Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 2, 1986

Links: Stift Hohenfurth an der Moldau, Aufnahme aus der Gegenwart. — Foto: Gerhard Trumier, Wien. Rechts: Kreuzgang im Stift Hohenfurth, Aufnahme aus dem Jahr 1932. i dingten, daß die einfache Erstanlage des Stif tes auch in späteren Jahrhunderten nicht zu einem imposanten Prachtbau wie andere Stifte der Barockzeit in Österreich und an derswo umgebaut wurde. Es waren nie die Mittel vorhanden, die alten Mauern niederzu reißen und den ganzen Klosterkomplex neu aufzubauen. Andererseits schützte die abge legene Lage in den Grenzwäldern das Stift vor allem in Kriegszeiten vor manchen Gefah ren. Zwar umfaßte die Dotierung auch des Stiftes Hohenfurth für heutige mitteleuropä ische Begriffe große Landstriche, aber die wa ren großteils noch unbesiedelt und unkulti viert und für den ersten Bedarf wenig einbringend, wie übrigens auch bei nicht we nigen anderen Klostergründungen. Trotz aller Schwierigkeiten entwickelte sich Hohenfurth sowohl in geistlicher als auch in materieller Hinsicht günstig. Neue Orte ent standen als Gründungen der klösterlichen Rodungstätigkeit, die sich allmählich zu Pfarrorten entwickelten, wozu die Politik der böhmischen Herrscher, der Pfemysliden und später der Luxemburger, beitrug, welche deutsche Kolonisten in das Land riefen. Die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts war für Böhmen und teilweise auch für die umliegen den Länder, so auch für Österreich (z. B. für Stift Zwettl) die furchtbare Zeit der Hussiten kriege (1419—1436). Wieweit auch das Stift Hohenfurth darunter zu leiden hatte, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Sicher ist, daß die Mönche des Stiftes mehr als einmal bei drohender Gefahr außerhalb des Klosters Zuflucht nehmen mußten, so wahrscheinlich in Krummau und auf der Burg Rosenberg. Aber Leopold Janauschek, der Altmeister der Zisterzienser-Geschichtsschreibung, schreibt in seinen „Originum Cisterciensium Tomus I" (Wien 1877) über Hohenfurth, es sei das einzige Zisterzienserkloster Böhmens gewesen, das unter den Hussiten nicht we sentlich gelitten habe. Auch ein altes Bild im Stift Hohenfurth selbst aus dem 16. Jahrhun dert hatte die Inschrift; „Ab Hussitis illaesum". Während die zweite Hälfte des 15. Jahrhun derts als Zeit des Wiederaufbaus nach den Zerstörungen und Verwüstungen der Hussi tenkriege bezeichnet werden kann, kündigte sich das 16. Jahrhundert mit weiteren Un45

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