Johann Rint (1815—1876), Schnupftabaksdose, längsovale Holzdose mit Darstellung des Todes von Gunther, des sagenhaften Sohnes von Herzog Tassilo (Gründungslegende von Kremsmünster) bei der Eberjagd, Links im Hintergrund der Hirsch, der mit seiner Erscheinung (Kreuz zwischen dem Geweih) zur Gründung des Stiftes Kremsmünster führte. Kunstsammlungen der Benediktinerabtei Kremsmünster. — Foto: Franz Gangl, Linz I e hohen Ehren gehalten. Kleine Glieder dieser Ketten wurden in Form eines Ringes, als Kreuz oder Schlüssel vom Papst an hochge stellte geistliche oder weltliche Persönlichkei ten verschenkt. Einen derartigen Schlüssel erhielt auch St. Hubertus, dieser Schlüssel befindet sich heute noch in Luik, in der Kirche des heiligen Kreuzes, er ist reich verziert und 37 cm lang. Mit Hirsch, Pferd, Hunden, Jagd horn, Mitra und Stab gehört der Schlüssel zu den Attributen des Heiligen. Die Verehrung des hl. Hubertus hat auch zur Aufstellung zahlreicher Hubertuskapellen in Oberöster reich geführt. Das jagdliche Brauchtum ist so alt wie die Jagd selbst. Schon der Mensch der Steinzeit war vom Sammler zum Jäger geworden. Die Jagd war ursprünglich die Grundlage der menschlichen Existenz. Auch das Brauch tum hat sich im Laufe der Zeit verändert, den Zeiten angepaßt; aber einzelne Bräuche sind sehr alt und haben Jahrhunderte überdauert, wie der Erlegerbruch, von dem — wie auch vom „letzten Bissen" — schon Wolfram von Eschenbach um 1200 zu berichten weiß. Ur sprünglich wurde nur dem Erleger eines Rot hirschen oder starken Keilers ein Bruch über reicht, heute jedoch dem Erleger eines Stückes Schalenwild, Auer- oder Birkwild, Fuchses oder Murmeltieres. Der Erleger- oder Schützenbruch wird in der Regel vom Jagdherrn, bei einer Pirsch vom Jagdführer, bei einer Nachsuche vom Schweißhundeführer überreicht. Der Bruch wird mit dem Schweiß des erlegten Stückes benetzt und auf dem abgenommenen Hut oder auf der blanken Klinge des Hirschfän gers — Bruchstelle in Richtung Erleger — mit einem „Weidmannsheil" dem Erleger mittels der linken Hand dargeboten. Der Erleger er greift den Bruch mit der linken Hand und drückt dem Übergeber mit „Weidmanns dank" die rechte Hand. Der Bruch wird im Ge gensatz zum Standes- bzw. Trauerbruch auf der rechten Seite des Hutes getragen. Diese Trageweise ist erst nach dem Krieg aufge kommen. Bis dahin wurde der Erlegerbruch durch Jahrhunderte auf der linken Seite ge tragen. Irgendwelche Jagdpäpste haben dann plötzlich aus unerfindlichen Gründen gefunden, der Erlegerbruch sei rechts zu tra gen. Da man Erlegerbruch und Standes bruch nicht zur selben Zeit tragen kann, war die Änderung in meinen Augen völlig über flüssig, oder man hätte den Standesbruch eben rechts getragen. Der Standesbruch als Trauerbruch wird beim Begräbnis eines Jägers als letzter Gruß in die Gruft nachgeworfen. Neben dem Erleger- und dem Standesbruch gibt es eine Reihe von Brüchen, die im prakti schen Jagdbetrieb als Verständigungsmerk male dienen, wie Hauptbruch, Leitbruch, An schußbruch, Fährtenbruch, Standplatz bruch, Wartebruch und Warnbruch, schließ lich der Inbesitznahmebruch, mit dem ange sagt wird, daß das Wild von einem Jagdbe rechtigten erlegt wurde. Der „letzte Bissen" wird bei männlichen Stücken quer durch den Äser bzw. das Ge brech bei Sauen, bei Auer- und Birkhahn durch den Schnabel gesteckt, quasi als Wegzehr. Der Bruch ist ein abgebrochener — nicht ab geschnittener — grüner Zweig von den soge nannten „gerechten Holzarten", als da sind: Eiche, Erle, Tanne, Fichte, Kiefer, Latsche, Zir belkiefer. Andere Zweige finden nur dann Verwendung, wenn keine der gerechten Holz arten am Erlegungsort vorhanden ist. Ein wichtiger Bestandteil des Brauchtums, der heute noch volle Bedeutung hat, ist die Jägersprache, die Zunftsprache der deutsch sprachigen Jäger. Die deutsche Jägerspra che ist sehr alt. Die ersten Anfänge weidmän nischer Ausdrucksweise, die von der Umgangssprache bewußt abweicht, finden wir bereits in Jagdschriften und Urkunden des 7. und 8. Jahrhunderts. Im Vergleich zu anderen Zunftsprachen — die Jägerei ver steht sich als eine Art Zunft — ist sie die ausgebildetste, reichhaltigste, sich ständig weiterentwickelnde Sprache. Sie ist gekenn zeichnet durch eine lebendige, klare und far bige Ausdrucksweise, die etwa 6000 ver schiedene Worte umfaßt, wovon etwa 3500 als allgemeiner Grundbestand betrachtet werden können. Heinrich Wilhelm Döbel nannte in seiner „Neu eröffneten Jägerpractica (1746)" die nicht gerechten Jäger, welche die Jägersprache nicht beherrschten, ver ächtlich „Federschützen" oder „Bönhasen". Sie ist zwar nicht verbindlich, jedoch kenn zeichnend für den gerechten Jäger; viele Be griffe und Ausdrücke sind mundartlich und auf bestimmte Gegenden beschränkt, beson ders mannigfaltig ist sie in den Alpenländern.
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