Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 3, 1986

Jagdliches Brauchtum Alfons Wunschhelm Sprechen wir vom jagdlichen Brauchtum, so denken wir wohl zuallererst an den Kult um die Schutzpatrone des Weidwerks, an den hl. Eustachius und den hl. Hubertus. St. Eusta chius ist der ältere. Er war ein römischer Feld herr zur Zeit Kaiser Trajans (98—117) namens Placidus. Der Sage nach soll er ein leiden schaftlicher Jäger gewesen sein, dem eines Tages ein Hirsch erschien, der zwischen sei nem Geweih ein umstrahltes Kreuz zeigte. Tief betroffen, entsagte Placidus dem Jagd vergnügen, bekehrte sich zum Christentum, nahm den Namen Eustachius an und starb um 120 unter Kaiser Hadrian als Märtyrer. Im 5. Jahrhundert wurde er heiliggesprochen und Schutzpatron der Jagd, der Jäger und der Jagdhunde. Er übernahm im lateinischen Machtbereich die Funktion der heidnischen Diana. Antonio Pisanello (1395—1455) hat in seinem berühmten Bild „Die Vision des hl. Eustachius" die sagenhafte Begegnung fest gehalten. Hubertus wurde 670 oder 672 geboren und war der Sohn Bertrands, Herzog von Guienne. Nach dem Tode seiner Gattin zog er sich aus dem höfischen Leben zurück und wurde im Jahre 700 vom Papst zum Bischof von Ton gern (Lüttich) ernannt. Er starb 727 oder 730 und soll in der Abtei St. Hubertus in den Ardennen begraben sein. In späterer Zeit ent deckte man den Schlüssel des Hubertus, der glühend gemacht und auf die Wunde gelegt, die ein tollwutkrankes Tier verursacht hatte, vor einer Tollwuterkrankung schützen sollte. Johann Georg Schwanenthaler (1740—1810), Bekehrung des hl. Hubertus, um 1775, Kleinplastik (Holz) im oberösterreichischen Jagdmuseum Schloß Hohenbrunn. — Foto: Elfriede Mejchar, Wien Im 15. Jahrhundert wurde Bischof Hubertus heiliggesprochen und plötzlich hieß es, er sei ein großer Jäger gewesen. Die Begegnung mit dem kreuztragenden Hirsch wurde ihm zugeschrieben und er wurde nun auch Schutzpatron der Jagd, der Jäger und der Jagdhunde. Im germanischen Raum ver drängte er St. Eustachius. Seit dem 17. Jahr hundert wird am 3. November von den christ lichen Jägern des deutschsprachigen Raumes sein Namensfest feierlich began gen. Häufig findet an diesem Tage eine Treib jagd oder ein Riegler statt, wobei den Ab schluß eine Hubertusmesse bildet, die von Parforcehörnern geblasen wird, sowie ein fei erliches Streckenlegen bei Fackelschein. In deutschen Landen ist das Bild „Die Bekeh rung des Hubertus" von Wilhelm Rauber, ge malt 1842, die bekannteste und weitest ver breitete Darstellung. Es befindet sich in der neuen Pinakothek in München. Ein Wort noch zum Schlüssel des hl. Huber tus! Die eisernen Ketten, in die der Apostel Paulus in seinen letzten Lebenstagen ge schlagen wurde, wurden von den Christen in '• ■V -

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