Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 2, 1986

des Marktfleckens gehen an Sonn- und Feier tagen gerne auf den Berg: einige am Morgen, um Messe zu hören, andere nachmittags, um an dem Kreuze zu beten . . . Den Namen Brunnenberg oder Brunnberg, wie ihn die dortigen Bewohner nennen, hat der Berg von dem ungemein klaren und kalten Wasser er halten, das an einer Steile desselben hervor quillt . . . Wenn die Bewohner auf dem Berge sind . . . versäumen sie es kein einziges Mai, mit dem Schöpfer etwas Wasser heraufzuho len, davon zu trinken, und sich damit die Au genlider zu waschen. Auch die Kinder, wenn sie in die Gegend kommen, tun das, was sie die Alten tun gesehen haben . . . Eine alte Er zählung berichtet, wie die Brunnenhäus'chen, die Kirche und das Kreuz entstan den sind." Einem Blinden, so berichtet Stifter aus der lo kalen Überlieferung, träumte „drei Nächte hintereinander, daß er auf den Berg gehen solie, daß er eine Haue mitnehmen und an einer Stelle, die sich ihm im Traume vorspie gelte, graben solle ... Er fand wirklich auch die Steile, wie er sich mit dem Hauenstiele überzeugen konnte, mit dem er genau die dreieckigen Steine griff, von denen ihm ge träumt hatte. Er grub nun auf dem Platze . . . Nach einer Weile hörte er es rauschen, wie wenn Wasser käme ... Da legte er nun die Haue weg, bückte sich nieder, wie ihm eben falls geträumt hatte, tauchte die Hand in das Oben: Gnadenbild in der Gutwasserkapelle von Oberplan. — Foto: F. Marianus Wend, Rohr, Niederbayern. Links: Der Gutwasser-Brunnen in Oberpian. — Foto: Jiri Plechaty, Prag. Wasser und fuhr sich damit über das Gesicht und die Augen. In diesem Augenblicke sah er; . . . Dicht vor ihm, mitten im Wasser, saß ein Gnadenbild der schmerzhaften Mutter gottes, mit einem lichten Scheine umgeben, den toten gekreuzigten Sohn auf dem Schö ße und die sieben Schwerter des Schmerzes im Herzen.. . . Als aber nach den Zeiten das Gnadenbild zum guten Wasser weit und breit bekannt wurde, als sich manche Kranken und Bresthaften dahin verlobt hatten, und gar aus Bayern . . . Kreuzscharen kamen und sich in dem Wasser das Angesicht und die Augen wuschen, wurde . . . eine steinerne Kapelle erbaut, die nämliche, die noch heute da ist." Die Besucher der Oberplaner Stifter-Ge28

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