Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 3, 1986

Darstellung eines Hauptjagens, Öl auf Leinwand, um 1720, 168 X 300 cm, aus Vaduz, Sammiungen des regierenden Fürsten von Liechtenstein, Katalognummer 19.1 der Aussteilung „Prinz Eugen und das barocke Österreich". Die Schriftieitung dankt Herrn Univ.-Prof. Dr. Kari Gutkas, dem wissenschaftlichen Aussteiiungsieiter der Aussteiiung in den Marchfeidschiössern Schloßhof und Niederweiden, für die Vermittiung dieser beiden Abbiidungen engung wurden Jagdschirme oder Pavillons aufgestellt, an denen das Wild vorbeigetrie ben wurde. Dort standen der kaiserliche Jagdherr und seine Familie sowie die vor nehmsten Jagdgäste. Bei der im Bild festge haltenen Hofjagd wurden 419 Hirsche und 150 Tiere nebst Rehen und Schweinen vor beigetrieben und von der kaiserlichen Fami lie 50 Stück erlegt. An der Jagd selbst beteiligten sich auch die Damen. Besonderes Vergnügen hatten diese bei einem damals sehr geschätzten „Sport", bei dem „Fuchs- und Dachsprellen": Die Tie re wurden mit Netzen so lange in die Luft ge schnellt, bis sie umkamen. Man muß aller dings hinzufügen, daß dazu auch eine Portion Geschicklichkeit notwendig war. Beim Praterfest am Schluß der Fastenzeit war in Wien ein großer Platz ausgesteckt und abgeplankt. Beim Eingang hatte man einen Pa villon für die kaiserliche Familie errichtet, seitlich standen für den Adel geräumige Log gien bereit. Junge Kavaliere hielten die auf dem Boden liegenden Netze an den Enden. Wenn eines der freigelassenen Tiere zwi schen den Tribünen herumirrte und dabei auf ein solches Netz kam, dann galt es, mit einem plötzlichen Ruck den Fuchs oder Dachs in die Luft zu schleudern. Bei der ei gentlichen „Hetze" wurden dressierte Wölfe auf Wildschweine oder auf einen ungari schen Stier losgelassen, 1737 wurde ein eige nes „Hetztheater" eröffnet, nach dem heute noch eine Gasse im dritten Wiener Gemein debezirk benannt ist. Kaiser Karl VI. ließ sich gerne in Jagdklei dung porträtieren. Wegen seines Sehfehlers mußten die Gewehre des stark kurzsichtigen Kaisers mit Monokeln bestückt werden. Im Jahre 1732, während der Reise von Prag nach Karlsbad, wurde eine Hirschjagd in Brandeis bei Prag veranstaltet; Karl VI. schoß so unglücklich an einem Hirschen vorbei, daß er den Oberstallmeister Adam Franz Fürst Schwarzenberg tödlich verletzte. Auch ins Land ob der Enns ist Kaiser Kari VI. zu Jagden gekommen. Graf Saint Julien Wallsee hatte für einen Jagdaufenthait des Kaisers das Schloß Neuwartenburg erbauen lassen. Bartolomeo Altomonte (1693/94— 1779) entwarf dazu das Deckenfresko (1731). Im Zentrum sieht man den von Genien be grenzten Chronos mit dem Ewigkeitsring, dem der Sommer und der Frühiing ihre Ga ben darbieten. Darunter sind Winter und Herbst dargestellt. Bartolomeo Altomonte quittierte für das Fresko am 14. Juli 1731 20

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2