jagdaufstand von 1704, Öi auf Leinwand, 120 X 300 cm, um 1720. Bildbeschriftung: „Prospect von Sanct Valentin gegen der statt Ennß vnd aigenthomiiche Endtwurf der in Jahr 1704 den 20. Februario beshehenen Vnternehmung der mehristen Baurschafft über der Ennß in dem sogenannten kays. Gehöitz in Hörzog Rädt und aißdann in gantzen Landt entstandenen Versprengung deß hochen Wiidtpahnß . . ." Nr. 12 Sankt Valentin, Nr. 13 „die haidt", Nr. 16 Stadt Enns, Nr. 17 Schloß Spielberg. Detail aus dem Original im Museum Enns-Lauriacum. — Foto: Franz Gangl, Linz Waldschutz und Wildschutz Das Land Oberösterreich hat dieser neuen Problemstellung voll Rechnung getragen. Wir fördern heute großzügig waidbauiich not wendige Zäunungsmaßnahmen, die den Ver biß von Jungpflanzen verhindern. Es gehört seit einigen Jahren schon zur Selbstver ständlichkeit, daß eine wiederaufgeforstete Fläche auch mit einem entsprechenden Schutzzaun oder ähnlichen Maßnahmen ge gen Verbiß geschützt wird. Es ist erfreulich, daß diese Maßnahmen bei Jägern und Forst wirtschaft gleichermaßen unumstritten sind, obwohl sie den natürlichen Lebensraum des Wildes einengen, für die Forstwirtschaft zu sätzliche Belastungen bringen und die Öff nung des Waldes In gewissem Maße be schränken. Wir werden der Waid-Wiid-Frage künftig noch mehr Bedeutung zumessen müssen. Fest steht aber, daß sie nur im sach lichen Miteinander zwischen Jägerschaft und Forstwirtschaft gelöst werden kann. Wer die Jagdstatistik und die Abschußzahien der vergangenen Jahre studiert, wird erken nen, daß Wildstände und Abschußzahl gene rell rückläufig sind. Insgesamt werden in un serem Bundesland jährlich rund 190.000 Stück Wild erlegt. Der erfolgreichste Jäger in unserem Land ist aber seit langem der Stra ßenverkehr. Rund 18.000 Stück Wild, Rehe, Hasen und Fasane, werden jährlich den Auto fahrern zum Verhängnis. Das Anbringen von Wiidreflektoren entlang unserer Straßen und das Aufstellen von Wildschutzzäunen soll die Gefahren des Straßenverkehrs für Mensch und Wild möglichst gering halten. Oberösterreich Ist ein Land mit einer traditio nell hohen jagdlichen Gesinnung. Die Hege des Wildes, auch unter oft schwierigen Bedingungen, und das genaue Beobachten des Wildstandes auch außerhalb der Jagd zeit sind Basis eines richtig verstandenen Weidwerks. In erster Linie ist es nach wie vor der weidgerechte Jäger, der durch die Hege mit der Büchse und durch entsprechende Be treuung und Fütterung des Wildes in Notzel ten dafür sorgt, daß die Wiidbestände gesund erhalten bleiben, und daß unsere Re viere weder wildleer und kahl, noch übermä ßig besetzt sind. Hohe jagdliche Gesinnung Auf die Pfiege dieser Gesinnung und auf die Aus- und Fortbiidung unserer Jägerschaft iegt der Landesjagdverband in Zusammenar beit mit der Jagdbehörde besonderen Wert. In diesem Zusammenhang muß die hohe de mokratische Einstellung der Jägerschaft her vorgehoben werden. Nur dadurch ist es mög lich, daß die im Gesetz vorgesehenen Organe und die Selbstverwaltung der Jäger schaft so klaglos funktionleren. Im Rahmen der Weiterentwicklung des ober österreichischen Jagdrechts könnte daher ein weiterer Rückzug der Behörde aus dem Jagdwesen überlegt werden. Wegen des gu ten Funktionierens der Selbstverwaltung in nerhalb der Jägerschaft wäre zu überlegen, ob nicht etwa in der Frage der Trophäenbe wertung der Jägerschaft noch mehr Autono mie und Selbständigkeit eingeräumt werden sollte. Die Beurteilung einer Trophäe und die Ahndung von Fehiabschüssen könnten so auch einer Internen Schledsstelle der Jäger schaft überlassen werden, die die Angele genheiten ohne behördliches Tätigwerden 57

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