Hofjagd in Oberösterreich — Kaiser Karl Vi. und Neuwartenburg Georg Wacha Heuer — 1986 — finden In Österreich zwei Ausstellungen statt, die die Barockzelt zum Thema haben. Anläßlich des 200. Todestages des Prinzen Eugen wird In den Marchfeldschlössern Schloßhof und Niederweiden ein Überblick über seine Zelt gegeben. Ein Kapi tel davon behandelt die Jagd als höfisches und adeliges Vergnügen, aber auch als Un tertanenlast. Die In St. Florian präsentierte „Welt des Barock" nimmt mehr auf die künst lerisch-religiöse Seite Bezug, doch wäre auch hier ein Hinwels auf die Jagdleiden schaft angebracht, da diese nicht nur den weltlichen Adel, sondern auch die hohe Geistlichkeit erfaßt hatte. Man muß dazu nicht bis nach Salzburg an den Hof des Fürsterzbi schofs gehen. Fast alle Herrscher der Neuzelt haben den Raum Linz aus Gründen der Jagd besucht. Kaiser Maximilian I. war, wie sein seit 1500 aufgestelltes Itlnerar festhält, zu häufigen, wenn auch nur kurzen Besuchen In Linz, die er gewöhnlich mit Jagdaufenthalten In Ebels berg oder Neusachsenburg verband. Er hielt sich hier In den Jahren 1500,1501,1511,1512, 1514,1517 und 1518 auf. In den Tiergarten bei der Linzer Burg Heß er 1518 zwei Steinböcke bringen und gab schriftlichen Auftrag für Ihre Fütterung. Das Schloß Neusachsenburg am Fuß des Kürnbergerwaldes, später Neubau genannt, Ist zu dieser Zeit als Jagdhaus neu errichtet worden. Der Regierungsbaumelster für Österreich, Hans Geyer, hatte 1508 vom Kaiser Gelder zu einem Brückenbau über die Donau bei Hainburg und zum „Schlossbau zu Newen Sachsengang Wellser hayd" erhalten. Besonderes Interesse nahm Maximilian I. an der Anlage von Hasengehegen, sogenann ten Künigl-Gärten. 1504 Heß er eines bei der Burg anstelle des jetzigen Tummelplatzes an legen, bei einer Transferierung 1509 wurden 30 bis 40 Hasen aus dem Welser Gehege herbeigeschafft. Auch bei Schloß Sachsenburg-Neubau und auf dem Guglberg In Gmunden hatte Maximilian solche Hasenge hege. Der kaiserliche Forstmeister In Scharnsteln, Friedrich Jäger, wurde 1509 als Haspel melster nach Wien berufen und Heß das berühmte Hasenhaus In der Kärntnerstraße nach den Angaben des Kaisers mit Hasen szenen bemalen. In der Linzer Burg wurde Im Fasching 1501 vor Maximilian, seiner Gattin Bianca Maria Sforza und den Söhnen des Herzogs von Malland, des Ludovico II Moro, Francesco und Maximlllano, das Spiel von der Diana (Ludus DIanae) aufgeführt, an dem die be rühmtesten Humanisten der Zelt — Celtls, Grünpeck, Bonomus, Lang und Ulsenlus — mitwirkten. Das Dianenspiel Ist eines der er sten Renaissancedramen In Deutschland, es tritt darin zwar Diana mit Sylvanus und BacKaiser Karl VI. in Jagdkleidung, Öl auf Leinwand, um 1730, aus dem Jagdmuseum Marchegg, Katalognummer 19.3 der Ausstellung „Prinz Eugen und das barocke Österreich" In den Marchfeldschlössern Schloßhof und Niederweiden vom 22. April bis 26. Oktober 1986 chanten auf, die politische Nebenabsicht des Stückes war aber, den Kaiser zum Türken krieg zu veranlassen. Während von Ferdinand I., der In den ersten Jahrzehnten seines Aufenthaltes In Öster reich Im Linzer Schloß die Wintermonate ver brachte, wenig über Jagdabenteuer bekannt Ist, weiß man von Maximilian II., seinem Sohn und Nachfolger, daß er 1569 einen Hirsch brunnen Im Kürnbergerwald aus gehauenem Steinwerk errichten Heß. In der Zelt des Bruderzwistes und In den fol genden Auseinandersetzungen mit dem „Ketzernest" sank das Interesse des Hofes an einem Aufenthalt Im Land ob der Enns und an Hofjagden hierzulande. Als aber zur Zelt der Pest In Wien Kaiser Leopold I. In Prag und dann In Linz Zuflucht suchte, nützte er den Aufenthalt Im September 1680 zur Inspektion der Salzbergwerke und begab sich auch zu einem Fischfang zum Grafen von Salburg nach Gmunden. An dem nach den Bauern kriegen wieder aufgebauten Schloß Orth scheint der Kaiser derartigen Gefallen gefun den zu haben, daß er 1689 den Besitz um 130.000 Gulden von den Brüdern Gotthard Heinrich und Franz Ferdinand Graf Salburg erwarb; allerdings waren auch wirtschaftliche Gründe (Besitzabrundung) für den Ankauf maßgebend. Bei dergleichen Reise kam Kai ser Leopold I. auch nach Ischl und nahm an einer Jagd auf Gemsen (Camozze) teil. Aber erst In den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts kam es unter Kaiser Karl VI. zu einem Höhepunkt der höfischen und adeli gen Jagdkultur. Der Kaiser führte ein eigenes Tagebuch, In dem er seine Jagderfolge fest hielt, auch das wienerische Diarium berichtet ständig über die Jagderfolge des Herrschers. Das Kalenderjahr war für Ihn In Jagdsalsonen geteilt. Nach der Fastenzelt — In der es keine Jagd gab — fuhr man zum Fuchs- und Dachsprellen oder zur Schnepfenjagd In den Prater, Ende April übersiedelte der Hof nach Laxenburg, wo alles für die Beizjagd mit Fal ken auf Federwild eingerichtet war. Im Juni wechselte man In die Favorlta zur Rotwlldjagd. Ende August folgte eine große Wasser jagd an der Donau, dann begab man sich für zwei Wochen nach Halbturn, damals In Un garn gelegen, zur Niederwildjagd, kehrte von dort entweder In die Favorlta zurück oder übersiedelte nach Kaiserebersdorf, wo eben falls ein wildreiches Revier zur Verfügung stand. Wenn man Ende Oktober wieder In die Hofburg übersiedelte, standen Jagden auf Schwarzwild In der Umgebung Wiens auf dem Programm. So brachten es der Kaiser und sein Hof auf jährlich hundert Jagdtage. Daß diese Jagden nicht Immer ungefährlich waren, konnte z. B. bei einer Jagd des Prin zen Eugen auf seinen Herrschaften Im Marchfeld festgestellt werden. Am 18. Okto ber 1728 wurde bei einer Jagd anläßlich von Prinz Eugens Geburtstag Graf Gundaker Alt hann von einem großen Hirschen zu Boden geworfen. Fürst Hartmann von Liechtenstein (1666— 1727) wurde 1712 von Kaiser Karl VI. zum Obersthof- und Landjägermeister ernannt und übte dieses Amt bis 1724 aus. In dieser Zelt organisierte er — wohl auf seiner Herr schaft Niederabsdorf an der Zaya — ein Hauptjagen, das von einem österreichischen Hofmaler Im Bild festgehalten wurde (Gemäl de In Vaduz, Öl auf Leinwand, 168x300 cm). Für eine Hauptjagd wurde das Wild von den zur Jagdrobot verpflichteten Bauern Tage vorher In einem Revier zusammengetrieben und schließlich auf engem Raum mit dem „hohen Zeug" aus Stangen, Sellen, Netzen und Tüchern eingeschlossen. An einer Ver19
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