Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 2, 1986

' 1, Schlägl, Stiftskirche, Kanzel von Johann Worath 1646/47. Martin Greysing war der richtige Mann, das klösterlich-wirtschaftliche und auch das reli giöse Leben wieder in Ordnung zu bringen; die lange Zeit, die er dem Stifte vorstand — fast 40 Jahre — kamen ihm dabei zugute. Seine Hauptaufgabe war natürlich, das zer störte Stiftsgebäude wieder instand zu set zen. Dabei ließ er es keineswegs bei den not wendigen Arbeiten bewenden, er legte auch Wert auf künstlerische Ausgestaltung und berief dafür namhafte Persönlichkeiten in das Stift, wie die Baumeister Castelazzi und Spaz oder den Bildhauer Johann Worath (dessen Sohn 1701—1721 als Siard I. Abt von Schlägl war), der u. a. die prachtvolle Kanzel schuf. Der mittelalterliche Kapitelsaal wurde damals in die Loretokapelle umgewandelt, die Wall fahrtskirche St. Wolfgang am Stein wurde da mals erbaut, in Linz erstand das Freihaus an der Landstraße, in Aigen begründete Grey sing das Martinsspital für sechs alte und kranke Leute — das Geld für diese Stiftung nahm er von seinen Bezügen als Prälatenstandsverordneter — und er ließ bei Klaffer eine Glashütte errichten, womit er für die Zu kunft einen bedeutenden Wirtschaftsbereich bzw. für die Untertanen zusätzliche Erwerbs möglichkeiten eröffnete. Es gelang ihm auch, die Herrschaft zu vergrößern und neue Pfar ren dem Stift zu inkorporieren. In Anbetracht seiner Verdienste wurde Martin Greysing 1657 zum Abt erhoben, die Propstei Schlägl somit zu einer Abtei. Von allen geliebt und verehrt, starb Greysing 1665 im Rufe der Heiligkeit; er wurde im Presbyterium der Stiftskirche beigesetzt. Sicher gab es auch in den folgenden Jahr hunderten noch manche Heimsuchung für das Stift, das Schlimmste allerdings war für lange ausgestanden. 1702 zerstörte ein Brand den prachtvollen Hochaltar von Hans Waldburger aus dem Jahre 1626; durch diesen Brand, einen weiteren 1739 und den wirtschaftlich äußerst wichtigen Ankauf der Herrschaft Cerhonitz in Böhmen geriet das Stift vorübergehend in starke Schulden, die für einige Jahre sogar zu einer staatlichen Administration führten. Abt Hugo Schmidin ger konnte dann die Finanzen weitgehend wieder in Ordnung bringen. Äußerst kluges Verhalten mit Hintansetzung eigener Zielsetzung kennzeichnet die Regie rung von Abt Siard II. Dengler, wodurch er die josephinische Aufhebung des Stiftes zu ver hindern wußte und in seelsorglicher Hin sicht sogar noch Verbesserungen für den Stiftsbereich durchsetzen konnte. Franzosen kriege und Aufklärung brachten natürlich ge wisse Schwierigkeiten, Gefahren für das stif tische Leben. Abt Adolf Fähtz aber, ein ge bürtiger Linzer, verstand es, durch Transak tionen im Wirtschaftsbereich und Intensivie-

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