Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 2, 1986

Der restaurierte Schwarzenbergsche Schwemm kanal beim Rosenauer-Gedenkstein. — Sämtliche Abbildungen stellte der Autor zur Verfügung. im Berg ausgebrochene Gestein mußte aus den Schächten mit Haspeln hochgehievt wer den, der Pulverdampf lähmte zeitweise die Atmung und das eindringende Wasser mußte zur Sicherung der Mineure bergauf ausge bracht werden, weil man kein Pumpwerk ein setzen konnte. Zwei Winter und zwei Sommer leitete der fürstliche Ingenieur Josef Falta in dieser wilden Einöde den Tunnelbau, und das mit ebenso viel Ausdauer wie Erfolg, denn als die Mineurpartien im Berg aufeinan dertrafen, war nicht die geringste Spur einer verfehlten Direktion festzustellen und der Stollen war eine gleichmäßig steigende schiefe Ebene von 419 m Länge. Um den Mut willen der Wanderer, die es damals dort noch gab, abzuwehren und dem Werk ein würdi ges äußeres Aussehen zu geben, wurden Ein- und Ausmündung des Tunnels durch Portale abgeschlossen. An der Ausmündung des Kanals wurde eine 300 m lange Riese an gelegt, die mit einem Gefälle von 6 Zoll pro Klafter (= fast 10 cm pro Meter) die Scheiter „mit Blitzes Schnelligkeit in den Alten Kanal einführt". E. Mayer schilderte auch den überwältigen den Eindruck im Tunnel als „Schauder erre gendes Getöse, welches das Brausen des brandenden Wassers in diesem langen ge schlossenen Gewölbe, noch mehr aber die mit tausendfältigem Widerhall ertönenden Stöße der schnell getragenen Scheiter an den Felswänden erzeugen." Um bei Schoppungen der Scheiter Schwemm leute nicht zu gefährden und die ineinander verkeilten Scheiter wieder flottzubekommen, wurden am Mundloch ein kleiner Rechen und eine Schleuse errichtet, um den Scheiter strom unterbinden und das Wasser vor dem Tunnel ableiten zu können. Mit einer „Art Telegraphie" an der Mündung der Riese konnte „ein blitzschnelles Signal zur Sperrung der Scheiter" beim Mundloch gegeben werden. Das „erhabene Schauspiel der Schwemme durch Tunnel und Riese verdient mit Recht den schönsten und gepriesensten Natursze nen des In- und Auslandes an die Seite ge stellt zu werden", rühmt E. Mayer, der Erbauer des neuen Kanals. Das Wasser im Schwarzenbergschen Schwemmkanal, dazumal in Tunnel und Rie se bedrohlich dröhnend, plätschert heute noch an der Steilstufe des Zwettlbaches schon beim Abstieg zum Kanal dem Besu cher lebendig entgegen, sonst aber ist es um den Kanal gespensterhaft still geworden. Wo einstmals zur Zeit der Schwemme mehr als 1000 Helfer unterwegs waren, um die Schei ter einzuwerfen, fortzubewegen und auszulanden, schleppen riesige Transporter mit Anhängern das ganze Jahr hindurch auf den Forststraßen das Holz in einem Arbeitsgang zum Verbraucher. Welch ein Fortschritt seit der umweltfreundlichen Schwemme!? Die Erinnerung daran bewahren und vermitteln heute noch recht überzeugend einzelne Ab schnitte des Schwemmkanals; besonders eindrucksvoll wäre der Tunnel in Hirschber gen, aber er ist in der Tschechoslowakei unzugängiich, sehr eindrucksvoll aber ist auch die leicht zugängliche Steilstufe des Kanals in der Morau bei St. Oswald. Anmerkung: 1 E. Mayer: Versuch einer Beschreibung der großen Schwemmanstalt, Wien 1831, 8. 6. 74

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