Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 2, 1986

vor dem Zeitalter der Elsenbahn.) Die Glaser zeugung wurde mit anderen Methoden wei terentwickelt, so daß der Waid verschont, das Handwerk aber trotzdem bis in unsere Zeit er halten geblieben ist. In vielen Orten des Na turparks bis in das Waldviertel in Niederöster reich erhält man auch heute noch einen Einblick in die Hersteilung und Veredelung des Hohlglases durch Schliff, Gravur und Ma lerei. Manche Glashütten und Veredelungs betriebe können sogar besichtigt werden. Nationalpark Bayerischer Wald Am 7. Oktober 1970 wurde offiziell im Bayeri schen Waid der erste deutsche Nationalpark eröffnet, nachdem der Bayerische Landtag seine Errichtung einstimmig beschlossen hatte. Der 13.000 ha große Nationalpark ist Eigentum des Freistaates Bayern und hat laut gesetzlichem Auftrag folgende Aufgaben; Naturschutz — Forschung — Bildung — Er holung. Das Wanderwegenetz des National parks umfaßt mehr als 200 km. Die Annahme, daß Wanderwege um so weniger verlassen werden, je besser sie angelegt und ausge stattet sind, hat sich als richtig erwiesen. Vor einer Wanderung im Nationalpark sollte man unbedingt das Nationalparkhaus bei Neu schönau (Tel. 0 85 58/13 00) besuchen, das am Ausgangspunkt verschiedener Fremden verkehrseinrichtungen, wie Felswanderge biet, Tierfreigelände, Waldlehrpfad usw. steht. Das Haus bietet Filmvorführungen, Tonbildschauen, Ausstellungen und einen Erlebnisraum für Kinder sowie eine umfang reiche Besucherbücherei. Informationen und Kartenmaterial stehen auch zur Verfügung. Außerdem werden geführte Wanderungen unter folgenden Themen veranstaltet; Ge führte Wanderung durch das Tierfreigelände, Bergbachwanderung in Waidhäuser, Urwald wanderung im Rachelgebiet, waldgeschicht liche Wanderung, Pflanzenwanderung in Waldhäuser, Abendwanderung in Waldhäu ser und eine Wanderung zum Thema „Wald sterben". Bei meinen Wanderungen im Baye rischen Wald mußte ich selbst mit Entsetzen das rasche Fortschreiten des Waldsterbens feststellen. Dies ist mir besonders am Arber aufgefallen. Im Nationalpark selbst konnte ich es allerdings als Nichtfachmann kaum er kennen, ob es sich um den gewollten Urwald oder um Baumleichen durch Umwelteinflüs se handelte. Der Böhmerwald Im oberen Mühlviertel Wenn ein Oberösterreicher vom Böhmerwald spricht, meint er vorwiegend den Nordwald zwischen Dreisesselberg und Sternstein. Man denkt dabei an den Plöckenstein, die Auf der Aussichtswarte „Moldaublick" am 1041 m hohen Sulzberg. Aussichtswarte Moldaublick, an die Block burg, die den Bärenstein krönt, oder an das neuentstandene Schigebiet um den Hoch ficht. Selbstverständlich erinnert man sich auch an den unzugänglichen Plöckensteiner See, das Stifterdenkmal, die Stifterherberge, die Stifterquelle und vielleicht an die neuer richtete Helfenbergerhütte des Alpenvereins, die als wichtiger Stützpunkt für die Grenz kammwanderer geschaffen wurde. Außer % Die originellen Wegweiser im Nationalpark Bayerischer Wald mit verschiedenen Symbolen als Markierungszeichen. dem bereits Erwähnten gibt es noch viel Inter essantes, meist irgendwo im ausgedehnten Wald verborgen. Zu den Besonderheiten zählt das Steinerne Mee,r eine Blockhalde im Ausmaß von ca. 160 x 300 m, die mit ihrem teilweisen Latschenbewuchs schon sehr an die Zentralalpen erinnert, wenn man sich den Wald, der dieses Blöckemeer umgibt, wegdenkt. Als Pioniertat des auslaufenden 18. Jahrhun derts kann die Erbauung des Schwarzenbergschen Schwemmkanals angesehen wer den. Die Anlage erinnert in ihrer Art an die Soleleitung bzw. an den Holzaufzug im Wei ßenbachtal oder an den Bau der Pferdeeisen bahn. Der Schwarzenbergsche Schwemmka nal berührt auch die Bayerische Au, eines der schönsten Spirkenmoore Mitteleuropas, wie es im Führer „Naturkundliche Wanderziele" dargestellt wird. Das Moor befindet sich am äußersten Rand unserer Staatsgrenze. Ein Rundwanderweg führt teilweise hart an der tschechischen Grenze entlang, weil aber die Grenze nicht sehr markant ist, sollte man be sonders vorsichtig sein. Vereine zur Pflege der Landschaft und Wanderwege Im Bayerischen Wald haben sich mehrere Vereine die Errichtung und Erhaltung von Wanderwegen und geeigneten Stützpunkten auf ihre Fahne geschrieben. Es wäre zu um fangreich, sie alle aufzuzählen. Einer von den größeren nimmt aber eine dominierende Stellung ein. Es handelt sich um den „Bayeri schen Waldverein", der 51 Sektionen umfaßt und auf eine 100jährige Tradition zurück blickt. Er hat seinen Sitz in D-8372 Zwiesel, Angerstraße 39, Tel. 0 99 22/92 65. Der BWV war maßgeblich an der Errichtung des Wan derwegnetzes im Laufe der Jahrzehnte betei ligt. Er hat auch einen kleinen Führer in zwei ter Auflage herausgebracht. Aus dem Vorwort von Präsident Dr. Gottfried Schmid kann ent nommen werden, daß der Bayerische Wald verein auf Grund seiner Satzungen die Ver breitung und Vertiefung der Kenntnisse des Bayerischen Waldes pflegt und fördert. Mit dem Führer möchte er Wegweiser durch den Bayerischen Wald sein, den Wanderern die Verbindungen zu regionalen und europäi schen Fernwanderwegen aufzeigen und allen, die sich seiner bedienen, Herz und Au gen für die einzigartige Schönheit des Baye rischen Waldes, des größten deutschen Waidgebirges, öffnen. Der Verein bietet sei nen Mitgliedern, aber auch der Aligemein heit, ein bestens ausgebautes Wegenetz, eindeutige Wegmarkierungen, geführte Wan derungen durch geschulte Wanderführer, Schutzhäuser und Wanderheime, Pflege des 55

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