Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 3, 1986

Kein Wunder also, die Faszination der Jagdausübung nahm schon in den frühen Jugendjahren Franz Josephs einen festen Platz ein, als Dreizehnjähriger erlegte er am 23. September 1843 seine erste Gams unter der Führung des erfahrenen Waldmeisters Rupert Pichler auf der Hohen Schrott nahe Ischl. Wie nachhaltig den jungen Erzherzog dieses Erlebnis bewegte, beweist die aus sei ner Feder stammende Beschreibung, welche ihm von seinem damaligen Lehrer als Auf satzthema gestellt worden war. Dieser von einfühlender Naturbeobachtung und erfüllter Jagdpassion gekennzeichnete Aufsatz wurde sogar bei der 1. Internationalen Jagdausstel lung 1910 in Wien der Öffentlichkeit präsen tiert. Auch im späteren Leben des Kaisers nahmen Jagdschilderungen und die dabei empfundenen Freuden einen festen Platz in seinen so zahlreichen Briefen und Korre spondenzen ein. Doch zurück! Welche weiteren Beweggründe gab es, die den Monarchen die jagdlichen Bindungen zu Oberösterreich und im speziel len zum Salzkammergut so eng knüpfen lie ßen? Erzherzog Franz Karl, der Vater Franz Josephs, hatte zusammen mit Erzherzog Ludwig, einem jüngeren Bruder Johanns, seit den vierziger Jahren des vorigen Jahr hunderts eine Jagd im Kammergut inne. Dieses Jagdgebiet ist seit jeher von den Lan desfürsten frequentiert und geschätzt wor den. So nahmen auch die anfangs schon er wähnten Familienmitglieder nachweislich an Gamsjagden im Höllengebirge, am Traun stein und auf der Hohen Schrott bei Ischl teil. Der junge Franz Joseph liebte als beschauli cher Jäger besonders die einsame Pirsch auf den frühmorgens balzenden Auerhahn, die er zunächst im Reichenauer Revier aus übte, später jagte er mit Vorliebe im Raum Mürzsteg-Neuberg, dann im Gebiet um Eisenerz, schließlich faszinierte ihn die kör perlich stark herausfordernde Hochgebirgsjagd des Salzkammergutes, welcher er bis zu seinem letzten Pirschgang am 14. Juli 1914 im Forstort Pölitz, Mitterweißenbach, treu blieb. Im Jahr 1849 wird Ischl kaiserliche Sommer residenz. Mit dem im Jahr 1857 beendeten Um- und Ausbau der Kaiservilla verfügte Franz Joseph über ein eigenes Sommerquar tier, das zum Ausgangspunkt für fast sechs Dezennien erlebnisreicher Jagdausflüge im Hochgegirge wurde. „Meine Jagd", so nannte der Kaiser die Salzkammergut-Hofjagd, die damals unter den Perlen der kaiserlichen Jagdgebiete einzureihen war und wohin sich Franz Joseph in den Sommermonaten zu rückzog, um sich von den Regierungsge schäften zu erholen. / ft ' 3 IT - V. Kaiser Franz Joseph im Hochgebirge mit seinem „Ischler Stutzen" im Anschlag, Kreidezeichnung von Franz v. Pausinger (1839—1915). — Foto: Elfriede Mejchar, Wien Rechts: Vorderer Langbathsee, „Nach der Rückkehr von der Gamspirsch", Im Hintergrund das kaiserliche Jagdhaus, Tuschzeichnung von Jakob Emil Schindler (1842—1892). - Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek 36

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