Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 2, 1986

Turm der Pfarrkirche von Oberplan. — Foto: Gerhard Trumier, Wien. blickt hat. Von Josef Hoffmann stammt ein Aquarell von Stifters Geburtshaus aus dem Jahre 1877. Durch Brand im Jahre 1934 zer stört, war Stifters Vaterhaus im selben Jahr wieder unverändert aufgebaut worden. Be reits im Todesjahr des Dichters war eine von den Bürgern Oberplans gestiftete Gedenktafei am 25. August 1868 enthüllt worden. Sie schmückt auch heute noch auf der linken Eingangsseite die Stirnwand von Adalbert Stifters Vaterhaus. Auf der rechten Seite der Haustüre ist eine in tschechischer Sprache verfaßte Gedenktafel angebracht worden. Über Anregung und nach Plänen des Prager Kunsthistorikers und Stifterforschers Univer sitätsprofessor Dr. Hugo Rokyta wurde Stif ters Heimathaus von der Tschechoslowaki schen Staatlichen Denkmalverwaltung nach dem zweiten Weltkrieg unter Denkmalschutz gestellt, restauriert und als Adalbert-Stifter-Museum eingerichtet. Ein Gemälde von Oberplan zählt zu den kostbarsten Expona ten des Museums. Stifter hat es um 1823 ge malt. Das Bild war im Auftrag der Tschechos lowakischen Staatlichen Denkmalverwaltung 1956 vom akad. Maler Vladimir Vojtech HIava restauriert worden. Das am 23. Oktober 1960 eröffnete Oberplaner Stifter-Museum wird all jährlich von zahlreichen Literaturfreunden aus der Tschechoslowakei und dem Ausland aufgesucht. In seiner Erzählung „Granit" führt uns der Dichter an diesen Schauplatz seiner Kindheit. In den Bruchstück gebliebenen autobiographi schen Skizzen berichtet Stifter über seine frühkindlichen Eindrücke von den Gottes diensten der Karwoche und Ostertage in der Pfarrkirche von Oberplan: „ ... so groß ist die Macht der dem Menschen angeborenen Reli gionsweihe, daß mir als Kind, wenn ich in jenen Tagen nur kaum die Schwelle der Kir che betreten hatte, schon die Schauer der Ehrfurcht in's Herz kamen . . ." Bei einer Auf führung von Haydn's „Schöpfung" sang Stif ter als Zehnjähriger unter seinem Lehrer Josef Jenne im Chor. Dies, so gestand der Dichter nachmals, „machte einen so uner meßlichen Eindruck auf mich, wie nachher nie ein Kunstwerk mehr. Ich war in die höch sten Kreise der Andacht und Gottesvereh rung gehoben." Die Pfarrkirche, in der Adal bert Stifter getauft wurde, 1374 erstmals urkundlich erwähnt, ist der heiligen Marga rethe geweiht. Mit ihrem wuchtigen Turm er hebt sie sich am höchsten Punkt des Markt platzes und beherrscht so das Ortsbild von Oberplan. An der äußeren Kirchenwand ließ Stifter für seine Mutter ein Epitaph nach neu gotischer Manier mit folgender Inschrift an bringen: „Hier ruht die Frau Magdalena gebo rene Friepeß verehelichte Stifter, wiederver ehelichte Mayr, geboren am 26. Juni 1784, ge storben am 27. Februar 1858. — Sie erntet, was sie einst gesäet. — Der besten Mutter die dankenden Kinder: Adalbert, Anna, Maria, Anton, Johann, Martin, Jakob." Zur Gutwasserkapeiie und zu dem Brunnen auf dem Kreuzberg bei Oberplan führt den Leser Stifters Erzählung „Der beschriebene Tännling": „Wenn man von Oberplan nördlich über den Brunnberg geht, so steht das Gna denkirchlein zum guten Wasser, und noch weiter oben steht ein einfaches rotes Kreuz. Man sieht von ihm unter sich die grauen Dä cher des Marktfleckens . . . Rings herum sieht man von dem Berge fast den ganzen Himmel sonst nichts, als die dämmrigen Bän der des Böhmerwaldes . . . Die Bewohner 27

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