Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 2, 1986

Mönche erreicht, die längste äbtliche Regie rungszeit und als erster die höchste Würde im Zisterzienserorden. Das Stift in der ersten tschechosiowakischen Repubiik Nachfolger von Abt Leopold Wackarz wurde Abt Bruno Pammer (1902—1924), der 42. Abt des Klosters und der letzte, der noch Im Stift (in der Gruft der Äbte in der St.-Anna-Kapelle) seine letzte Ruhestätte fand. Mit ihm zog das 20. Jahrhundert mit seiner Technik und Indu strialisierung in Hohenfurth und auf den Be sitzungen des Stiftes ein. Die alte österreichisch-ungarische Zister zienser-Ordensprovinz war inzwischen nach dem Ersten Weltkrieg zugleich mit der Do naumonarchie zerfallen und wurde dreige teilt: In die österreichische, die ungarische und die Provinz von Böhmen-Mähren und der Lausitz mit den beiden Männerabteien Ossegg und Hohenfurth in Böhmen und den drei Frauenklöstern Tischnowitz In Mähren sowie Marienstern und Mariental in der Lausitz. Abt Bruno Pammer war bei der neuen tsche choslowakischen Regierung in Prag persona non grata, als Abt des deutschen Klosters und als aktiver Politiker in der deutschen christlich-sozialen Volkspartel. Die während des Ersten Weltkrieges vom Stift Hohenfurth (wie von vielen anderen) mit einer sehr hohen Summe gezeichnete Kriegsanleihe wurde zu einer schweren Schuldenlast und die aus der staatlichen Neuordnung erwachsene soge nannte „Bodenreform" nahm dem Stift eine Reihe von Gütern, die in tschechischen Be sitz überführt wurden. Abt Bruno Pammer starb 1924 im Eisenbahnzug bei Kolin an der Elbe, als er zum Begräbnis der Äbtissin von Tisohnowitz fahren wollte, an plötzlichem Herzversagen. Sein Nachfolger wurde Tecelin Jaksch (1925—1950), der letzte Abt von Hohenfurth, dem es durch sein diplomatisches Geschick gelang, die Bodenreform zu einem Ende zu führen, die dem Stift eine ausreichende ma terielle Basis sicherte. Abt Tecelin, aus einem alten deutschen Bauerngeschlecht bei Budweis gebürtig, war ein Mann großer Bautätig keit im Kloster, auf den Pfarreien und im gan zen klösterlichen Besitz. Er bemühte sich ferner um die Erneuerung des Konverseninstitutes, das im Stift zwar nie zahlreich gewe sen war, aber eine große künstlerische Tradi tion hatte. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war die Zahl der Laienbrüder wieder auf zehn angewachsen. Unruhige politische Zeiten kündigten sich an, seitdem 1933 im Deutschen Reich der Nationalsozialismus an die Macht gekom men war. Die unbestreitbar vorhandene Un terdrückung des Deutschtums in der CSR, sowie die sehr schlechte wirtschaftliche Lage gerade der deutschen Bevölkerung mit hoher Arbeitslosigkeit bedingten einen guten Nähr boden für die Ideen des Dritten Reiches. Als die politische Situation für die CSR kritisch wurde, versuchte Präsident Eduard Benesch Abt Tecelin Jaksch von Hohenfurth, Aufnahmevom 23. 5. 1925. Ir Im Kloster Hohenfurth besichtigte Dr. BeneS die reichhaltige Biblio thek, hinter ihm der Abt Jaksch. Zeitungsausschnitt aus dem Jahr 1937 mit dem Biidtext: „Im Kloster Hohenfurth besichtigte Dr. Benes die reichhaltige Bibliothek, hinter ihm der Abt Jaksch". — Die Schriftieitung dankt höflich dem Stiftsarchiv Rein-Hohenfurth (Dr. Norbert Müller) für die kollegiale Unterstüt zung bei Beschaffung des Bildmaterials für diesen Beitrag. 48

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