Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 2, 1986

Das Zisterzienserstift Hohenfurth im Böhmerwaid (1259—1950) P. Canisius L. Noschitzka Von der Gründung bis zum Aussterben des Gründergeschlechts (1611) Österreich — Klösterreich, das Ist ein gängi ges, oft gebrauchtes Wort und es reimt sich sehr schön. Es hatte einmal seine Berechti gung und hat sie teilweise heute noch, da es kaum ein anderes katholisches Land gibt, wo noch Klöster aus dem Mittelalter mit Ihrem wesentlichen Stiftungsbesitz, also als Stifte, bestehen. Für Böhmen (und Mähren, das andere „histo rische", weniger bekannte Land der CSSR) gibt es ein solches entsprechend einpräg sames Wort nicht. Das hat vor allem histori sche Gründe. Die Grenzbefestigungen des Römischen Reiches verliefen auf dem Gebiet des heutigen Österreich (Austria Romana) Im wesentlichen auf der Südselte der Donau, den Weg nach Böhmen und Mähren ver sperrten oder erschwerten der breite Strom und noch mehr der damals ziemlich undurch dringliche Grenzwald mit seinen Bergen, zwar nicht so hoch wie die welter südlich ge legenen Alpen, aber Immerhin unwegsam außer einigen Stelgen, die für Heeresdurch züge wenig geeignet waren und auch die Christianisierung erschwerten. Später verlief die Grenze zwischen Böhmen und Österreich allerdings welter Im Norden an der Moldau, bei Hohenfurth — und damit sind wir bei unserem Thema angelangt: Ho henfurth mit seinem ehemaligen, so müssen wir heute leider sagen, Zisterzienserstift. In der südlichsten Ecke Böhmens, nur weni ge Kilometer von der oberösterreichischen Grenze entfernt. Hegt Im Böhmerwald, des sen Berge dort bis ungefähr 1000 m anstei gen, am rechten, also südlichen Ufer der Mol dau, das Zisterzienserstift Hohenfurth In der Nähe des gleichnamigen Städtchens, das seinerzeit bis zur Vertreibung der deutschen Bevölkerung etwas über 2000 Einwohner zählte. Es Ist zugleich die letzte Pfarrei an der Grenze, während jenseits der Grenze Markt und Pfarrei Bad Leonfelden liegt, seit jeher von den Zisterziensern des Stiftes Wllhering (Hllarla, gegründet 1146) betreut. Historische Photographie mit Ansicht von Stift Hohenfurth nach einem Ölgemälde von Weeser-Krell Die Zisterzienserstifte Hohenfurth und Ossegg, letzteres In Nordböhmen nicht weit vom Fuß des Erzgebirges entfernt, waren die letzten der dreizehn Zisterzienserabteien (Mönchsklöster), die In Böhmen und Mähren einst bestanden. Davon lagen zehn In Böh men und drei In Mähren. Von diesen Klöstern gingen vier schon In den Hussitenkriegen In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts oder bald darauf In der Regel wegen der In diesen Kriegen erlittenen Zerstörungen und Verluste zugrunde. Weitere sieben Klöster wurden durch Kaiser Joseph II. aufgehoben. Damit blieb Im ursprünglich tschechischen Sied lungsgebiet kein einziges Mönchskloster des Zisterzienserordens In Böhmen und Mähren erhalten. Auch In Österreich wurden zwar durch Joseph II. Klöster aufgehoben, doch kam dieses Land Im allgemeinen glimpflicher davon. Frauenklöster des Zisterzienserordens gab es In Böhmen nur zwei. In Mähren drei. Da von blieb nur das Kloster Himmelspforten (Porta Coell) bei TIschnowitz, Diözese Brünn, erhalten, und wurde 1950 bei der allgemei nen Unterdrückung aller Orden und Klöster In der CSSR (wie übrigens auch das erwähnte Ossegg) aufgehoben. An der Moldau lagen seinerzeit drei Zister zienserklöster: Hohenfurth (Altovadum) am Oberlauf der Moldau; Goldenkron (Corona Aurea), welter flußabwärts halbwegs zwi- #■ Stift Jrlurwnfurf (Höfimen). Nachdruck verfcKsten, 43

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2