Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 3, 1986

Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Jagd in Oberösterreich Dr. Alfons Wunschheim Jagdliches Brauchtum 2 Helmut Grassner Das oberösterreichische Jagd museum Schloß Hohenbrunn 9 Dr. Georg Wache Hofjagd in Oberösterreich — Kaiser Karl VI. und Neuwartenburg 19 Dr. Franz Grieshofer Jagd und Jäger im Spiegel der „Volkskunst" 27 Dr. Michael Salvator Habsburg-Lothringen Kaiser Franz Joseph I. und die Hofjagd im Salzkammergut 35 Gabriel O'Donell Wildparks und Tiergärten in Oberösterreich 45 Oberösterreich aktuell Landesrat Leopold Hofinger Die Bedeutung der Jagd in Oberösterreich 55 Landesjägermeister Hans Reisetbauer Jagd in Oberösterreich heute 59 Historische Landeskunde Karl Pilz Wie es in Alt-Goisern bei Hochzeiten zuging — Speisezettel aus der Zeit von 1821—1837 Kulturinformation Bücherecke 73 80 84 Literaturbeilage Elfriede Prillinger Der Schriftsteller, Essayist und Kritiker Theo Kihs 89 Theo Kihs Die Magiruslelter — Tagebuchauf zeichnungen einer Unbekannten 90 Gedichte 95 Umschlag: Eine Kostbarkeit aus der heurigen Sonder ausstellung „Jagd Im Barock" im oberöster reichischen Jagdmuseum Schloß Hohen brunn: Edeldame des 18. Jahrhunderts auf der Falkenbeize, Meissener Porzellan, Ende 19. Jahrhundert. Foto: Elfriede Mejchar, Wien. Gestaltung: Herbert Frledl. Autoren Heft 3/1986 Helmut Grassner, Wels Hauptschullehrer, Konsulent der oö. Lan desregierung für Volksbildung und Heimat pflege, Kulturjournalist Dr. Franz Grieshofer, Wien Oberrat am Österreichischen Museum für Volkskunde Dr. Michael Salvator Habsburg-Lothringen, Persenbeug und Wien, Historiker Leopold Hofinger, Linz Landesrat, Aufgabengruppe Agrarische Angelegenheiten Theo Kihs, Gmunden Schriftsteller und Kulturjournalist Gabriel Graf O'Donell, Neukirchen bei Altmünster Vorstandsmitglied und stellvertretender Geschäftsführer Österreichisches Forum für Natur- und Umweltschutz, Altmünster — Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Natur- und Umweltschutz, Wien Karl Pilz, Bad Geisern Kurdirektor in Ruhe, Schriftsteller und Kulturjournalist Elfriede Prillinger, Gmunden Professor, Direktor des Kammerhof museums Gmunden Hans Reisetbauer, Linz Landesjägermeister (OÖ. Landesjagdverband) Dr. Georg Wacha, Linz Senatsrat, Direktor des Museums der Stadt Linz Nordico Dr. Alfons von Wunschheim, Leonding Kommerzialrat, Präsident des Vereines zur Erhaltung des Schlosses Hohenbrunn, Ehrenmitglied der Österreichischen Dele gation beim Internationalen Jagdrat zum Schutz des Wildes (GIG) Die Schriftleitung dankt allen Autoren und Fotografen für ihre wertvolle Mitarbeit. Sämtliche Abhandlungen in diesem Heft sind Erstveröffentlichungen. Kulturzeitschrift Oberösterreich 36. Jahrgang, Heft 3/1986 Vierteljahresschrift: Kunst, Geschichte, Fremdenverkehr Erscheinungstermine: März, Juni, September, Dezember. Medieninhaber (Verleger), Herausgeber und Hersteller: LANDESVERLAG Gesellschaft m.b.H. A-4020 Linz, Hafenstraße 1—3. ISSN 0253-7435 Redaktion: Dr. Otto Wutzel, Dr. Elfriede Wutzel, A-402G Linz, Hafenstraße 1—3. Jahresabonnement (4 Hefte): S 396.—; Einzelverkaufspreis: S 110.— (Alle Preise inkl. 10 % MWSt.) Schwerpunktthema Heft 4/1986 Stadtbaukunst und Stadterneuerung in Oberösterreich Abbildung Seite 1: Jagdkalender, Wechselkalender für alle Mo nate, Aquarelliertes Hauptblatt mit handge schriebenen Einlageblättern für alle Mona te, ohne Signatur, um 1800, Kammerhofmuseum Gmunden, Ausstellung „Von den Pflantzen und Thieren. Naturhisto rische Graphiken und Druckwerke 16. bis 19. Jahrhundert". Im Bild: September mit den Sparten „brunfen" — „falzen" — „paa ren, nesten, brüten" — „ranzen" — „ram meln" — „setzen" — „werfen" — „Nahrung" — „Aufenthalt" — „monatliche Verrichtun gen" — „Jagderinnerungen". — Foto: H. G. Prillinger, Gmunden. Auflage kontrolliert NORMALPRÜFUNC Veröffentlicht Im Pressehandbuch Auflage dokumentiert Im Protokollbuch des ÖZV und unter der Btx-Nummer ' 2270 '

Kulturzeltschrift , ncita /, u/// . ///' /. y" \ ' / V 0 4' I' . V Ä,v«.i! V if' .!, txnf. .W ' /.//;) / !;/ ^ fr ■>' ■:■(■..// <■. / v\ y' ^.... v' ■t ■> Xv. ., ■■,.•1.1/ ,C 'H.' / ' ,w....-.;-' /„Ml'-.-/://,..M'.'*' •;..•? .1' ,.•■*' ,'i-<'t''7 .''■•'*■7' /•"•' '.■"•ry< y

Jagdliches Brauchtum Alfons Wunschhelm Sprechen wir vom jagdlichen Brauchtum, so denken wir wohl zuallererst an den Kult um die Schutzpatrone des Weidwerks, an den hl. Eustachius und den hl. Hubertus. St. Eusta chius ist der ältere. Er war ein römischer Feld herr zur Zeit Kaiser Trajans (98—117) namens Placidus. Der Sage nach soll er ein leiden schaftlicher Jäger gewesen sein, dem eines Tages ein Hirsch erschien, der zwischen sei nem Geweih ein umstrahltes Kreuz zeigte. Tief betroffen, entsagte Placidus dem Jagd vergnügen, bekehrte sich zum Christentum, nahm den Namen Eustachius an und starb um 120 unter Kaiser Hadrian als Märtyrer. Im 5. Jahrhundert wurde er heiliggesprochen und Schutzpatron der Jagd, der Jäger und der Jagdhunde. Er übernahm im lateinischen Machtbereich die Funktion der heidnischen Diana. Antonio Pisanello (1395—1455) hat in seinem berühmten Bild „Die Vision des hl. Eustachius" die sagenhafte Begegnung fest gehalten. Hubertus wurde 670 oder 672 geboren und war der Sohn Bertrands, Herzog von Guienne. Nach dem Tode seiner Gattin zog er sich aus dem höfischen Leben zurück und wurde im Jahre 700 vom Papst zum Bischof von Ton gern (Lüttich) ernannt. Er starb 727 oder 730 und soll in der Abtei St. Hubertus in den Ardennen begraben sein. In späterer Zeit ent deckte man den Schlüssel des Hubertus, der glühend gemacht und auf die Wunde gelegt, die ein tollwutkrankes Tier verursacht hatte, vor einer Tollwuterkrankung schützen sollte. Johann Georg Schwanenthaler (1740—1810), Bekehrung des hl. Hubertus, um 1775, Kleinplastik (Holz) im oberösterreichischen Jagdmuseum Schloß Hohenbrunn. — Foto: Elfriede Mejchar, Wien Im 15. Jahrhundert wurde Bischof Hubertus heiliggesprochen und plötzlich hieß es, er sei ein großer Jäger gewesen. Die Begegnung mit dem kreuztragenden Hirsch wurde ihm zugeschrieben und er wurde nun auch Schutzpatron der Jagd, der Jäger und der Jagdhunde. Im germanischen Raum ver drängte er St. Eustachius. Seit dem 17. Jahr hundert wird am 3. November von den christ lichen Jägern des deutschsprachigen Raumes sein Namensfest feierlich began gen. Häufig findet an diesem Tage eine Treib jagd oder ein Riegler statt, wobei den Ab schluß eine Hubertusmesse bildet, die von Parforcehörnern geblasen wird, sowie ein fei erliches Streckenlegen bei Fackelschein. In deutschen Landen ist das Bild „Die Bekeh rung des Hubertus" von Wilhelm Rauber, ge malt 1842, die bekannteste und weitest ver breitete Darstellung. Es befindet sich in der neuen Pinakothek in München. Ein Wort noch zum Schlüssel des hl. Huber tus! Die eisernen Ketten, in die der Apostel Paulus in seinen letzten Lebenstagen ge schlagen wurde, wurden von den Christen in '• ■V -

Johann Rint (1815—1876), Schnupftabaksdose, längsovale Holzdose mit Darstellung des Todes von Gunther, des sagenhaften Sohnes von Herzog Tassilo (Gründungslegende von Kremsmünster) bei der Eberjagd, Links im Hintergrund der Hirsch, der mit seiner Erscheinung (Kreuz zwischen dem Geweih) zur Gründung des Stiftes Kremsmünster führte. Kunstsammlungen der Benediktinerabtei Kremsmünster. — Foto: Franz Gangl, Linz I e hohen Ehren gehalten. Kleine Glieder dieser Ketten wurden in Form eines Ringes, als Kreuz oder Schlüssel vom Papst an hochge stellte geistliche oder weltliche Persönlichkei ten verschenkt. Einen derartigen Schlüssel erhielt auch St. Hubertus, dieser Schlüssel befindet sich heute noch in Luik, in der Kirche des heiligen Kreuzes, er ist reich verziert und 37 cm lang. Mit Hirsch, Pferd, Hunden, Jagd horn, Mitra und Stab gehört der Schlüssel zu den Attributen des Heiligen. Die Verehrung des hl. Hubertus hat auch zur Aufstellung zahlreicher Hubertuskapellen in Oberöster reich geführt. Das jagdliche Brauchtum ist so alt wie die Jagd selbst. Schon der Mensch der Steinzeit war vom Sammler zum Jäger geworden. Die Jagd war ursprünglich die Grundlage der menschlichen Existenz. Auch das Brauch tum hat sich im Laufe der Zeit verändert, den Zeiten angepaßt; aber einzelne Bräuche sind sehr alt und haben Jahrhunderte überdauert, wie der Erlegerbruch, von dem — wie auch vom „letzten Bissen" — schon Wolfram von Eschenbach um 1200 zu berichten weiß. Ur sprünglich wurde nur dem Erleger eines Rot hirschen oder starken Keilers ein Bruch über reicht, heute jedoch dem Erleger eines Stückes Schalenwild, Auer- oder Birkwild, Fuchses oder Murmeltieres. Der Erleger- oder Schützenbruch wird in der Regel vom Jagdherrn, bei einer Pirsch vom Jagdführer, bei einer Nachsuche vom Schweißhundeführer überreicht. Der Bruch wird mit dem Schweiß des erlegten Stückes benetzt und auf dem abgenommenen Hut oder auf der blanken Klinge des Hirschfän gers — Bruchstelle in Richtung Erleger — mit einem „Weidmannsheil" dem Erleger mittels der linken Hand dargeboten. Der Erleger er greift den Bruch mit der linken Hand und drückt dem Übergeber mit „Weidmanns dank" die rechte Hand. Der Bruch wird im Ge gensatz zum Standes- bzw. Trauerbruch auf der rechten Seite des Hutes getragen. Diese Trageweise ist erst nach dem Krieg aufge kommen. Bis dahin wurde der Erlegerbruch durch Jahrhunderte auf der linken Seite ge tragen. Irgendwelche Jagdpäpste haben dann plötzlich aus unerfindlichen Gründen gefunden, der Erlegerbruch sei rechts zu tra gen. Da man Erlegerbruch und Standes bruch nicht zur selben Zeit tragen kann, war die Änderung in meinen Augen völlig über flüssig, oder man hätte den Standesbruch eben rechts getragen. Der Standesbruch als Trauerbruch wird beim Begräbnis eines Jägers als letzter Gruß in die Gruft nachgeworfen. Neben dem Erleger- und dem Standesbruch gibt es eine Reihe von Brüchen, die im prakti schen Jagdbetrieb als Verständigungsmerk male dienen, wie Hauptbruch, Leitbruch, An schußbruch, Fährtenbruch, Standplatz bruch, Wartebruch und Warnbruch, schließ lich der Inbesitznahmebruch, mit dem ange sagt wird, daß das Wild von einem Jagdbe rechtigten erlegt wurde. Der „letzte Bissen" wird bei männlichen Stücken quer durch den Äser bzw. das Ge brech bei Sauen, bei Auer- und Birkhahn durch den Schnabel gesteckt, quasi als Wegzehr. Der Bruch ist ein abgebrochener — nicht ab geschnittener — grüner Zweig von den soge nannten „gerechten Holzarten", als da sind: Eiche, Erle, Tanne, Fichte, Kiefer, Latsche, Zir belkiefer. Andere Zweige finden nur dann Verwendung, wenn keine der gerechten Holz arten am Erlegungsort vorhanden ist. Ein wichtiger Bestandteil des Brauchtums, der heute noch volle Bedeutung hat, ist die Jägersprache, die Zunftsprache der deutsch sprachigen Jäger. Die deutsche Jägerspra che ist sehr alt. Die ersten Anfänge weidmän nischer Ausdrucksweise, die von der Umgangssprache bewußt abweicht, finden wir bereits in Jagdschriften und Urkunden des 7. und 8. Jahrhunderts. Im Vergleich zu anderen Zunftsprachen — die Jägerei ver steht sich als eine Art Zunft — ist sie die ausgebildetste, reichhaltigste, sich ständig weiterentwickelnde Sprache. Sie ist gekenn zeichnet durch eine lebendige, klare und far bige Ausdrucksweise, die etwa 6000 ver schiedene Worte umfaßt, wovon etwa 3500 als allgemeiner Grundbestand betrachtet werden können. Heinrich Wilhelm Döbel nannte in seiner „Neu eröffneten Jägerpractica (1746)" die nicht gerechten Jäger, welche die Jägersprache nicht beherrschten, ver ächtlich „Federschützen" oder „Bönhasen". Sie ist zwar nicht verbindlich, jedoch kenn zeichnend für den gerechten Jäger; viele Be griffe und Ausdrücke sind mundartlich und auf bestimmte Gegenden beschränkt, beson ders mannigfaltig ist sie in den Alpenländern.

Das jagdliche Brauchtum erfuhr eine starke Belebung im 17. und 18. Jahrhundert, sowohl Infolge der aufwendigen eingestellten Jag den, als auch durch die nach französischem Vorbild an den deutschen Fürstenhöfen nachgeahmten Reitjagden. Diese Jagden waren Jagden auf Hochwild, bei denen das Wild aus größeren Waldflächen mit Hilfe einer großen Zahl Treiber Im Frondienst auf eine kleine mit Jagdzeug — Tüchern und Stangen — umsteiite Fläche zusammenge trieben wurde. Aus diesem verhältnismäßig engen Raum wurde das Wiid durch Öffnung der Tücher an einer bestimmten Stelle In die sogenannte Kammer vor die Schützen ge bracht und dort zusammengeschossen. Die eingestellten Jagden wurden etwa gegen Ende des 16. Jahrhunderts eingeführt. Wolf gang Birkner, der einzige deutsche Jagdmaier der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, hat in seinem „Jüngeren Jagdbuch", das er dem Herzog Johann Casimir von Sachsen (1586—1633) widmete, 15 Tafein dem Aufbau des Jagdzeuges und dem Verlauf der Jagd gewidmet. Sie sind im oö. Jagdmuseum Schloß Hohenbrunn ausgestellt. Die Vorbereitungen dauerten oft mehrere Wochen und es wurden hiezu viele Treiber, Jäger, Pferde, Zeugwagen sowie große Men gen an Zeug, Lebensmitteln und Brennholz benötigt. Zunächst wurde das Wiid aus den entferntesten Waldgebieten langsam in das für die Jagd bestimmte Gebiet hineinge drängt, das mit Tüchern verlappt wurde. Es war, wie man sieht, eine kostspielige Angele genheit. Diese Hauptjagden, bei denen meh rere hundert Stück zur Strecke kamen, wur den besonders bei Hoffestlichkeiten abgehalten, sie hießen dann Prunk- oder Fe stinjagden (vom französischen le festin = Fest). Dieser Brauch wurde unter. Kaiserin Maria Theresia abgeschafft, weiche diese Metzelei, wie wir heute, ablehnte. In Deutsch land hielt sich der Brauch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Parforce-Reitjagden galten hingegen Im mer nur einem Stück, Hirsch oder Sau, selten Reh oder Fuchs — nur In England ritt man hinter dem Fuchs —, man benötigte aber eine Meute von fünfzig bis hundert Hunden, sech zig bis siebzig Pferde mit einem ganzen Troß von Jagdbediensteten, von denen 3 bis 4 Piqueure nicht nur hirschgerechte Jäger, son dern auch tüchtige Reiter und Hornisten sein mußten. Das Signal „Halali" (ha, iä llt = da liegt er) beendete die Jagd. Diese Parforce jagden hatten ein hoch entwickeltes beson deres Brauchtum. Johann Ellas Ridinger (1698—1767) hat es in seinen zahlreichen Ra dierungen festgehalten. Die letzte Parforce jagd in Österreich veranstaltete ein Graf / / • ■ .5 In Y .... "vi, "1 '■ ■ ,.=J W'iS-?' ^ 'MW.. • ünii (lUfnrrj^imA ( hnjs.-ur t)e poulfls uj-cr tcs L /um. Radierung von Johann Elias Ridinger (1698—1767) „Hüener Faenger mit dem hüener Hund". OÖ. Jagdmuseum Schloß Hohenbrunn. — Foto; Franz Gangl, Linz

QSpi.Mr tUT u:^£rn7^ CV^?f ^c^ikz Jltlr^i^. _ ein^j rm .A - ~jLt^ i^itJäL II ,4illl|^tl Radierung von Johann Ellas Ridinger (1698—1767) Im Stadtmuseum Gmunden „Spuhr eines Wildes oder Thiers auf welche(m) Boden — auf hartem Bode(n) flüchtig". — Foto; H. G. Prillinger, Gmunden Trauttmannsdorff 1857 auf seinen Besitzun gen in Pardubitz. Beide Jagdarien beanspructiten, wie gesagt, zahlreicties gesctiuites Personal. Es stellte sicti dabei als zweckmäßig heraus, die Jäger, die Hunde, die Pferde, das Jagdzeug, die Netze und alles, was zur damaligen Jagd ge hörte, in gemeinsamen Räumen unterzubrin gen. So entstanden die Jägerhöte. Das Zu sammenleben der Jäger im Jägerhot erweckte naturgemäß ihr Standesbewußtsein und die „grüne Gilde" förderte die Pflege ge meinsamer Jagdsitten und Bräuche. Einer der berühmtesten Jägerhöfe war Schloß Kra nichstein bei Darmstadt, das unter Landgraf Ludwig VIII. von Hessen zu hoher Blüte ge langte und heute noch als eines der bedeu tendsten Jagdmuseen besteht. In alter Zeit galt ein Jäger nicht hirschge recht, wenn er nicht die hirschgerechten Zei chen beherrschte. Hirschgerechte Zeichen sind Merkmaie, die ein Stück Rotwild, insbe sondere der Hirsch, hinterläßt, aus denen auf sein Alter und seine Stärke geschlossen wer den kann. Sie waren für das Bestätigen des Hirsches von großer Bedeutung und haben noch heute Gültigkeit. Kaiser Maximilian I. hat als erster die alten hirschgerechten Zeichen in seinem Buch „Von des Hirschen Wandlung" überliefert. Da mals waren es zwanzig, in der Jägerpractica des oben genannten Döbel sind es schon zweiundsiebzig, aber es ist in diesen Zeichen ein guter Teil der gesamten Fährtenkunde und der Lebensweise des Rotwildes veran kert. Heute begnügt sich der Jäger mit sieben Hauptzeichen. Ein uralter Brauch ist auch das Jägerrecht. Es ist das Recht einer Naturalentlohnung, das dem führenden Berufsjäger zusteht. Man unterschied früher das kleine und das große Jägerrecht, das je nach Zeitepoche und Ge gend unterschiedlich gehandhabt wurde. Während dem Erleger Gehörn, Geweih, Grandin, Hirschbart, Gamsbart, Krücken und Gewaff zustehen, zählen die eßbaren Teile des Geräuschs (Herz, Lunge, Leber, Milz und Nieren sowie der Feist, der mit den Fingern gelöst werden kann) zum kleinen Jägerrecht, das dem Aufbrechenden zusteht. Dies ist nor malerweise der führende Berufsjäger. Das große Jägerrecht, bereits in Urkunden des 13. Jahrhunderts erwähnt, das außer dem Ge räusch u. a. auch den Kopf und den Vor schlag (Hals bis zur dritten Rippe) und die Decke umfaßte, ist heute nicht mehr üblich. Das kleine hingegen fand Eingang in die Kol lektivverträge. Auch das Blattschlagen — Pfundegeben ist ein verbreiteter alter Brauch. Es wurde bei einem jagdlichen Verstoß oder unweidmänni schem Verhalten geübt. Unter einem Pfund

}? Barocke Schnupftabaksdose aus Kupferemail „Ausritt zur Falkenjagd", Kunstsammlungen der Benediktinerabtei Kremsmünster. — Foto: Franz Gangl, Linz Deckel einer barocken Schnupftabaksdose In feuervergoldetem Kupferblech mit Darstellung einer Fuchs-Parforce-Jagd. Kunstsammlungen der Benediktinerabtei Kremsmünster. — Foto: Franz Gangl, Linz Rechts: Detail der Wandbemalung Im Raum 11 der Kalserzimmer des Augustlner-Chorherrenstlfts St. Florian — früher Alexanderzimmer, jetzt Jagdzimmer. — Die Landschaftsszenen malte 1713 Felix Mayer, die Jagdszenen Im gleichen Jahr Ferdinand Kien. — Foto: Elfrlede Mejchar, Wien

versteht man einen Schlag mit der flachen Klinge des Weidblattes — eine kurze breite Blankwaffe — auf das Gesäß des Jägers. Ge gen Anfang des 19. Jahrhunderts setzte sich aber Immer mehr der Hirschfänger, die Para dewaffe des hirschgerechten Jägers, durch. Es wird auch heute noch gelegentlich geübt, aber als nicht entehrende Buße, sondern als eine Art Ritterschlag nach Erlegung des er sten Hirschen oder Kellers. Das Jagdhorn Ist heute ein Teil des jagdli chen Brauchtums. Schon Im frühen Mittelal ter (800—1000) war das Horn wegen seines lauten, weit hörbaren Tones das Signalinstru ment bei der Jagd. Vom Ollfant der Edlen und dem Hifthorn der einfachen Jäger führt eine lange Entwicklung zum Fürst PIeßschen Jagdhorn, dem heute gebräuchlichsten In strument. Neben Ihm Ist noch das französi sche Parforcehorn In Gebrauch. Das Jagd horn findet sowohl Anwendung bei der Durchführung von Gesellschafts-(Trelb-)jagden als auch bei der abschließenden Streckenlegung. Zu Beginn der Jagd erfolgt die „Begrüßung", während der Jagd eventuell verschiedene Verständigungssignale für Trei ber und Schützen, bei der Streckenlegung wird schließlich — je nach Bedarf — „Fuchs tot", „Hase tot", Kaninchen tot", „Flugwild tot", sowie „Jagd vorbei" und „Halali" gebla sen. Für Schalenwild (Hirsch, Damhirsch, Reh, Muffel, Gams) gibt es ebenfalls entspre chende Signale, die am erlegten Stück gebla sen werden. Das Jagdhornblasen wird liebevoll gepflegt und Ist In Oberösterreich In 39 lokalen Jagd hornbläsergruppen verankert. Die Jagdhorn bläsertragen eine eigene Uniform mit Hirsch fänger. Auch das Streckenlegen Ist ein Teil des Brauchtums und unterliegt bestimmten Re geln. Bei Niederwildjagden Hegt In der ersten Reihe der Fuchs oder die Füchse auf der rechten Schulter mit hochgestellter Lunte, die nächste Reihe gebührt den Hasen, jeder zehnte wird zum Zwecke übersichtlicher Zäh lung herausgerückt, dann folgen die Kanin chen, die Fasane, die Enten, Schnepfen und Nußhäher liegen links von den Fasanen. Jagdherr und Schützen stehen vor der Strecke, Bläser und Treiber hinter Ihr. Bei Hochwildstrecken Hegt Rotwild In der er sten Reihe, beginnend mit dem stärksten Hirsch bis zum Kalb, dann eventuell Sauen In gleicher Rangordnung bis zum Frischling, schließlich der Fuchs. Es Ist In höchstem Maße unweidmännisch, über die Strecke zu treten, ein Vergehen, das einst mit Pfunden bestraft wurde, heute ko stet es beim Schüsseltrieb etliche Liter Wein. Belm Zuprosten mit „Weidmannshell" wird das Glas In der linken Hand gehalten, ein Ver stoß dagegen kostet wieder einen Liter. Der Überlieferung nach stammt der Brauch vom stelrlschen Prinzen, dem Erzherzog Jo hann, der, den rechten Arm um seine Anna Plochl schlingend, dem zögernd hinzutreten den Maler Gauermann, das Glas mit der Lln1

ken ergreifend, zugerufen haben soll: „Bleib, trink mir ein Weidmannsheil zu." Eine allgemein übliche Jagdkleidung hat sich erst spät ausgebildet. Bis Erzherzog Johann In der Steiermark Anfang des 19. Jahrhun derts durch seine grau-grüne bäuerliche Tracht beispielgebend und dieses Beispiel weitverbreitet nachgeahmt wurde, gab es keine einigermaßen als Jagdkleidung anzu sprechende Bekleidung, man trug sich Ir gendwie sportlich, oft nur das Alltagsge wand. Die Berufsjäger der Jägerhöfe allerdings trugen Jagduniform. Kaiser Franz Joseph trug ebenfalls die Loden-Joppe, die kurze Lederne, Wollstrümpfe und dunkle Schuhe und gab so das Beispiel. So blieb die alpenländlsche Tracht auch die Jagdklei dung, allerdings hat die einheitliche grüne Farbe für Rock und Hose in Oberösterreich nach dem Krieg die Oberhand gewonnen, selbst der grüne oder braune Hut hat sich standardisiert. Der schwarze Trachtenhut eig net sich speziell bei der Pirsch auf Schalen wild wenig. Das Wild Ist zwar farbenblind, nimmt aber lichte oder dunkle Bewegungen sofort wahr, ebenso sind wallende Hirsch oder Gamsbärte sowie Im Wind flatternder Federschmuck nicht zu empfehlen, diese zu tragen, bleibe festlichen Anlässen vorbe halten. Des Waldmanns Ursprung Hegt entfernt dem Paradiese nah. Da war kein Kaufmann, kein Soldat, kein Arzt, kein Pfaff, kein Advokat, doch Jäger waren da! (Bunsen) «4, Standbild Erzherzog Johanns im Kurpark von Bad Aussee. - Foto: Elfrlede Wöhry, Linz

Das oberösterreichische Jagdmuseum Schloß Hohenbrunn Helmut Grassner 1 1 DIrlgente loanne Baptlsta HaeCIn neMVs eVeCtafVerVnt. Besagt, daß unter Johann Baptist (Födermayr) dieser Hain (ev. der Jagdgöttin Diana) errichtet bzw. geschaffen wurde. Aus dem Chronogramm geht die Jahreszahl 1725 hervor.^ Dieses Chronogramm steht über dem Portal der dem Schloß Hohenbrunn zugewandten Seite des sogenannten Torstöckls. An Johann Baptist Födermayr wird hier gedacht, wohl einer der bedeutendsten Pröpste des Augustlner-Chorherrenstlftes St. Florian (Regle rungszelt 1716 bis 1732), der in echt barocker Baulust sich hier ein Jagdschloß errichten lassen wollte — und auch errichtet hat. Er selbst konnte es zwar nicht mehr nützen, da er im Jahr der Fertigstellung verstarb, aber nach vielen für das Schloß traurigen Jahren ist es heute (vielleicht nicht ganz im Sinne Schloß Hohenbrunn, heute oberösterreichisches Jagdmuseum, Eingangsfront mit Hauptportal, Figuren von Leonhard Sattler. — Sämtliche Aufnahmen zu dieser Abhandlung, ausgenommen die beiden Grundrißpläne, von Elfriede Mejchar, Wien dieses edlen Prälaten) seinem Zweck zuge führt: als Oberösterreichisches Jagdmuseum ist es wie ein Phönix aus der Asche wiederer standen. 1722 ließ Propst Födermayr den Bau begin nen, von keinem Geringeren als von Jakob Prandtauer geplant, dem Baumelster Melks und Vollender St. Florians, der hier seinen einzigen für ihn gesicherten Schloßbau hin terließ. Schon 1071 wird die Örtlichkeit als Phaffinhovin^ (Pfaffenhofen) urkundlich er wähnt; hier stand auch das Elternhaus J. B. Födermayrs und die elterlichen Gründe (nicht, wie man lange annahm, die Stelle des abgebrochenen Elternhauses) waren auch der Bauplatz für die „Erholungsstätte für den Propst. . . und seine Chorherren inmitten eines Fasangartens".® Die Bauform entlehnte der geniale Baumel ster der Art des obderennsischen Vier kanthofes. Es sei bemerkt, daß unweit von Hohenbrunn sich ein riesiger Vierkanthof erhebt, vielleicht der größte weit und breit, wenn man lokal patriotisch übertreibt. Dieser steht also ge wissermaßen nächst der „Apotheose des oberösterreichischen Vierkanters".'' 1726 starb Jakob Prandtauer; dem Stiftspo lier Jakob Steinhueber war es bestimmt, den Bau zu vollenden — im Jahr 1732. Bedeuten de Künstler wirkten an der Ausgestaltung mit: Die Stukkaturen schuf Franz Josef Ignaz Hol zinger, an prachtvollen Türen und Fenstern war der Florianer Stiftstischler Stephan Jegg

Raumpläne Erdgeschoß und Obergeschoß des oberösterreichischen Jagdmuseums Schloß Hohenbrunn. — Foto: Franz Gangl, Linz tätig und schließlich Leonhard Sattler, der Florianer Bildhauer, dem das groteske „PrinzEugen-Bett" im Stift zugeschrieben wird.® An Malern waren beschäftigt: „Johann Georg Faistenberger, der Spaliermaler in St. Florian Johann Christoph Heinz und . . . Matthias Müller".® Propst Födermayr war die Freude über die Vollendung seines „Denkmals als Bauherr" nicht mehr vergönnt — ein böses Schicksal für das neue Schloß, denn seine Nachfolger zeigten dafür kein besonderes Interesse mehr, so daß es mehr oder minder dem Ver fall überlassen wurde. Die Zeiten hatten sich einfach geändert, die Ära der barocken Prachtentfaltung war vorbei; vielleicht waren auch finanzielle Aspekte in den Vordergrund getreten. Ein „septentrionalischer Prospect", eine An sicht gegen Süden aus dem 18. Jahrhundert, zeigt uns diese „Monumentalisierung des oberösterreichischen Vierkanthofes"^ mit einem niedrigen Untergeschoß, wohl für öko nomische Zwecke und als Unterkunft für Do mestiken, und einem hohen repräsentativen Obergeschoß für den Prälaten und seine Gäste. Ähnlich wie beim Stift sind die Seiten durch leicht vorspringende Mittelrisalite unterbro chen. Im Mittelrisalit der Schauseite mit dem schönen Portal und der großzügigen Loggia befindet sich das Stiegenhaus, ähnlich konzi piert wie im Stift St. Florian, doch ohne des sen Großzügigkeit. Im Südtrakt erhob sich ein hoher Turm, der im beginnenden 19. Jahrhundert abgetragen wurde. Ihm verdankt das Schlößchen den Na men „Hohenbrunn", für ein Jagdschloß eine gewiß seltene Bezeichnung. In diesem mit einer barocken „Zwiebel" bedeckten Turm wurde einst Wasser hochgepumpt, um die Wasserversorgung des Stiftes zu gewähr leisten. Auch hier bietet das Torstöckl eine Inschrift: „Nachdem das Alt zu Schimpft gekhomen den Namen hochbrün hab ich genomen" (1729). Mit dem Namen Pfaffenhofen hatte man ver ständlicherweise nicht mehr recht viel Freude gehabt. War der Name Pfaffe in alten Zeiten wohl ein Ehrenname für einen Geistlichen, so wurde er mehr und mehr abwertend ge braucht; Schicksal eines Wortes! Die Nichtbenützung rächte sich, denn bald war es vorbei mit der Herrlichkeit des (beab sichtigten) Lustschlosses. 1913 wurden auf grund einer tristen Schilderung der „Zentral stelle für Denkmalschutz" 24.000 Kronen für Rettungsmaßnahmen bewilligt, doch der Erste Weltkrieg verlagerte die Interessen und eine Sanierung mußte unterbleiben. Die Mit tel der armen Ersten Republik Österreich reichten nur für Pölzungsarbeiten (so schlimm war es also um unser Schloß schon bestellt) — und eine dringend notwendige Dachreparatur verhinderte schließlich der Zweite Weltkrieg. Über intensive Anregung des „Vereines Denkmalpflege" in Oberöster reich" nahm es das Stift auf sich, „trotz größ ter finanzieller Nachkriegsnöte ... mit der Dachreparatur zu beginnen. In den Jahren 1949—1953 wurden 220 m^ Lärchenschin deln aufgedeckt, nachdem vorher die Dach konstruktion durchgehend saniert worden war".® Das war die vorläufige Rettung. Nach dem es aber klar war, daß das Stift mit einer Gesamtrestaurierung überfordert gewesen wäre, wurde ein neuer Träger bzw. ein Käufer gesucht — vor allem ein adäquater Verwen dungszweck. Es gab viele Ideen: Most museum, Gästehaus des Landes Oberöster reich usw. Trotz all dieser Bemühungen verfiel der Bau immer mehr: „An Ort und Stelle zerbröckelten ... die Fassaden, fraß sich die Bodenfeuchtigkeit immer höher, hin gen Türen und Fensterläden lose in den An geln und drängte die Baufälligkeit nach bau polizeilicher Sperre".® Auch die neue Verwendung des Schlosses war keineswegs feudal zu nennen: Eine Orgelbauwerkstätte („Mauracher, dessen Verdienste um die Brucknerorgel in St. Florian unbestritten sind"^°) hatte hier bis 1926 ihr Domizil, Land arbeiterwohnten hier — und ihm Erdgeschoß war eine Mostpresse untergebracht. Das Jahr 1961 brachte dann die Sternstunde; Der „Verein zur Rettung und Erhaltung des Schlosses Hohenbrunn" wurde gegründet. Ein Mann wurde zum Präsidenten gewählt, den man heute mit Fug und Recht als den „Vater" des jetzigen Jagdmuseums bezeich nen kann, Dr. Alfons von Wunschheim. Un verzüglich begannen die Sanierungsmaß nahmen, vor allem der Kampf gegen die Feuchtigkeit in den Mauern. Mit dem Kauf des Schlosses durch den Verein fiei auch die Entscheidung über die Verwendung, nämlich als Oberösterreichisches Jagdmuseum. Die Basis für den weiteren Ausbau waren freiwilli ge Spenden, ganz besonders von der Jäger schaft, und Subventionen. Ein schwieriges Unterfangen, an das sich Dr. Wunschheim sichtlich mit gemischten Gefühlen erinnert. Die museale Dokumentation einer weidmän nischen Sammlung war in Oberösterreich be sonders schwierig, denn „Linz war nie eine landesfürstliche Residenz (von einiger Zeit des Mittelalters abgesehen — Anm.) mit prunkvoller Hofhaltung und entsprechender Ausstrahlung auf den eingesessenen Hochadel"^®, so daß es doch etwas bescheidener herging als anderswo, was sich naturgemäß auf die auf uns gekommenen Exponate nie derschlagen mußte. Auch sollten bestehende Museumstypen (Marchegg, Graz-Eggenberg) nicht nachge ahmt werden. So entschloß sich Dr. Wunschheim mit sei nem Verein, zwei Zielsetzungen zu vereinen: eine historisch-kulturhistorische und eine naturkundlich-jagdwissenschaftliche Dar stellung. Am 2. September 1967 wurde schließlich die langersehnte Eröffnung gefeiert: ein großes Ziel war erreicht worden. Heute präsentiert sich das Schloß Hohen brunn als perfekt restauriertes Juwel (zum Glück befanden sich im Stiftsarchiv St. Flo rian noch die Originalpläne, z. B. der Stucchi), aber auch als beispielhaftes Jagd museum, dessen rund 1200 Exponate sich aus Leihgaben des oö. Landesmuseums, von einigen Familien des obderennsischen Hoch adels, sowie vom Verein erworbenen Stücken rekrutieren. Wir wollen nun Hohenbrunn besuchen, um die herrlichen Räume, aber auch die didak tisch hervorragend gestaltete Jagdsamm lung zu bewundern. Von der Straße nach Wolfern bzw. Weichstet ten (St. Florian und Hohenbrunn können be kanntlich heute schon umfahren werden) ge hen wir zum Torstöckl und über den Kiesweg zum Hauptportal mit Leonhard Sattlers Sta tuen der römischen Jagdgöttin Diana (grie chisch: Artemis) und des Aktaion, eines Voyeurs der griechischen Sage, der zur Strafe dafür, daß er Artemis und ihre Nymphen im Bade überrascht hatte, in eine Hirschkuh ver wandelt und von Hunden zerrissen worden sein soll.^® Die folgenden Ausführungen mögen nicht als exakte Führung verstanden werden, das macht der Cicerone im Schloß, dem man die Liebe zu seinem Metier anmerkt, viel besser, eher als Rundgang; sozusagen als Appetit anregung möchten wir einige Besonderhei ten herausholen, die den Leser veranlassen sollen, einen Besuch Hohenbrunns in sei nem Terminkalender vorzumerken. Die Räume des Erdgeschoßes sind eher jagdkundlich zu verstehen, wenn auch man ches Historische hier seinen Platz hat. An dererseits findet die Jagdkunde im repräsen tativen Obergeschoß mit prächtigen Diora men eine adäquate Fortsetzung. Wenn wir uns zunächst nach rechts wenden, finden wir im Gang schon einen Vorge schmack: abnorme Rehgeweihe und Gamskrucken. Die rechten Räume des Erdgeschoßes bieten Lehrhaftes, wie eine albinotische Gams und einen ebensolchen Rehbock, eine räudige Gams, Darstellungen von Tag- und Nacht greifvögeln; Historisches, wie alte Jagd dokumente und -bücher, alte und moderne 10

ERDGESCHOSZ OFFENE SUOLOGGIA ABSTELLßAUM ABSTELLR ABSTELLRAUM FLUGBILDER. DER. GREIFVÖGEL RÄUDE-GAMS ALBiNO-GAMS SE/V.ALDE M6DLAPPEN URKUNDEN GCAAALDE PORZELLAN JA6DLITERATUR-D18JHD WELTREKORD-STEINBOCK. STARHEMBERG-VITRINE ENTENFLINTE yi2mLANS GEMÄLDE 6LAS MÖBEL WINTERREH DIORAMA TAG-U N ACHTGREIFVÖGEL RABENVÖGEL ABNORME HIRSCHGEWEIHE GEMÄLDE SCHNITZEREIEN WILDERER-WAFFEN PULVERFLASCHEN AUS A JAHRHUNDERTEN DAS JÜNGERE JAGDBUCH WOLFGANG BlRCKNERS DIE JAGD IN 08BRÖ5TERREICH DAMEN KASSA GARDEROBE HERREN EINFAHRT OBERGESCHOSZ OFFENE SUDLOSGIA 5CHUSZWAFFEN UNDHIR5CHFÄN6ERAU5 h JAHRHUNDERTEN KUNST UND JA6D« SILBER, PORZELLAN FAYENCE, GLAS DAS JAGLlCHE KOSTÜM m DER URZEIT BIS HEUTE FIGURINEN FALKNEREI SESELlSCHXrS JAGD IM WANDEL DER ZEITEN-15,18.u-20.DNDT WILDKUNDE UND JAGDBETRIEB ERINNERUNGEN AN KAISER FRANZ JOSEF SEMALDE VON RAU5IN&ER. GROSZDIORAMEN SCHWARZWILD ÖAMSWILD MURMEL REHWILD ROTWILD RAUBWILD ENTWICKLUN DER SCHUSZWAFFE VON DER ARMBRUST BIS ZUM MODERNEN REPETIER-SEWEHR. FLÄMISCHE WANDTEPPICHE JHDT JA6DL ZUBEHÖR. FEDERWILD DIORAMA OFFENE N0RPLO66IA Wildererwaffen, die von den Schattenseiten des Jägerlebens zeugen, und anderes. Kostbare Jagdservice mit diffizilem Dekor be zeugen weidmännische Kultur und Lebens art, Schutz- und Rennomierhalsungen der Hunde lassen die unentbehrlichen Begleiter des Jägers nicht vergessen. Der besonderen Aufmerksamkeit empfehlen wir eine Kleinplastik von Johann Georg Schwanthaier(um 1775) „Bekehrung des hei ligen Hubertus". Die Erkenntnis, daß gerade die Kleinplastik zu den Meisterarbeiten dieses in Gmunden ansässigen Sprosses der berühmten Innviertier Bildhauerdynastie zählt^"^, erhöht den Reiz der Betrachtung. Nicht minder anziehend erscheinen die „kämpfenden Hirsche" ein hervorragendes Erzeugnis der Wiener Porzellanmanufaktur Augarten. Die ehemalige Kapelle mit einer sehr schö nen Stuckdecke besitzt ein barockes Altar blatt mit der „Guntherlegende", die eine gedankliche Verbindung zum Stift Krems münster herstellt. Jagdhistorisch bedeutsam sind die In einer Vitrine ausgestellten barocken Jagdlappen. Man kennt die Redewendung; „Mir ist etwas durch die Lappen gegangen" Diese Tücher wurden (allerdings weniger in unserem Raum), „um das Wild am Ausbrechen aus dem Jagdrevier zu hindern, . . . zwischen den Bäumen aufgehängt". Vor ihnen scheute das Wild zurück — und daß es durch „die Lappen" ging, kam selten, aber doch vor. Daß diese selten schönen Exemplare in Ho henbrunn zu bestaunen sind, ist Dr. Wunsch helm zu danken, der sie aus dem Jagdschloß Kranichstein in Hessen zum Präsent für das neue Jagdmuseum erhielt. Man darf bemer ken, daß es zum Prinzip der Darstellung in Hohenbrunn gehört, den Exponaten oft auch „praktische Beispiele" in Form von alten Sti chen beizugeben; weiterer Beweis für ein „le bendiges Museum". im ersten Raum des Erdgeschoßes auf der gegenüberliegenden Seite wird speziell auf die Jagd in Oberösterreich eingegangen. Ge nauer betrachten möge man die Pulverfla schensammlung aus vier Jahrhunderten: feinste Gravur und Ziselierung zeugen von früher Handwerkskunst. Auffallend neben dem „doppelköpflgen Rehkitz", einer ver trackten Laune der Natur, ist die 3,12 m lange Entenflinte, auch Entenkanone genannt; dieses großkalibrige Stück war einst auf einem Kahn montiert und wurde benutzt, „um eine Gasse aus massiertem Wasserwild her auszuschießen oder ein ganzes Volk Hühner mit einem Schuß auszurotten".^® Die näch sten Räume vermitteln wieder Jagdkundliches in anschaulicher Weise; sogar der Lo sung des Wildes wird fast penibel gedacht. 11

L « i Das wohl edelste der gezeigten Barockbilder hat seinen Platz im vierten Raum: die „Bären hatz" des Spezialisten für Tiermalerei (als solcher ein Mitarbeiter Rubens) Franz Snyders aus Antwerpen (f 1657), umgeben von einer weiteren, sehr erlesenen Porzellan sammlung. Nun in die glanzvollen Räume des Obergeschoßesl Der erste Raum links ist der Entwicklung der Schußwaffen gewidmet; die Wände sind mit hübschen flandrischen Wandteppichen be hängt, diese zeigen Jagd- und Fischereisze nen und zeugen von der Statthalterschaft Erzherzog Leopold Wilhelms (Sohn Ferdi nands II.) in den Niederlanden. Hochinteres sant sind die hier ausgestellten Waffen: Armbrust, Kleinradschloßpistole, Radschloß (17. Jh.) mit einer sehr schönen Ätzung. Rad schlösser waren eine sehr diffizile Angele genheit, sie wurden mit großer Meisterschaft von süddeutschen Uhrmachern erzeugt. Im nächsten Raum (hier trifft die Bezeich nung Saal wirklich zu) besticht zunächst die prächtige Stuckdecke mit jagdlichen und an tiken Motiven. Hervorragende Erzeugnisse der bayrischen Porzellanmanufaktur Nym phenburg sind die „HIrschhatz", die „Sau hatz" (mit recht realistisch aus dem Keiler hervorquellenden Eingeweiden) und die „Cüree", eine kostbare Parforcejagd-Gruppe. Hier wird dem Hirsch der rechte Vorderlauf sozu sagen als Trophäe abgeschlagen; dahinter eine Originalvorlage, ein Stich von Joh. Elias Ridinger (1698—1767), dem Meister des deut schen Jagdstückes (Dr. Wunschheim hat den Stich in einem Wiener Antiquariat aufge stöbert). Links: Unbekannter Barockmaler, Herzog Tassilo findet die Leiche seines Sohnes Gunther (Gunther-Legende, siehe auch Abb. Seite 3), 2. Hälfte 18. Jahrhundert, wahrscheinlich aus der ehemaligen Sigismund-Kapelle in Kremsmünster Rechts: Porzellangruppe „Sauhatz", Alt-Wien, 2. Hälfte 19. Jahrhundert 12

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Links: Obergeschoß Raum 1 mit der Themengruppe „Entwicklung der Schußwaffe", an den Wänden flandrische Tapisserien mit Jagd- und Fischereiszenen Links unten: Obergeschoß Raum 2 (Saal) mit der Themengruppe „Wiidkunde und Jagdbetrieb, Erinnerungen an Kaiser Franz Joseph I.", im Jahr 1986 Sonderausstellung „Jagd im Barock" Rechts oben: Blick in den Raum 3 (Obergeschoß) mit der Themengruppe „Schußwaffen und Hirschfänger aus vier Jahrhunderten", illusionistische Wandmalereien mit Hafen- und Schiffsszenen, deshalb auch genannt „Venetianisches Zimmer" 14

.r-..:;. . tj- *J. - t--it Eine Wandvitrine zeigt Erinnerungen an den wohi prominentesten Weidmann der k. u. k. Monarchie, an Kaiser Franz Joseph I.: seinen Bergstock, den Jagdsessei aus dem ungari schen Gödöiiö, den Jagdrock und einen Ischler Stutzen. Ein Biid des Maiers Pausin ger zeigt den Monarchen bei der Gamsjagd. Ein Gewehrschrank aus Mayeriing erinnert an den unglücklichen Kronprinzen Rudolf, der weidmännisch eine ganz andere Einstel lung als sein Vater hatte.''^ Daneben wird noch über die Jagd im Barock (deutlich unter Bezugnahme auf die Landes ausstellung) informiert; über die Jagd am Hofe Karls VI., über die „eingestellten Jag den", die mehr einem Abschlachten der Tiere glichen, über die feudalen Praktiken, weiche unter anderem die Bauern zu verzweifeltem. selbstzerstörerischem Widerstand trieben (Anfang des 18. Jh. im Herzograder Forst). Schließlich sind noch einige Prachtstücke be merkenswert, wie eine silbertauschierte Steinschloßflinte (um 1740), ein Prunkjagd säbel und eine Radschloßbüchse (um 1700). Der nächste Raum, das Venetianische Zim mer, besticht durch illusionistische Wandmaiereien, die in Häfen einlaufende Schiffe zeigen (vielleicht laufen sie auch aus!). Spar sam, aber übersichtlich und informativ wer den seltene Waffen aus vier Jahrhunderten gezeigt, darunter eine Rarität: eine Radschioßbüchse (um 1660) mit zwei hinterein ander liegenden Radschiössern, sowie eine Radschloßteschinke, ein Kleinkaiibervogeigewehr aus Teschen (1650), dessen schöner Edelholzschaft durch Bein- und Perlmouteiniagen besticht. Außerdem verdienen noch die „modernen" Perkussionsgewehre (für Zünd hütchen), Voraussetzungen für die Hinter lader, Beachtung. Im Gang (Raum 5) zum Falkensaal finden wir reizende Dioramen mit Jagdszenen seit der Vorzeit, wobei stark auf die oberösterreichi sche Landschaft Bezug genommen wurde, wie z. B. bei der „Kremsmünsterer Sauhatz". Gegenüber der jeweiligen Vitrine sind präpa rierte Wildschädel zu sehen, was den päd agogischen Charakter der Sammlung unter streicht. Nachdem wir uns im Weitergehen noch über heimische Greifvögel informiert haben, wird im „Faikensaal" ein guter Überblick über die Falknerei gegeben: Von der Kachel mit Fal15

Obergeschoß Raum 6 mit Darstellung der barocken Falknerei t 16

Obergeschoß Raum 7 mit der Themengruppe „Kunst und Jagd" (Porzellan, Glas, Silber etc.), Wandbemalung mit exotischen Gartenlandschaften kenjagdmotlven bis zur Porzelianfigur und zum Modell des Falkenhofes von Schloß Weinberg, vom Federspiel bis zur Tasche und den Handschuhen sowie den präparierten Falken reicht die Palette des Dargebotenen. Exotische Gartenlandschaften „blicken" im Kaminzimmer von den Wänden. Hier domi niert die „Kunst in der Jagd": volkskundlich Interessante Majollkaschüsseln, geschliffene Jagdgläser, böhmische Jagdpokale, Fayen cen, Deckelkrüge, Jagdpfeifen zeugen von der Mannigfaltigkeit des jagdgesellschaftli chen Lebens. Bei der Darstellung erfreut sich natürlich der Hirsch größter Beliebtheit — si cher als edelstes jagdbares Tier. Neben der Silberstatuette des Bad Ischler Franz-Joseph-Denkmals besticht ein von Grandin übersäter Erinnerungspokal Arthur Krupps an seine ersten hundert Hirsche (Jahrhundertwende). Aber auch die „kleine gelbe Jagd", eine reizvolle Porzellangruppe aus Nymphenburg-Frankenthal aus der 2. Hälfte des 18. Jh., ist sehenswert, ebenso der „äsende Damhirsch", auch aus Nym phenburg. In den folgenden Räumen wird wohl die Krö nung an Natur- und Jagdkunde dargeboten: in Großdioramen, in denen das Wild — in le bensnaher Darstellung präpariert — in der nachgebildeten Natur zu verharren scheint; eine Fülle von Wildarten (Schwarzwild, Gams, Hirsch, Reh, Raubzeug) wird hier dem Besucher nahegebracht — neben anschauli chen Modellen von Futterstellen, Hochsitzen und Fallen. Der Saal mit den Großdioramen ist selbstver ständlich ein Hauptanziehungspunkt des Landesjagdmuseums Schloß Hohenbrunn; ein (durchaus) notwendiger Gegensatz zur historisch-kulturellen Sammlung, der den natur- und jagdkundlichen Aspekt entschei dend betont. Präpariertes Federwild In einer (heimatlich) beachtlichen Vielfalt beschließt eine Samm lung, die dem Laien einen hervorragenden Einblick in weidmännisches Treiben in Ver gangenheit und Gegenwart, sowie einen tie fen Eindruck vom Leben in der heimatlichen Natur, dem Jäger aber Kulturbewußtsein im Sinne des edlen Weidwerks vermittelt. Zusammenfassend darf festgestellt werden, daß sich in der kulturreichen Umgebung des Augustiner-Chorherrenstiftes St. Florian mit dem Jagdschloß Hohenbrunn nicht nur ein liebenswertes Bauwerk des österreichischen Barockbaumeisters Jakob Prandtauer prä sentiert, sondern auch ein in seiner Art ein maliges Jagdmuseum, das jederzeit einen Besuch wert ist. • 1 ^ • ?r rl 4 ( ""li 'ir. ■. 1 >, h . Anmerkungen: 1 Herrn Univ.-Prof. DDr. Karl Rehberger wird für die freundliche Information gedankt. 2 Konrad Schiffmann, Historisches OrtsnamenLexikon des Landes Oberösterreich, Ergänzungs band, 8. 246. 3 Alfons von Wunschheim, St. Hubertus sei ge dankt, Hamburg und' Berlin 1980, S. 168. 4 Pia Maria Plechl, Traumschlösser, Wien 1979, S. 145. 5 Katalog „Groteskes Barock" Stift Altenburg 1975, Kat.-Nr. 364. 6 Georg Grüll, Burgen und Schlösser im Innvier tel, Wien 1964, S. 73f. 7 Dehio Oberösterreich, Wien 1956, S. 119. 8 Otto Wutzel, Schloß Hohenbrunn, Chronik einer Restaurierung. In: Oberöst. Kulturbericht. XXI. Jg. Folge 21 (23. 6. 1967). 9 Siehe Anm. 8. 10 Plechl, S. 145. 11 Wunschheim, S. 171 f. 12 Wunschheim, S. 172. 13 Lexikon der Antike, Leipzig 1977, S. 22. 14 Katalog Schwanthalerausstellung, Reichers berg 1974, S. 173ff. 15 Krüger-Lorenzen, Deutsche Redensarten, Wiesbaden 1960, S. 169. 16 Brander, Die Jagd — von der Urzeit bis heute, München—Salzburg—Zürich, 2. Aufl. 1973, S. 48. 17 vgl. Brigitte Hamann, Rudolf, Wien 1978, S. 48 f. 17

O.Ö. Jagdmuseum Schloß Hohenbrunn St. Florian bei Linz Das Jagdmuseum Hohenbrunn dient der Pflege jägerischer Tra dition und der Verbreitung des Verständnisses für das edle Weid werk. An historischen und kunsthistorischen Objekten, wie Waf fen, Wandteppiche, Bilder, Silber, Fayence, Porzellan und Glas aus vier Jahrhunderten, wird die Entwicklung der Jagd — beson ders in Oberösterreich — dargestellt. Anschaulich und ausführlich werden Wildkunde, Jagdbetrieb und jagdliches Brauchtum behandelt. Das heimische Haar- und Federwild wird in Großdioramen vorgestellt. Täglich geöffnet vom 1. April bis 3. November von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr. Montag geschlossen (ausgenommen Feiertag). Führungen auf Wunsch oder gegen Anmeldung; für Schulen obligatorisch (Telefon 0 72 24/89 33). Porzellantafeiaufsatz „Edelclanie auf der Falkenbeize" Manufaktur Meissen, Ende 18. Jhdt. LANDESTHEATER LINZ — SPIELPLAN 1986/87 Großes Haus Oper Mozart Lortzing Puccini Gattermeyer Donizetti Wagner Operette Millöcker/ Mackeben Musical Rice/Webber Schauspiel Brecht Raimund Kammerspieie Oper Menotti Ballett Schubert/Debussy/ Schtschedrin Schauspiel Grillparzer Poiret Idomeneo Zar und Zimmermann Das Mädchen aus dem Goldenen Westen KIrblsch (U) Die Regimentstochter Der fliegende Holländer (WA) Die Dubarry Jesus Christ Superstar Leben des Galilei Der Bauer als Millionär Das Medlum/Dle alte Jungfer und der Dieb Ballettabend König Ottokars Glück und Ende Frohe Ostern (WA) Sobol Benfleld Schwarz Frayn Albee Schnitzler Unger Strauß Farquhar Ghetto Love-Jogging Rotkäppchen (Märchen) (ÖE) Wilder Honig (ÖE) Wer hat Angst vor Virginia Woolf? Liebelei Zwölfeläuten Kalldewey, Farce Strategen der Liebe Theaterkeller Ursullnenhof Rame/Fo Offene Zweierbeziehung Kusz Burning Love (ÖE) Zemme Die Störung (U) MItterer Besuchszelt Valentin Karl-Valentln-Abend KemplnskI Flashpoint (Zündstoff) (ÖE) Ballon Zärtliche Bande (ÖE) Ballett-Workshop Linzer Schloß Dumas Brucknerhaus Strauß Ursullnenkirche Kirchenoper Die drei Musketlere Der Zigeunerbaron U = Uraufführung ÖE = Österreichische Erstaufführung WA = Wiederaufnahme Änderungen und den Austausch gegen wichtige Neuerscheinungen behält sich die Intendanz vor. 18

Hofjagd in Oberösterreich — Kaiser Karl Vi. und Neuwartenburg Georg Wacha Heuer — 1986 — finden In Österreich zwei Ausstellungen statt, die die Barockzelt zum Thema haben. Anläßlich des 200. Todestages des Prinzen Eugen wird In den Marchfeldschlössern Schloßhof und Niederweiden ein Überblick über seine Zelt gegeben. Ein Kapi tel davon behandelt die Jagd als höfisches und adeliges Vergnügen, aber auch als Un tertanenlast. Die In St. Florian präsentierte „Welt des Barock" nimmt mehr auf die künst lerisch-religiöse Seite Bezug, doch wäre auch hier ein Hinwels auf die Jagdleiden schaft angebracht, da diese nicht nur den weltlichen Adel, sondern auch die hohe Geistlichkeit erfaßt hatte. Man muß dazu nicht bis nach Salzburg an den Hof des Fürsterzbi schofs gehen. Fast alle Herrscher der Neuzelt haben den Raum Linz aus Gründen der Jagd besucht. Kaiser Maximilian I. war, wie sein seit 1500 aufgestelltes Itlnerar festhält, zu häufigen, wenn auch nur kurzen Besuchen In Linz, die er gewöhnlich mit Jagdaufenthalten In Ebels berg oder Neusachsenburg verband. Er hielt sich hier In den Jahren 1500,1501,1511,1512, 1514,1517 und 1518 auf. In den Tiergarten bei der Linzer Burg Heß er 1518 zwei Steinböcke bringen und gab schriftlichen Auftrag für Ihre Fütterung. Das Schloß Neusachsenburg am Fuß des Kürnbergerwaldes, später Neubau genannt, Ist zu dieser Zeit als Jagdhaus neu errichtet worden. Der Regierungsbaumelster für Österreich, Hans Geyer, hatte 1508 vom Kaiser Gelder zu einem Brückenbau über die Donau bei Hainburg und zum „Schlossbau zu Newen Sachsengang Wellser hayd" erhalten. Besonderes Interesse nahm Maximilian I. an der Anlage von Hasengehegen, sogenann ten Künigl-Gärten. 1504 Heß er eines bei der Burg anstelle des jetzigen Tummelplatzes an legen, bei einer Transferierung 1509 wurden 30 bis 40 Hasen aus dem Welser Gehege herbeigeschafft. Auch bei Schloß Sachsenburg-Neubau und auf dem Guglberg In Gmunden hatte Maximilian solche Hasenge hege. Der kaiserliche Forstmeister In Scharnsteln, Friedrich Jäger, wurde 1509 als Haspel melster nach Wien berufen und Heß das berühmte Hasenhaus In der Kärntnerstraße nach den Angaben des Kaisers mit Hasen szenen bemalen. In der Linzer Burg wurde Im Fasching 1501 vor Maximilian, seiner Gattin Bianca Maria Sforza und den Söhnen des Herzogs von Malland, des Ludovico II Moro, Francesco und Maximlllano, das Spiel von der Diana (Ludus DIanae) aufgeführt, an dem die be rühmtesten Humanisten der Zelt — Celtls, Grünpeck, Bonomus, Lang und Ulsenlus — mitwirkten. Das Dianenspiel Ist eines der er sten Renaissancedramen In Deutschland, es tritt darin zwar Diana mit Sylvanus und BacKaiser Karl VI. in Jagdkleidung, Öl auf Leinwand, um 1730, aus dem Jagdmuseum Marchegg, Katalognummer 19.3 der Ausstellung „Prinz Eugen und das barocke Österreich" In den Marchfeldschlössern Schloßhof und Niederweiden vom 22. April bis 26. Oktober 1986 chanten auf, die politische Nebenabsicht des Stückes war aber, den Kaiser zum Türken krieg zu veranlassen. Während von Ferdinand I., der In den ersten Jahrzehnten seines Aufenthaltes In Öster reich Im Linzer Schloß die Wintermonate ver brachte, wenig über Jagdabenteuer bekannt Ist, weiß man von Maximilian II., seinem Sohn und Nachfolger, daß er 1569 einen Hirsch brunnen Im Kürnbergerwald aus gehauenem Steinwerk errichten Heß. In der Zelt des Bruderzwistes und In den fol genden Auseinandersetzungen mit dem „Ketzernest" sank das Interesse des Hofes an einem Aufenthalt Im Land ob der Enns und an Hofjagden hierzulande. Als aber zur Zelt der Pest In Wien Kaiser Leopold I. In Prag und dann In Linz Zuflucht suchte, nützte er den Aufenthalt Im September 1680 zur Inspektion der Salzbergwerke und begab sich auch zu einem Fischfang zum Grafen von Salburg nach Gmunden. An dem nach den Bauern kriegen wieder aufgebauten Schloß Orth scheint der Kaiser derartigen Gefallen gefun den zu haben, daß er 1689 den Besitz um 130.000 Gulden von den Brüdern Gotthard Heinrich und Franz Ferdinand Graf Salburg erwarb; allerdings waren auch wirtschaftliche Gründe (Besitzabrundung) für den Ankauf maßgebend. Bei dergleichen Reise kam Kai ser Leopold I. auch nach Ischl und nahm an einer Jagd auf Gemsen (Camozze) teil. Aber erst In den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts kam es unter Kaiser Karl VI. zu einem Höhepunkt der höfischen und adeli gen Jagdkultur. Der Kaiser führte ein eigenes Tagebuch, In dem er seine Jagderfolge fest hielt, auch das wienerische Diarium berichtet ständig über die Jagderfolge des Herrschers. Das Kalenderjahr war für Ihn In Jagdsalsonen geteilt. Nach der Fastenzelt — In der es keine Jagd gab — fuhr man zum Fuchs- und Dachsprellen oder zur Schnepfenjagd In den Prater, Ende April übersiedelte der Hof nach Laxenburg, wo alles für die Beizjagd mit Fal ken auf Federwild eingerichtet war. Im Juni wechselte man In die Favorlta zur Rotwlldjagd. Ende August folgte eine große Wasser jagd an der Donau, dann begab man sich für zwei Wochen nach Halbturn, damals In Un garn gelegen, zur Niederwildjagd, kehrte von dort entweder In die Favorlta zurück oder übersiedelte nach Kaiserebersdorf, wo eben falls ein wildreiches Revier zur Verfügung stand. Wenn man Ende Oktober wieder In die Hofburg übersiedelte, standen Jagden auf Schwarzwild In der Umgebung Wiens auf dem Programm. So brachten es der Kaiser und sein Hof auf jährlich hundert Jagdtage. Daß diese Jagden nicht Immer ungefährlich waren, konnte z. B. bei einer Jagd des Prin zen Eugen auf seinen Herrschaften Im Marchfeld festgestellt werden. Am 18. Okto ber 1728 wurde bei einer Jagd anläßlich von Prinz Eugens Geburtstag Graf Gundaker Alt hann von einem großen Hirschen zu Boden geworfen. Fürst Hartmann von Liechtenstein (1666— 1727) wurde 1712 von Kaiser Karl VI. zum Obersthof- und Landjägermeister ernannt und übte dieses Amt bis 1724 aus. In dieser Zelt organisierte er — wohl auf seiner Herr schaft Niederabsdorf an der Zaya — ein Hauptjagen, das von einem österreichischen Hofmaler Im Bild festgehalten wurde (Gemäl de In Vaduz, Öl auf Leinwand, 168x300 cm). Für eine Hauptjagd wurde das Wild von den zur Jagdrobot verpflichteten Bauern Tage vorher In einem Revier zusammengetrieben und schließlich auf engem Raum mit dem „hohen Zeug" aus Stangen, Sellen, Netzen und Tüchern eingeschlossen. An einer Ver19

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