Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 3, 1986

.M I V "'Ir: V i\ wÄ* PÜK; Vp^i). man als den Auferstandenen deuten. In der ctiristlichen Legende erscheint der Hirsch mit einem strahlenden Kreuz zwischen seinem Geweih. Sein Anblick bewirkte bei den adeli gen Jägern Eustachius und Hubertus eine Umkehr vom ausschweifenden Lebenswan del zu einem heiligen Leben und eine Mäßi gung ihrer Jagdleidenschaft. In Fallsbach bei Wels wurde ein ähnliches Jagdmotiv zum Gnadenbild einer lokalen Wallfahrt. Hier er schien anstelle des Kreuzes eine Madonna zwischen den Geweihstangen, als der Jäger gerade auf das Tier anlegte. Zur Sühne für seine Sonntagsjägerei iieß er dann um die Mitte des 16. Jahrhunderts eine Kapelle erbauen. Die Verehrung des hl. Eustachius und vor allem des hl. Hubertus, die voneinander kaum zu unterscheiden sind, zeigt sich in ver schiedenen plastischen Darstellungen aus Holz oder in Elfenbein geschnitzt. Mit Hilfe entsprechender Risse wurden die beiden Jagdheiligen hinter Glas gemalt. Auch Votlvbilder und Marterl mit derartigen Motiven ha ben sich erhalten, wenngleich gesagt werden muß, daß der hl. Eustachius und der hl. Hu bertus nicht eigentiich eine volkstümiiche Verehrung erfuhren. Jagd war eben in alter Zelt ausschließlich ein Vorrecht der Landes herren, des Adels und der Grundbesitzer. Jagd war Herrenjagd. Die Städter, Bürger und Bauern, also gerade jene Bevölkerungs gruppen, deren Gebrauchsgut man gegen Ende des 19. Jahrhunderts unter dem Begriff „Volkskunst" zu entdecken, schätzen und zu sammeln begann, waren von der Jagd aus geschlossen. Auch die Berufsjäger und ihre Helfer bei den Treibjagden rangierten in der Links: Hl. Hubertus, Votivbild, Öl auf Leinwand, Rampersdorf, Oberösterreich, 1767 Rechts: Milchglaskrug mit Netzjagddarstellung, Mitteldeutsch, 17. Jahrhundert. — Foto: Mayer, Wien Sozialhierarchle an untergeordneter Stelle und traten kaum in Erscheinung. Beim einfa chen Volk bestand daher kein Anlaß zu einer „heiligen" Ermahnung wegen Jagdleiden schaft. Im Gegenteil. Die Landbevölkerung hatte unter der rücksichtslosen Hege des Wil des sehr zu leiden und griff im Zorn über den Eigennutz der Obrigkeit zur Selbsthilfe. Von einem solchen Aufstand aus der Gegend von Enns aus der Zelt um 1720 hat sich ein ein drucksvolles Bildzeugnis erhalten, das heuer in der Prinz-Eugen-Ausstellung in Schioßhof zu sehen ist. Angesichts des fürstlichen Jagdschlosses wird einem der Gegensatz zwischen Freud und Leid der Jagd beson ders deutlich. Das gilt auch für Schloß Hohenbrunn. Die gegenwärtige Wertschätzung des hl. Hu bertus beruht daher auf einer völlig geänder28

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