Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 2, 1986

de auch wieder in sein früheres Amt als Abt präses der Kongregation von Böhmen, Mäh ren und der Lausitz eingesetzt. Somit schien sich die Übergabe des Stiftes an den recht mäßigen Besitzer, d. h. also an den Konvent des Stiftes und an dessen rechtmäßigen Abt, ohne Schwierigkeiten zu vollziehen. Optimi sten und auch Abt Tecelin selbst konnten der Meinung sein, das alte Leben und Arbeiten wie früher könne nach der Unterdrückung und Unterbrechung durch den Nationalsozia lismus und den Krieg im großen und ganzen unverändert weitergehen. Sehr bald aber zeigten und mehrten sich die Anzeichen, daß dem nicht so sei. Das Stift Hohenfurth wurde von vielen aufgrund seiner jahrhundertealten Geschichte immer noch als deutsche Hoch burg betrachtet, obwohl inzwischen immer mehr deutsche Mitbrüder im Zuge der Ver treibung das Land verlassen hatten. Der Abt bemühte sich deshalb auf alle nur mögliche Weise, tschechische Mitbrüder für das Klo ster zu gewinnen. Einige kamen auch, fast alle verschwanden aber allmählich wieder, vor allem als das Kloster zum zweitenmal der Aufhebung verfiel. Es fehlte In den meisten Fällen an der erforderlichen Vorbildung und im Stift selbst an der monastischen Ausbil dung, die unter den gegebenen Umständen in jenen Tagen unmöglich war. Um den Hohenfurther Konvent in der Übergangszeit doch nicht ganz entvölkern zu lassen, ver suchte der Abt, für die älteren deutschen Pa tres die tschechische Staatsbürgerschaft zu erlangen. Doch wurden alle Gesuche abge wiesen. Wohl zum ersten Mal in der langen Geschichte des Stiftes spielte der Nationali täten-Unterschied bei den Mitbrüdern eine Rolle. In einem weiteren Schreiben des Abtes Tecelin an die Ordensleitung in Rom heißt es: „Jetzt müssen Tausende Unschuldige für die wenigen Schuldigen leiden und büßen. Wir sind geschützt und haben nichts zu befürch ten, denn Kirchengut ist unantastbar." Daß dieser letzte Satz eine Illusion war, sollte sich sehr bald zeigen. Ab Mai 1945 hatten die Seelsorger vom Lin zer Ordinariat keinen Gehalt mehr erhalten, was bei den Seelsorgern, die keine Landwirt schaft hatten, zu Schwierigkeiten führen konnte, zumal ja die Deutschen nur die Ju denrationen des Dritten Reiches erhielten. Die Linzer Diözesanfinanzkammer hat aber dann Priestern, die in die Linzer Diözese kamen, eine erste finanzielle Hilfe zuteil wer den lassen. Mit 1. Februar 1946 unterstand das Hohenfurther Generalvikariat auch kir chenrechtlich nicht mehr der Verwaltung der Diözese Linz und war wieder voll der Diözese Budweis eingegliedert. Der ehemalige Gene ralvikar Dr. .P Dominik Kaindl kam 1946 mit einem Transport mehrerer Mitbrüder in das Stift Heiligenkreuz, wo er 1973 starb. Mitte Februar 1946 begannen dann die Massen transporte in den südböhmischen Bezirken Krummau und Kaplitz nach Deutschland. Im März 1946 gelang es dem damaligen Abt Karl Braunstorfer von Heiligenkreuz, Abtprä ses der Österreichischen Kongregation des Zisterzienserordens, nach Hohenfurth zu kommen und auch von Seiten der österreichi schen Behörden für einige Mitbrüder die Er laubnis zu erhalten, daß sie nach Österreich kommen durften, wo sie hauptsächlich im Stift Rein und auf dessen Pfarreien einge setzt wurden. Nachdem durch den nationa len Bezirksausschuß (MNV) verlangt wurde, daß die Gottesdienste auf den ehemals deut schen Pfarreien nunmehr tschechisch gehal ten werden müßten, die wenigsten Seelsor ger aber tschechisch soweit beherrschten, bemühten sich diese bzw. waren sie froh, un ter diesen Umständen nicht weiter bleiben zu müssen und ließen sich mit den Massen transporten nach Westdeutschland abtrans portieren, da ihnen sowieso nichts anderes übrig blieb, oder sie gingen bei Nacht und Nebel über die nahe österreichische Grenze, solange diese noch nicht von tschechischer Seite abgesperrt war. In Österreich besitzt der Zisterzienserorden seit altersher noch eine Reihe von Abteien, wo man deshalb leichter unterzukommen hoffte und wo man sich nach alter Tradition auch mehr verbun den fühlte als mit dem überfüllten und ausge hungerten Westdeutschland. Österreich kam auch früher schon in den Genuß der amerika nischen Hilfeleistungen. Die eingerückten Mitbrüder, soweit sie mit dem Leben davon gekommen waren, kehrten schon gar nicht mehr in das Kloster zurück, sondern suchten in Westdeutschland unterzukommen. Das Stift bis zur zweiten Aufhebung 1950 Es zeigte sich sehr bald und immer mehr, daß das Stift Hohenfurth trotz der loyalen Haltung seines Abtes Tecelin Jaksch zur ersten tsche choslowakischen Republik, seiner guten Be ziehungen zu Präsident Benesch und trotz allem Entgegenkommen gegenüber den neuen Herren nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr zu retten war. Die Anfeindungen gegen das Stift und ganz allgemein gegen alles Katholische in der zweiten tschechoslo wakischen Republik wurden immer mehr. Es begann wieder wie im Dritten Reich mit Schi kanen verschiedenster Art, mit Hausdurchsu chungen, Verhören, Vorladungen usw., und zwar schon vor dem kommunistischen Staatsstreich im Februar 1948. Deshalb ver ließen am 10. April 1948 die letzten deutschen Mitbrüder Hohenfurth, sie wurden auf öster reichische Stifte des Zisterzienserordens ver teilt. Der Abt selbst versuchte so lange als nur möglich, wenn schon nicht im Kloster Hohen furth selbst, so doch in der Tschechoslowakei bleiben zu können. Als sein Bleiben definitiv unmöglich wurde, überschritt auch er am 26. Juli 1948 die Grenze nach Österreich mit mäßigem Gepäck, soweit es ihm erlaubt wor den war, aber ohne Wertgegenstände, und traf in Bad Leonfelden ein. So verblieben in Hohenfurth nur noch zwei tschechische Mitbrüder, drei neue Kleriker, ein Novize und ein tschechischer Laienbru der. Dem Stift wurden nur noch 50 ha Grund belassen, aller übrige Grundbesitz verfiel der Enteignung durch den Staat. Nach langem Überlegen und nachdem er von einer schweren Operation wieder herge stellt war, entschloß sich schließlich Abt Tece lin am 20. November 1949 als Apostolischer Administrator das Stift Rein in der Steiermark zu übernehmen. Einige Mitbrüder folgten ihm dorthin, andere konnten sich dazu nicht entschließen, da sie an ihrem bisherigen Wir kungsplatz bereits eingewohnt waren, vor allem die in deutschen Diözesen wirkenden Mitbrüder, die bei den dortigen Heimatver triebenen bleiben wollten. Inzwischen ging in der CSSR der Kampf ge gen die Kirche und gegen die Klöster weiter. Bei einer Vorladung eines tschechischen Mit bruders, der noch in Hohenfurth geblieben war, wurde von Minister Fierlinger in Prag am 4. Mai 1950 bekanntgegeben, daß das Kloster ab sofort aufgehoben sei und die anderen Klosterinsassen zu einer Umschulung kom men sollten. Verschiedenen Nachrichten zufolge waren dann im Stift jahrelang Grenzschutztruppen einquartiert, später stand es leer, nun soll ein Postmuseum darin eingerichtet werden. Bi bliothek und Bildergalerie bestehen noch, doch befinden sich die wertvollen Sachen, soweit bekannt, im Prager Nationalmuseum oder in der dortigen Nationalbibliothek. Das betrifft vor allem die Hohenfurther Madonna und die berühmten neun Hohenfurther Tafel bilder aus dem 14. Jahrhundert. Viele Gebäu de des Stiftes, vor allem die Wirtschaftsge bäude, machen einen stark verwahrlosten und trostlosen Eindruck. Die Klosterkirche ist für den Gottesdienst gesperrt. Abt Tecelin Jaksch bemühte sich als Apostoli scher Administrator des Stiftes Rein in der Steiermark, des ältesten bestehenden Klo sters des Zisterzienserordens, das während des Krieges aufgehoben worden war und in jeder Hinsicht darniederlag, um Wiederher stellung seiner neuen Wirkungsstätte. Ein langes Wirken war ihm jedoch nicht mehr ver gönnt. Das Viele und Schwere, das er Im Drit ten Reich und ebenso in der Zweiten Tsche choslowakischen Republik mitgemacht 50

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