Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 2, 1986

zu retten, was zu retten war, und besuctite erstmals möglichst viele der deutschen Randgebiete der Republik. Im Mai 1937 kam er auf seiner Rundreise nach Hohenfurth, wo er auch im Stift von Abt Tecelin empfangen wurde. Seit diesem Tage datierte eine Art Freundschaft zwischen Abt Tecelin und Eduard Benesch, vor allem da Abt Tecelin ganz unzweideutig von Anfang an gegen den Nationalsozialismus eingestellt war, dessen Gefährlichkeit er früher erkannte als viele andere. Das Stift in der nationalsozialistischen Zeit, erste Aufhebung 1941 Beim Einmarsch der deutschen Truppen in die CSR kam Hitler im Oktober 1938 auch durch Hohenfurth. Inzwischen war R Engel bert Blöchl, ein gebürtiger Freistädter, auf eine Anzeige hin bereits verhaftet worden, konnte aber durch Intervention des Abtes nochmals freikommen. Er wurde jedoch bald darauf wieder verhaftet und kam am Allerhei ligentag 1942 ganz elend im Konzentrations lager Dachau ums Leben. Der Abt wußte, daß die Verhaftung bald auch ihn treffen werde. Auf Grund einer Anzeige bei der Gestapo in Linz wurde Abt Tecelin tatsächlich am 21.11.1938 festgenommen und nach Linz ge bracht, Mitte Januar 1939 in das Gefängnis nach Krummau an der Moldau überstellt und dort am 2.3.1939 zu sechs Monaten Haft ver urteilt. Wer die nationalsozialistisch beein flußte Rechtsprechung im Dritten Reich kennt, kann aus dem Urteil erkennen, daß dem Angeklagten nichts Gesetzwidriges von irgendwelcher Bedeutung nachgewiesen werden konnte, sonst wären für ihn ganz an dere Strafen festgesetzt worden. Der Tag der Freiheit dauerte jedoch für Abt Tecelin nicht lange, denn am 25. Mai 1939 wurde er gegen alles Recht von der Gestapo nochmals ver haftet, durfte sich dann einige persönliche Sachen im Stift abholen, ohne jedoch mit den Mitbrüdern in Verbindung treten zu können. Am 1. Juli 1939 verließ er definitiv das Kloster und konnte schließlich nach verschiedenen Schwierigkeiten während des Krieges im Nonnenkloster Tischnowitz bei Brünn bleiben. Für die Zeit seiner Abwesenheit wurde Dr. P. Dominik Kaindl, bisher Theologieprofessor an der Diözesanlehranstalt in Budweis, zum Abt-Koadjutor von den Mitbrüdern gewählt, ein bescheidener, gelehrter, bei allen Mitbrü der beliebter und geachteter Mann. Inzwi schen war ja Südböhmen, soweit es deutsch war, dem Gau Oberdonau, wie Oberöster reich damals genannt wurde, angeschlossen und kirchlich als Generalvikariat Hohenfurth der Diözese Linz unterstellt worden. Zum Ge neralvikar für diesen Teil der Diözese Linz wurde ebenfalls F. Dominik Kaindl bestellt. Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß der Böh merwald ganz allgemein und die Hohenfurther Gegend im besonderen noch ein starkes religiöses und kirchliches Leben aufwiesen, was wiederum zum wesentlichen Teil Ver dienst des Stiftes und seiner Seelsorger auf den sechzehn inkorporierten Pfarreien war, und zweitens auch deshalb, weil das Stift seit jeher und gerade auch Abt Tecelin sehr sozial eingestellt waren, so daß Stadt Hohenfurth und Umgebung dem Stift in materieller Hin sicht viel zu verdanken hatten. Seit Ende 1938 wurde das Kloster unter staat liche Verwaltung gestellt, aber noch nicht auf gehoben. Die Aufhebung erfolgte dann am 17. April 1941 durch die Gestapo von Linz aus, auf eine für die damaligen Machthaber typi sche, unmenschliche Weise. So wurde das Stift, das seinerzeit von Oberösterreich (Stift Wilhering) aus gegründet worden war, zum erstenmal in seiner jahrhundertelangen Ge schichte von Oberösterreich (Linz) aus aufge hoben. Nur zwei Patres durften im Stift ver bleiben, einer für die wirtschaftlichen Belange, der andere als Bibliothekar und Kir chenrektor der Stiftskirche, die allerdings bald darauf für den Gottesdienst geschlos sen wurde. Den Mitgliedern des Stiftes wurde das Betreten des Stiftsgebietes ausdrücklich verboten. Die älteren im Stift anwesenden Mitglieder wurden auf einzelne Pfarreien des Klosters verteilt. Die jüngeren Mitbrüder waren ja bereits zum Militärdienst eingezogen worden, 21 von den über 70 Mitgliedern des Konventes. Wenn man die fünf tschechischen Mitbrüder weg zählt, kann man sagen, daß ungefähr ein Drit tel des Konventes zum Militär eingezogen wurde; zehn davon kamen nicht mehr zurück, sechs Patres, drei Kleriker und ein Laienbru der. Mit Ausnahme von einem fielen alle auf dem östlichen Kriegsschauplatz. Der Blutzoll des Stiftes war also außergewöhnlich hoch, sowohl im Vergleich zur Bevölkerung, als auch im Vergleich zum Weltklerus oder zu an deren Klöstern. Der letzte Ordenskatalog der Ordensprovinz von Böhmen und Mähren und der Lausitz zählte für Hohenfurth 51 Priester, 11 Kleriker, 1 Novizen und 9 Laienbrüder, zusammen also 71 Mitglieder. Es war der höchste Mitglie derstand in der fast 700jährigen Geschichte des Klosters. Die Reaktion der Bevölkerung auf das Ge schehen um das Stift Hohenfurth war im we sentlichen Schweigen. Nur wenige wagten dagegen öffentlich Stellung zu nehmen. Wer die Mentalität und den Volkscharakter der da maligen Bevölkerung kennt, wird das verste hen. Der politische Druck gegen Andersden kende war zu stark, um mehr zu ermöglichen. Alles, was von Deutschland, also vom soge nannten Altreich hereinkam, hatte zudem für viele von vorneherein den Schein des Be sonderen und Überlegenen und die Schwere der Unterdrückung des Deutschtums in der ersten tschechoslowakischen Republik war noch in allzu frischer Erinnerung. Im alten Österreich-Ungarn zogen die überzähligen Arbeitskräfte in die Kaiserstadt nach Wien oder in das nähergelegene Linz. Das war seit 1919 weggefallen, die jahrhundertelang offe ne Grenze zwischen Österreich und Böhmen war zwar nicht hermetisch, aber sehr wir kungsvoll abgeriegelt. Das Stift in der Katastrophe von 1945 Es kam die Katastrophe des Jahres 1945. Abt Tecelin Jaksch bemühte sich rasch bei der tschechoslowakischen Regierung um eine Anerkennung und erhielt auch schon am 1. Juni 1945 von der Landesregierung in Prag und am 2. Juni 1945 vom Bischöflichen Kon sistorium in Budweis bestätigt, daß er als rechtmäßiger Abt von Hohenfurth zu gelten habe. Das erwähnte Dokument der Landesre gierung vom 1. Juni 1945 hat in deutscher Übersetzung folgenden Wortlaut: „Die Lan desregierung in Prag genehmigt die Restitu tion der von den deutschen Okkupanten beschlagnahmten, aber kirchlich nicht aufge hobenen Zisterzienserabtei Hohenfurth mit dem bisherigen Abt Tecelin Joseph Jaksch an der Spitze, weil derselbe wegen seiner Treue zur tschechoslowakischen Republik und zu ihrem Präsidenten Dr. Eduard Be nesch ein Opfer politischer Persekution war. Nach Übernahme der Abtei soll die Verwal tung der Forst- und Landwirtschaft einem na tional verläßlichen Mitglied des Konventes oder einem tschechischen Fachmann über tragen werden. Den Bezirks- und Ortsverwal tungen wird aufgetragen, dem Abt bei der Re stitution des Klosters und seines Besitzes alle Hilfe zu leisten." Am 25. Juli 1945 erhielt Abt Tecelin eine per sönliche Audienz beim alten und neuen Prä sident Eduard Benesch, worüber er an den Generalprokurator des Ordens Dr. P. Mat thäus Quatember, der ebenfalls Hohenfurther Konventual war, in Rom schrieb, er habe diese Audienz aufgefaßt als eine „herrliche Genugtuung nach aller Schmach, die mir die Nazis angetan haben". Am 24. Juli 1945 erklärte der Generalabt des Ordens in einem Schreiben an den Budweiser Kapitelvikar, daß Abt Tecelin stets der re guläre Abt von Hohenfurth geblieben und die Funktion des Abt-Koadjutors Dr. P. Dominik Kaindl mit der Rückkehr des rechtmäßigen Abtes erloschen sei. Abt Tecelin Jaksch wur49

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