Links: Schloß Neuwartenburg, Blick aus dem Ehrenhof auf die Torpavillons. Foto: Elfrlede Wöhry, Linz Ions für die Zuschauer und Schießschirme für die Schützen aufgebaut. Nach dem Mit tagessen in Schloßhof wurden die Gäste mit farbenprächtig geschmückten Schiffen über die March gebracht, dann trieben Bauern das Wild den Berg herunter auf den Fluß zu, wo es ins Wasser springen sollte. Die verstärkte Herde wendete aber und durchbrach den Kordon. Das gewaltige Hirschrudel richtete einigen Schaden an und verletzte manchen Treiber. Maria Theresia bat dann, die Jagd abzubrechen und die Tiere freizulassen. Der eigentliche Erbe der jagdfreundlichen Tradition des Kaiserhauses war Franz von Lothringen. Maria Theresia hatte für ihre eigene Person kein Interesse an der Jagd. So berichtet als zuverlässiger Zeuge Obersthof meister Fürst Khevenhüller in seinem Tage buch: „Den 26. (September 1743) kamen die Herrschaften herein auf Mittag und spei sten bei der Kaiserin. Nachmittag aber ver fügten sich dieselbe auf die bürgert. Schiesstaat, um dem von der Königin gegebenen Freischießen beizuwohnen. Der Herzog schießete selbsten; die Königin aber, umwillen sie feuerscheu und auch sonsten von Ju gend auf keine Liebhaberin von Schießen und Jagen gewesen ist, ließe für sich heben und spülte indessen eine Partie Piquet in der für die Herrschafften zur Retirade zugerichte ten Schießhütten." Das galt nun keineswegs für alle Habsburge rinnen. Die Mutter Maria Theresias, die schö ne Braunschweigerin Elisabeth, war eine vor zügliche Schützin, die Schwestern Kaiser Karls VI., die Erzherzoginnen Maria Elisabeth und Maria Magdalena, nahmen an vielen Jagden teil, griffen fleißig zur Flinte, auch wenn ihre Treffsicherheit mit der Jagdleiden schaft nicht Schritt halten konnte. Die Jagdlust des kaiserlichen Hofes hatte nicht nur in den kaiserlichen Forsten, son dern auch bei den adeligen Wildbannbesit zern in der Barockzeit eine so übermäßige Wildhege zur Folge, daß dies zu einer schwe ren Gefährdung der Landwirtschaft führte und die wirtschaftliche Lage der Bauern be einträchtigte. Da die Untertanen die schuldi gen Abgaben und Dienste nicht mehr leisten konnten, nahmen sich sogar die Obrigkeiten ihrer an. 1658 beschwerten sich die Untertanen des Klosters Garsten, daß sie durch das Wildbret arg geschädigt würden, Hirsche vernichteten das Getreide, das Kraut und die Rüben. So wie hier die Mühlviertier richteten 1662 die Untertanen an der Enns aus klösterlichen und weltlichen Herrschaften eine Sammelbe schwerde an den Kaiser: Rudel bis zu hun dert Stück Rotwild täten ihnen immensen Schaden! 1675 traten die Rentbeamten von Steyr für die geschädigten Untertanen zu Kronstorf ein, 1676 beschwerten sich die Bau ern am Strengberg, worauf der Kaiser vom Landesjägermeister ob der Enns — zu des sen Bereich damals diese niederösterreichi schen Forste gehörten — einen Bericht anfor derte. In den folgenden Jahrzehnten ist von Beschwerden über die Steyrer Jäger zu hö ren, die sogar Zäune und Einfriedungen nie derrissen, um dem Wild freien Lauf zu ver schaffen. Im bayerischen Wald und in Falkenhaus Im Schloßpark von Neuwartenburg. Foto: Elfrlede Wöhry, Linz 22
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