ten Rolle der Jagd in unserer Gesellschaft. Jagd Ist heute nicht mehr das Vorrecht eines Standes, sondern für jeden zugänglich, der bereit Ist, die nötigen finanziellen Mittel dafür aufzubringen. So gesehen bildet die Jäger schaft allerdings nach wie vor eine spezielle gesellschaftliche Gruppierung, die sich be kanntlich durch eine eigene Sprache, artlflzlelle Kleidung und entsprechendes Verhal ten hervorhebt. Unter diesem Gesichtspunkt erscheinen auch die unzähligen Hubertuska pellen, die In den letzten Jahren wie Pilze In der Landschaft herauswuchsen. In einem be zeichnenden Licht. Sie sind wohl Ausdruck für das Bemühen um die Weiterführung der adeligen Tradition des Weidwerks und als ein Symbol für die Besinnung auf das heilige Ide al der Jäger zu werten. Die kulturellen Äußerungen Im Zusammen hang mit der Jagd sind daher nicht nur unter maglsch-rellglösen Gesichtspunkten zu be trachten. Ebenso reicht eine Bewertung nach ästhetischen Gesichtspunkten nicht aus, das Phänomen der Jagd In der Volkskunst zu er gründen, sondern es Ist auch Ihre gesell schaftliche Bedingtheit zu berücksichtigen. Abbildungen vom Jäger und seinem Wild sind Immer auch Spiegel Ihrer Zelt. Die Volkskunstforschung weist In diesem Zu sammenhang zu Recht auf die enge Verbin dung früher jagdlicher Darstellungen mit der adeligen Blldkunst des Mittelalters hin. Der berittene Jäger, wie er sich In der Praxis etwa In der englischen Hetzjagd erhalten hat, war das gestaltllche Vorbild für die Jägerdarstel lungen des Mittelalters. In das ländliche Mi lieu fanden solche Motive am ehesten durch die Erzeugnisse der Hafner Eingang. Sie bil deten auf Ihren grauen Ofenkacheln den be rittenen Jäger ab. Neben dem Jagdherrn gab es auf den Kacheln aber auch Darstellungen vom Junker, der das Jagdhorn bläst und an dessen geschulterter Lanze die erbeuteten Hasen baumeln. Der Hirsch mit dem Lebens kraut darf darauf nicht fehlen. Auf einem mit teldeutschen Milchglaskrug aus dem 17. Jahrhundert bildete der Glasmaler die Szene einer Netzjagd ab. Sie enthält sämtliche Ele mente der mittelalterlichen Bildersprache, weist mit Ihrem erzählenden Inhalt aber In die neue Epoche. In der Renaissance zeichnet sich die Volkskunst nämlich durch die bildhaf te Gestaltung von Geschichten aus. Nicht mehr der einzelne Jäger, sondern — wie auf dem Milchglaskrug — ganze Jagdszenen werden dargestellt. Für derartige Gestaltun gen eignen sich die Ausrüstungsgegenstän de des Jägers ganz besonders. Neben den Pulverhörnern sind es die ledernen Jagdta schen, auf deren Klappen der Säckler durch Absteppen oder Applikation sein handwerkli ches Können beweist. Mit dem auf einen 29
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