Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 2, 1986

te, entwickelten die Glasbläser ein reiches Formenvokabular. Davon hat sich erhalten: Glas für den Haushalt; Becher, Flaschen, Krüge, Spindelgläser, Teegläser, Schüsseln; Flötenglas, Mörserkeulen, Weihwasserkes sel, Wasserbarometer, Fliegenfänger, Stopf gläser, Salzbehälter, Leckhäferl, Rapsöl lampen und Petroleumlampen; für die Vorratshaltung: Marmelade-, Sulz- und Honiggläser, große Ballonflaschen für Essig, Petroleum etc.; zur Erbauung und Repräsentation im Gläser kasten: Versehgarnitur mit Kerzenleuchter, Öl- und Wattebehälter, Wassersprenggefäße, Glasstürze mit Wachsbossierungen vom Wachszieher Payer in Aigen; schöne Ka raffen; für des Mannes Bedarf: Schnupftabakfläschchen und flache Beutelflaschen; zur Zierde des Gartens: farbige Kugeln, auch Rosenkugeln genannt; für liturgische Zwecke: Meßkännchen, Am peln, Ewiglichtgläser, fürs Heilige Grab Was serkugeln, Schmalzgläser und Glaskette; für das Gasthaus: Flaschen und Becher jeder Fasson, Bierkrüge mit und ohne Zinndeckel, Branntweinflaschen, Stamperln; Nachtge schirr; für den Arzt und Apotheker: Medizinfläschchen, Apothekerstandgläser, Glistierbehälter, Schröpfglas, Urinflaschen; für optische Zwecke: Uhrgläser, Brillen- und Lupengläser. Es existieren aber auch noch ausgesproche ne Raritäten, wie z. B. ein biedermeierliches Goldfischglas in wuchtiger Pokalform, ein grünes Pulverhorn, 2 bemalte Uhrsengel, eine Milchpumpe für schwerstillende Mütter sowie ein „Wetzsteinkumpf" aus weißem Beinglas. Von einer Glaspuppe, die im Klaf ferbach gelandet sein soll, wird erzählt, und von einer blauen Glasmaus gibt es nur mehr eine Ablichtung. Die Verarbeitung von Farbglas war in allen 4 Hütten Tradition. Es fasziniert das satte ko baltblaue und das glühend rubinrote Glas, wobei blaues Glas in größerer Stückzahl er halten ist. Neben dem bernsteinfarbenen Glas, das durch Beimengung von Holzkohle, Graphit oder Eisenoxid herzustellen ist, und dem weißen Beinglas, für das Knochenasche als Färbungsmittel gilt, wurde in Sonnenwald auch schwarzes, opakes Glas erschmolzen. Freilich handelt es sich dabei um kein echtes Hyalithglas, denn Durchleuchtungsproben an dünnwandigen, schwarzen Medizinfläschchen verraten die blaue oder braune Glasmasse. Innerhalb der Glasdekoration erzielt der Glasschliff im Durchschnitt die am wenigsten spektakulären Ergebnisse — wohlgemerkt: von der Warte hiesiger Hütten aus gesehen. Des Glasschleifers Aufgabe bestand darin, an dickwandigen Krügen oder farbigen Überfanggläsern ovale „Oliven", runde „Kugeln", Facettierungen, besonders aber Keilschliff muster anzubringen. Sowohl in Oberschwar zenberg als auch in Sonnenwald waren die Glasschleifer gegenüber den Glasschnei dern in der Überzahl. Graveure gab es an allen 4 Hütten. Was an dünnwandigen Gläsern recht häufig auftritt, ist ein ornamentales „gerutschtes Dekor", eine seichte, matte Oberflächenverletzung, hervorgerufen durch das Darüberrutschen über ein rotierendes Kupferrädchen. An Moti ven gibt es: stilisierte Ranken, christliche Symbole (Glaube-Hoffnung-Liebe), Lorbeer19

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