Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 2, 1986

Die Naturausstattung des Nationalparks Das Nationalparkgebiet ist der steile Süd westabfall der Bötimischen Platte mit mar kanten Berggipfeln und vorgelagerten Tal mulden. Fast 99 Prozent der Gesamtfläcfie von 13.000 ha sind von geschlossenen Wäldern bedeckt. Natürliche Wälder sind in ihrem Aufbau nie mals gleichartig, sondern entwickeln sich je nach Klima, Boden und Höhenlage sehr un terschiedlich. So besiedeln auch den Natio nalpark Bayerischer Wald im wesentlichen drei natürliche Waldgesellschaften; Hochlagenfichtenwald In den Hochlagen über 1150 m herrscht ein rauhes Kiima. Hohe Schneelagen im Winter, oft 2 bis 3 m, extreme Fröste, niedrige Jahres mitteltemperaturen und damit eine kurze Wachstumsperiode sind die begrenzenden Faktoren für das Pflanzenwachstum. Hier können deshalb nur reine Fichtenwälder wachsen, Fichtenwälder, die sich sozusagen spezialisiert haben. Sie sind geprägt durch natürliche Auslese, vor allem dem starken Schneedruck angepaßt. Ihre Kronen sind spitz, ihre Äste weisen schräg nach unten und können sich bei starker Schneebela stung an den Stamm schmiegen. Das lockere und lichte Kronendach dieses Waldes läßt den Schnee auf den Waldboden fallen. Le diglich die Vogelbeere hat als einzige Laub baumart neben der Fichte hier ihren natürli chen Standort. Oft stehen die Bäume des Bergfichtenwaldes regelrecht in Reihen oder auf „Stelzen": über all dort, wo sich einst Sämlinge auf umge stürzten Altbäumen angesiedelt und ihr Wur zelwerk um die vermodernde Baumleiche herum entwickelt haben. Nur wenige Blüten pflanzen sind im Hochlagenfichtenwald be heimatet. Typische Vertreter sind die blau violette Soldanelle, die oft schon blüht, wenn noch einzelne Schneereste im Wald liegen, und der Siebenstern, dessen Blütenblätter das Abzeichen des Bayerischen Waldvereins bilden. Die rauhen Hochlagenwälder sind derzeit das einzige Rückzugsgebiet für die ausster benden Auerhühner, Charaktervögel des Bayerischen Waldes. Bergmischwald Auf den vergleichsweise warmen Hanglagen im Nationalparkbereich etwa von 1150 m bis herunter auf 700 m hat der Bergmischwald seinen natürlichen Standort. Fast drei Viertel der Gesamtfläche des Nationalparks werden von Bergmischwäldern bewachsen. Die Baumarten dieses Waldtyps sind die Fichte, die Tanne, die Buche, der Bergahorn und an besonders günstigen Stellen die Bergulme, W ...i „Tote Bäume sind hier nicht Zeichen der Auflösung oder Zersetzung, sondern Garanten für eine ständige Walderneuerung." 65

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