Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 2, 1986

gentliche Stiftskirche und das Klostergebäu de errichtet. Von der ersten, romanischen Kir che ist noch die Unterkirche erhalten, die sich in einer hohen Stufenanlage auch noch in der heutigen Kirche abzeichnet. In dieser Krypta wurde, dem damaligen Recht folgend, das Gründerehepaar bestattet; Kaihoch starb 1238, seine Gemahlin Elisabeth von Tann heim war bereits 1225 verstorben. Die beiden Hochgräber wurden im Laufe der Jahrhun derte allerdings entfernt. Auch die Prämonstratenser nannten ihr Klo ster „Slage", wie es eben für einen neu gero deten Platz üblich war, wie Kaihoch die erste Gründung genannt hatte, und auch sie weih ten Kirche und Kloster der Muttergottes, so daß es bald „zum Frauenschlag, sand Marein Slag" hieß. Anfangs übten die Falkensteiner, auch Chunrat, der Sohn des Gründers, die Schirmvogtei über das junge Kloster aus. 1236 allerdings verzichteten sie auf das Vogteirecht und statteten das Kloster mit zusätzli chen Einkünften aus. Gebietsschenkungen verschiedener Adels geschlechter verbesserten in der Folgezeit die wirtschaftliche Lage der Prämonstraten ser. Hervorzuheben sind in dieser Hinsicht die Witigonen. König Wladisiaus von Böh men bezeichnete 1479 in einer Urkunde dieses Geschlecht sogar als zweite Stifter von Schiägl. Um die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert erhielt das Kloster zudem Besit zungen in Niederösterreich, Weingärten mit eingeschlossen. Die Schlägler Prämonstra tenser widmeten sich aber auch selbst der Rodung; früh schon wurde der Grund für die Siedlung Aigen gelegt, der Ort Ulrichsberg ist nach einem Propst des Stiftes benannt und weist somit wiederum auf die Rodungs- und Gründungstätigkeit hin. Neben Gebiets schenkungen trugen Privilegien viel zur gu ten wirtschaftlichen Steliung des Klosters bei, wie z. B. die Mautfreiheit für Getreide, Salz und Wein oder das Wochenmarktsrecht für Aigen im Jahr 1362, um nur einige zu nen nen. Das junge Kloster hatte Hilfe auch wahr lich nötig, denn es hatte inzwischen schon einen schweren Schlag erlitten: im Krieg zwi schen Ludwig v. Bayern und Friedrich v. Österreich war es 1321 niedergebrannt wor den, nachdem es erst um die Mitte des voran gegangenen Jahrhunderts neu und, wie es in einem päpstlichen Ablaßbrief heißt, unter großem Aufwand erbaut worden war. Die folgenden Jahrhunderte brachten ein ständiges Auf und Ab, wobei das Tief, den ali gemeinen Zeitumständen entsprechend, oft überwogen hat. Das 14. Jahrhundert brachte eine Konsolidierung der geistiichen und wirt schaftlichen Lage des Klosters. Doch schon wieder drohte Unheil; Unstimmigkeiten unter den Klostergeistlichen führten zu einer PropstDoppelwahi. Kaum war dieser Mißstand be reinigt, trugen die Anhänger von Johannes Hus Krieg und Brand ins Land. Das Kloster wurde geplündert und stark beschädigt, Aigen und Ulrichsberg wurden zum Teil zer stört. Die Mitte des Jahrhunderts bringt wie der wirtschaftlichen Aufschwung, neue Priviiegien kommen hinzu, wie die Maut von Klaffer, die Landgerichtsbarkeit. Eine zweite, große Welle der Rodung setzte ein, verschie dene Mühlen wurden installiert und erwiesen sich als sehr einträglich. Auch Gebietserwei terungen waren in diesen Jahrzehnten noch möglich. Aber schon zeichneten sich neue Krisenzeiten ab. Der erste Bauernkrieg zog das Kloster nicht in direkte Mitleidenschaft, wenn es auch Spannungen gab. Dann aber brach die schwere Zeit massiert herein. Im mer größere finanzielle Belastungen durch den Landesfürsten führten zu immer neuen Differenzen mit den Untertanen, die zudem weitgehend der Lehre Luthers gefolgt waren und so automatisch dem Kloster feindlich ge genüberstanden. Wie überall war die Abliefe rung der Dienste nur mangelhaft, das Kloster geriet in Schulden, Besitztümer mußten ver kauft werden, Veruntreuungen trugen dar über hinaus das Ihre dazu bei, daß das Klo sterwesen an den Rand des Untergangs geriet. Schnell wechselten die Pröpste, sie kamen von verschiedenen anderen Klöstern, in den 80er Jahren gab es keinen Priester mehr im Haus. Mit Wenzeslaus Zypser wurde 1589 ein tüch tiger Mann Propst des Klosters, dem es ge lang, eine wirtschaftliche Sanierung und auch ein geordnetes Klosterwesen wieder in die Wege zu ieiten. Tüchtig war auch Zypsers Nachfolger Crispin Fuck. Ihm gelang es, eini ge Kandidaten für Schiägl zu gewinnen und verschiedene Wiederaufbauten durchzufüh ren, wie 1617 die Taverne, 1618 den Mitteltrakt des Klostergebäudes. Seine Tatkraft führte al lerdings dazu, daß er bereits 1622 zu anderen Tätigkeiten berufen wurde. Ab 1644 bekleide te er das Amt eines Weihbischofs von Prag und wurde zum Titular-Erzbischof von Trapezunt ernannt. Glücklicherweise konnte Fucks Nachfolger Wilhelm I. Capreolus das Aufbau werk fortsetzen, unterstützt vom Prior Martin Greysing, der 1627 seibst Propst wurde. Ihm war es bestimmt, wieder einmal fast von vor ne anzufangen. Der Bauernkrieg von 1626 hatte das Kloster nicht mehr, wie die vorheri gen, verschont. Allerdings waren es kaum die ortsansässigen Bauern, die das Kloster stürmten, sondern Fremde, aber was half das, der Effekt blieb der gleiche. Rund 3000 Mann hatten am 27. Mai 1626 das Kloster ge plündert und am 21. Oktober desselben Jah res wurde es in Brand gesteckt. Wieder war kein Getreide, kein Vieh, kaum Geld vorhanSchiägl, Westtor der Stiftskirche von Joahnn Spaz, bezeichnet 1654, Architekturteile aus rotem Adneter, die figürlichen Teile aus weißem Untersberger Marmor, über dem Torbogen Madonna mit Kind auf Mondsichel. den. Durchziehende Soldaten forderten im mer wieder ihren Tribut und nahmen sich, was sie wollten. Noch 1648 zogen 4700 Sol daten mit 3500 Pferden durch unser Gebiet. Die Lage von 1626 wird im Vorwort zum Urbar dieses Jahres anschaulich geschildert: „Das Gotteshaus wurde dermassen in Asche ge setzt, daß nit ein einziges Zimmer, so be wohnt werden könnte, übrig gebiieben ist. Das Feuer ist auch durch das Ventil des Or gelwerkes in den Chor der Kirchen kommen, das Werk ganz und gar verderbt und auch die Chorstühl angezündet, von welchen der im Frühling zuvor mit großen Unkosten neu auf gerichtete schöne Hauptaltar verdörbt, also was daran verguld und nackend gefaßt gewe sen, alles mit großer Spesa erneuert werden muß. Und haben mehr übel gedachte Rebel len unsinnige noch dazu den oberen Meier hof samt allen in den Stadeln vorhandenen Getreid und Fütterei in Grund mit Feuer ver wüst, durch welche unchristliche Tathand lung obbesagtes Stift Schiägl dermassen rui niert worden, daß nit ein einziges Körnlein Getreid, damit die Hoffelder hätten angebaut werden können, geschweige denn was zum Leben übrig blieb."

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