Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 2, 1986

eine eigene Fabriksschule unterhielt, geleitet vom Lehrer Johann Paul Weihs. Es war dies — parallel zu Oberschwarzen berg — jene Blütezeit, in der die Fabrik mit dem Glasofen, mit 1 Aschenofen, 1 Bratofen, 3 Damperöfen, 1 Streckofen, 1 Zurichtkam mer, 1 Hafenstube, 1 Flußhütte und 1 Ein bindstube bestückt war. Das Pochergebäude über dem Rothbach bestand aus 9 Stampfen, großer Kiestruhe und der Radstube, darüberliegend aus Stube, Kammer und Stall für 2 Rinder. In nächster Nähe befand sich unter eigener Hütte der Kiesofen zum Erhitzen des aus Groß-Zdickau herbeigeschafften Quar zes, doch wurde auch an Ort und Stelle der Versuch unternommen, diesen Rohstoff zu schürfen. Der Flurname Kiesgrube im Wald teil Kajetan-Au östlich der Hütte bezeichnet eine Stelle, wo nach probeweiser Nutzung einer Quarzader noch heute ein beträchtli ches Depot an Quarzbrocken lagert. Mit einer Behausung für den Hüttenverwalter und einem kleinen Häusel für den Glas schneider und den Zinngießer hatte die Glas hüttenepoche in Sonnenwald begonnen, nach 20 Jahren umstanden bereits 10 Wohn häuser, 1792 dann 16 Häuser die Glashütte. Das Forsthaus war 1822 das letzte der in der Glashüttenzeit errichteten Gebäude, von de nen derzeit nur noch 6 stehen. Entsprechend entvölkert wirkt daher heute die einst blühen de Industriesiedlung, wo im Jahre 1857 173 Personen lebten. Deren Lebensablauf war wegen der Nähe zu Glöckelberg viel stärker auf die böhmischen als auf die oberöster reichischen Nachbarorte bezogen. Dies lag wohl daran, daß Sonnenwald zum Pfarr- und Schulsprengel Glöckelberg gehörte. Als 1787 Glöckelberg zur Lokalkaplanei erhoben wur de, mußte P. Oswald Höbler bis zur Fertig stellung der Kapelle im Herrenhaus der Schlägler Glashütte Messe lesen und Quar tier beziehen. Nach der Stiftung eines Meß kelches aus der Hauskapelle des Herrenhau ses und weiterer Wohltaten des Stiftes Schiägl waren Kindstaufen ab 1822 und Trau ungen von Glasmachern ab 1843 in Glöckel berg die Regel. Aus Sonnenwald Verstorbene wurden erst ab 1892 ausschließlich auf dem Gottesacker in Glöckelberg beerdigt. Die Ausweisung der Sonnenwalder Bevölkerung aus der Pfarr- und Schulgemeinde Glöckel berg fand 1924 statt. Doch zurück zur wirtschaftlichen Blütezeit! Damals — 1857 — waren 11 Glasmacher, 1 Schmelzer, 4 Schürer, 1 Formdrechsler, 1 Po chermann, 2 Einbinderinnen, 8 Schleifer, 4 Uhrglasschleifer, 2 Stöpseleinbohrer, 2 Glasschneider, 1 Faktor (Betriebsführer), 1 Glasmaler und 8 Eintragbuben mit der Er zeugung und Veredelung von gewöhnlichem Schleifglas, schwarzem Hyalithglas, grünen Glaswaren, chemischen Apparaten und Apo thekergläsern wie auch ührgläsern, Petro leumlampen und Glaszylindern beschäftigt. Der Jahresertrag dieser Produkte belief sich im Jahre 1857 auf 19.231 fl. 26V2 kr. Eine Lie ferung nach Wien mit einem Glaswagen dau erte vier Wochen, auf der Rückfahrt wurden Rohmaterialien und Lebensmittel befördert. Schafften es die Hüttenpferde nicht, die schwere Fuhre über den Haagerberg hinauf zuziehen, mußten die Pferde von der Krennschmiede am Rothbach Vorspann leisten. Im übrigen war der Hüttenmeister für die In standhaltung der sogenannten Hüttenstraße zwischen Sonnenwald und Aigen selbst ver antwortlich. Die ausgeräumten Wälder und die aufwendi ge Zufuhr der Rohmaterialien waren neben der technisch veralteten Anlage, die im Win ter 1900/1901 durch Schneedruck ihren Dachstuhl einbüßte, die Ursachen für das Er löschen der letzten Schlägler Glashütte. Im Sommer 1917 wurde eine Schar Schulbu ben von Josefsthal mehrere Tage nach Son nenwald zum Hüttenplatz neben dem Kanal geschickt, mit dem Auftrag, mit Hauen nach dem noch in der Erde befindlichen Glas zu graben, die Scherben mit Sieben im Kanal zu reinigen und sie je nach Farbe in Haufen zu sortieren. Die Grabungsaktion diente dazu, die Bruchglaskisten der Josefsthaler Fabrik ein wenig aufzufüllen. Schlägler Glas Während das Glas aus den Schlägler Hütten bei Liebhabern schon gegen Ende der fünfzi ger Jahre auf großes Interesse stieß — Frau Ilse Langthaler, damals in Schwarzenberg, und Dr. Julius Prager, damaliger Gemeinde arzt von Klaffer und Schwarzenberg (t 1976), waren Pioniere dieser Sammlertätigkeit —, fand es in der Öffentlichkeit doch erst seit der legendären Ausstellung „Qberösterreichisches Glas. Volkstümliches Hohlglas aus er loschenen Hütten des 17. bis 20. Jh." im Lin zer Schloßmuseum (1971) die gebührende Beachtung. Erst nachdem viel Glas als „altes Glumpad" beim Hausumbau dem Schutt überantwortet, leichten Mutes hergeschenkt oder „versilbert" worden war, stieg die Wert schätzung des alten Glases. In diesem Sinne versuchten auch die Glaspräsentationen in Schwarzenberg, Klaffer, im Stift Schiägl und in Ulrichsberg — sozusagen am angestamm ten Qrt — beizutragen, die einheimische Be völkerung aufmerksam und stolz auf die glä serne Vergangenheit des Böhmerwaldes zu machen. Schon zwei Generationen zuvor hatten der Schlägler Forstmeister Florian Krinzinger und der Glöckelberger Pfarrer Dr. Alois Essl Rechts: Kobaltblaues Glas: Flasche, optisch, spiralig geblasen, mit Krüglein und Kännchen erste Abhandlungen über die Schlägler Glas hütten verfaßt. Ein Überblick über den For menschatz des Schlägler Glases, wie er sich heute in konzentrierter Form in Sammlungen darbietet, war ihnen jedoch nicht möglich. Glück und Glas — wie leicht bricht das! Von den ungeheuren Mengen an Glas, die in den 5 Schlägler Hütten entstanden sind, ist das, was noch auf unsere Tage gekommen ist, ein winziger Bruchteil, der vornehmlich den bei den letzten Hütten zuzuordnen ist. Hätten da her die Glashütten in Qberschwarzenberg und Sonnenwald detaillierte Abrechnungen hinterlassen oder hätte man einen Blick in das noch 1904 bestehende Glasdepot neben dem Herrenhaus in Sonnenwald tun können, das bis unters Dach hinauf mit Glas voll war, dann wäre heute manche Datierung und Zuschreibung des Glases wesentlich leichter. Doch nimmt man an, daß das im Bannkreis der beiden Glasorte gehäuft auftretende Glas wahrscheinlich als Produkt dieser Hütten an zusehen ist. Im Bestreben, all das herzustellen, was man an Geschirr und Gerät für den täglichen Be darf aus dem Material Glas verwenden konn18

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