Jagdtasche aus Leder mit Applikation, Salzkammergut, 1843 I Ii ■'jj I s> Hirsch schießenden Jäger hebt er die Funk tion dieser Tasche augenscheinlich hervor. Auch die Möbel eignen sich für die Darstel lung jagdlicher Szenen. Im 17. Jahrhundert wurde es zudem beliebt, solchen Bildergeschichten eine humoristi sche und parodistische Note zu verleihen. Da jagen und braten dann die Hasen den Jäger, rudert der Fuchs die Gänse in einem Kahn über den See oder fährt die von Hunden ge zogene Kutsche mit Hasen dahin. Hier wird die Weit bewußt auf den Kopf gestellt. In lite rarischer Form begegnet uns die Vermensch lichung der Tiere in der Fabel. Vom sagenhaf ten Erzähler Aesop über die mittelalterlichen Tierbücher (Bestiarien), die französische Fuchsdichtung (Roman de Renart) und ihrer deutschen bzw. niederländischen Entspre chung als Reinecke Fuchs bzw. Reinaert de Vos läßt sich eine direkte Linie bis zu Goethes gleichnamigem Tierepos ziehen. Tierfabei und Spruchdichtung fanden früh ihre bildliche Entsprechung. Am bekannte sten ist wohl das Hasenhaus in der Augustusburg des Kurfürsten August. Auch in Wien gab es ein Hasenhaus mit entsprechender Fassadenmalerei. Darstellungen von der „verkehrten Weit" wurden im 17. Jahrhundert auf Bilderbögen häufig aufgelegt und weit verbreitet. Von solchen Kupferstichen dürften dann die Fayencemaler ihre Vorlagen ge nommen haben. Für die Fayencen der Obermillner-Werkstätte in Salzburg, die durch die kobaltblaue Mäanderverzierung leicht zu er kennen ist, wurden die Motive der „verkehrten Weit" zu einem besonderen Markenzeichen. Hier sieht man dann auf einem Teller Hasen dargestellt, die sich wie Herren an einem gastlichen Tisch gütlich tun, die den Jagd hund an der Leine führen oder ihn als Reittier benützen und dazu wie die Jäger das Horn blasen. Majolikateller mit Darstellung der „verkehrten Welt", Obermillner-Werstätte, Salzburg, um 1690 30
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