Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 3, 1986

Raumpläne Erdgeschoß und Obergeschoß des oberösterreichischen Jagdmuseums Schloß Hohenbrunn. — Foto: Franz Gangl, Linz tätig und schließlich Leonhard Sattler, der Florianer Bildhauer, dem das groteske „PrinzEugen-Bett" im Stift zugeschrieben wird.® An Malern waren beschäftigt: „Johann Georg Faistenberger, der Spaliermaler in St. Florian Johann Christoph Heinz und . . . Matthias Müller".® Propst Födermayr war die Freude über die Vollendung seines „Denkmals als Bauherr" nicht mehr vergönnt — ein böses Schicksal für das neue Schloß, denn seine Nachfolger zeigten dafür kein besonderes Interesse mehr, so daß es mehr oder minder dem Ver fall überlassen wurde. Die Zeiten hatten sich einfach geändert, die Ära der barocken Prachtentfaltung war vorbei; vielleicht waren auch finanzielle Aspekte in den Vordergrund getreten. Ein „septentrionalischer Prospect", eine An sicht gegen Süden aus dem 18. Jahrhundert, zeigt uns diese „Monumentalisierung des oberösterreichischen Vierkanthofes"^ mit einem niedrigen Untergeschoß, wohl für öko nomische Zwecke und als Unterkunft für Do mestiken, und einem hohen repräsentativen Obergeschoß für den Prälaten und seine Gäste. Ähnlich wie beim Stift sind die Seiten durch leicht vorspringende Mittelrisalite unterbro chen. Im Mittelrisalit der Schauseite mit dem schönen Portal und der großzügigen Loggia befindet sich das Stiegenhaus, ähnlich konzi piert wie im Stift St. Florian, doch ohne des sen Großzügigkeit. Im Südtrakt erhob sich ein hoher Turm, der im beginnenden 19. Jahrhundert abgetragen wurde. Ihm verdankt das Schlößchen den Na men „Hohenbrunn", für ein Jagdschloß eine gewiß seltene Bezeichnung. In diesem mit einer barocken „Zwiebel" bedeckten Turm wurde einst Wasser hochgepumpt, um die Wasserversorgung des Stiftes zu gewähr leisten. Auch hier bietet das Torstöckl eine Inschrift: „Nachdem das Alt zu Schimpft gekhomen den Namen hochbrün hab ich genomen" (1729). Mit dem Namen Pfaffenhofen hatte man ver ständlicherweise nicht mehr recht viel Freude gehabt. War der Name Pfaffe in alten Zeiten wohl ein Ehrenname für einen Geistlichen, so wurde er mehr und mehr abwertend ge braucht; Schicksal eines Wortes! Die Nichtbenützung rächte sich, denn bald war es vorbei mit der Herrlichkeit des (beab sichtigten) Lustschlosses. 1913 wurden auf grund einer tristen Schilderung der „Zentral stelle für Denkmalschutz" 24.000 Kronen für Rettungsmaßnahmen bewilligt, doch der Erste Weltkrieg verlagerte die Interessen und eine Sanierung mußte unterbleiben. Die Mit tel der armen Ersten Republik Österreich reichten nur für Pölzungsarbeiten (so schlimm war es also um unser Schloß schon bestellt) — und eine dringend notwendige Dachreparatur verhinderte schließlich der Zweite Weltkrieg. Über intensive Anregung des „Vereines Denkmalpflege" in Oberöster reich" nahm es das Stift auf sich, „trotz größ ter finanzieller Nachkriegsnöte ... mit der Dachreparatur zu beginnen. In den Jahren 1949—1953 wurden 220 m^ Lärchenschin deln aufgedeckt, nachdem vorher die Dach konstruktion durchgehend saniert worden war".® Das war die vorläufige Rettung. Nach dem es aber klar war, daß das Stift mit einer Gesamtrestaurierung überfordert gewesen wäre, wurde ein neuer Träger bzw. ein Käufer gesucht — vor allem ein adäquater Verwen dungszweck. Es gab viele Ideen: Most museum, Gästehaus des Landes Oberöster reich usw. Trotz all dieser Bemühungen verfiel der Bau immer mehr: „An Ort und Stelle zerbröckelten ... die Fassaden, fraß sich die Bodenfeuchtigkeit immer höher, hin gen Türen und Fensterläden lose in den An geln und drängte die Baufälligkeit nach bau polizeilicher Sperre".® Auch die neue Verwendung des Schlosses war keineswegs feudal zu nennen: Eine Orgelbauwerkstätte („Mauracher, dessen Verdienste um die Brucknerorgel in St. Florian unbestritten sind"^°) hatte hier bis 1926 ihr Domizil, Land arbeiterwohnten hier — und ihm Erdgeschoß war eine Mostpresse untergebracht. Das Jahr 1961 brachte dann die Sternstunde; Der „Verein zur Rettung und Erhaltung des Schlosses Hohenbrunn" wurde gegründet. Ein Mann wurde zum Präsidenten gewählt, den man heute mit Fug und Recht als den „Vater" des jetzigen Jagdmuseums bezeich nen kann, Dr. Alfons von Wunschheim. Un verzüglich begannen die Sanierungsmaß nahmen, vor allem der Kampf gegen die Feuchtigkeit in den Mauern. Mit dem Kauf des Schlosses durch den Verein fiei auch die Entscheidung über die Verwendung, nämlich als Oberösterreichisches Jagdmuseum. Die Basis für den weiteren Ausbau waren freiwilli ge Spenden, ganz besonders von der Jäger schaft, und Subventionen. Ein schwieriges Unterfangen, an das sich Dr. Wunschheim sichtlich mit gemischten Gefühlen erinnert. Die museale Dokumentation einer weidmän nischen Sammlung war in Oberösterreich be sonders schwierig, denn „Linz war nie eine landesfürstliche Residenz (von einiger Zeit des Mittelalters abgesehen — Anm.) mit prunkvoller Hofhaltung und entsprechender Ausstrahlung auf den eingesessenen Hochadel"^®, so daß es doch etwas bescheidener herging als anderswo, was sich naturgemäß auf die auf uns gekommenen Exponate nie derschlagen mußte. Auch sollten bestehende Museumstypen (Marchegg, Graz-Eggenberg) nicht nachge ahmt werden. So entschloß sich Dr. Wunschheim mit sei nem Verein, zwei Zielsetzungen zu vereinen: eine historisch-kulturhistorische und eine naturkundlich-jagdwissenschaftliche Dar stellung. Am 2. September 1967 wurde schließlich die langersehnte Eröffnung gefeiert: ein großes Ziel war erreicht worden. Heute präsentiert sich das Schloß Hohen brunn als perfekt restauriertes Juwel (zum Glück befanden sich im Stiftsarchiv St. Flo rian noch die Originalpläne, z. B. der Stucchi), aber auch als beispielhaftes Jagd museum, dessen rund 1200 Exponate sich aus Leihgaben des oö. Landesmuseums, von einigen Familien des obderennsischen Hoch adels, sowie vom Verein erworbenen Stücken rekrutieren. Wir wollen nun Hohenbrunn besuchen, um die herrlichen Räume, aber auch die didak tisch hervorragend gestaltete Jagdsamm lung zu bewundern. Von der Straße nach Wolfern bzw. Weichstet ten (St. Florian und Hohenbrunn können be kanntlich heute schon umfahren werden) ge hen wir zum Torstöckl und über den Kiesweg zum Hauptportal mit Leonhard Sattlers Sta tuen der römischen Jagdgöttin Diana (grie chisch: Artemis) und des Aktaion, eines Voyeurs der griechischen Sage, der zur Strafe dafür, daß er Artemis und ihre Nymphen im Bade überrascht hatte, in eine Hirschkuh ver wandelt und von Hunden zerrissen worden sein soll.^® Die folgenden Ausführungen mögen nicht als exakte Führung verstanden werden, das macht der Cicerone im Schloß, dem man die Liebe zu seinem Metier anmerkt, viel besser, eher als Rundgang; sozusagen als Appetit anregung möchten wir einige Besonderhei ten herausholen, die den Leser veranlassen sollen, einen Besuch Hohenbrunns in sei nem Terminkalender vorzumerken. Die Räume des Erdgeschoßes sind eher jagdkundlich zu verstehen, wenn auch man ches Historische hier seinen Platz hat. An dererseits findet die Jagdkunde im repräsen tativen Obergeschoß mit prächtigen Diora men eine adäquate Fortsetzung. Wenn wir uns zunächst nach rechts wenden, finden wir im Gang schon einen Vorge schmack: abnorme Rehgeweihe und Gamskrucken. Die rechten Räume des Erdgeschoßes bieten Lehrhaftes, wie eine albinotische Gams und einen ebensolchen Rehbock, eine räudige Gams, Darstellungen von Tag- und Nacht greifvögeln; Historisches, wie alte Jagd dokumente und -bücher, alte und moderne 10

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