Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 1, 1986

Bücherecke Neuerscheinungen des Landesverlages Maria Moser 1980—1985. Mit Texten von Peter Baum, Waiter Beye,r Peter Bürge,r Luden Kayse.r — Linz: LANDESVERLAG, 1985, 131 Seiten, mit zahireichen Farbtafein und Schwarzweißabbiidungen, gebunden, Ladenpreis S 198.—. Im Jahr 1973 beendete die in Frankenburg am Hausruck geborene Zeichnerin und Malerin Maria Moser Ihr Akademiestudium In Wien. Ein Reisesti pendium 1974/75 führte sie nach Ägypten, In des sen Hauptstadt Kairo sie Ihre erste Ausstellung ar rangieren konnte; eine Landschaft und Kultur, von der sie bleibende Eindrücke mit nach Hause brachte. Abseits von den lauten Straßen des Kunst betriebs, hat sich diese stille, bescheidene Künstle rin seit diesen Anfangsjahren Ihres freien Künstlertums ihre eigene Welt aufgebaut und ohne Imagepflege allein durch die Kraft Ihrer Bilder hohe Achtung envorben. Der vorliegende, gut ausgestat tete Katalog bestätigt überzeugend diese Wert schätzung. Namhafte Kunstexperten begleiten die Abbildungen mit erklärenden Texten. Peter Baum nennt seinen Beitrag „Mahnmal des Vergängli chen". Luden Kayser umschreibt seine Gedanken „Zwischen Mythos und Utopie". Beide Autoren ver suchen Deutungen der Bllderv/elt der Künstlerin, die In jüngster Zelt eindringlich konkret geworden ist, wie viele Blldtitel belegen: Metallherz, Magnet tor, Uhr ohne Zeit, Mensch und Computer usw. Walter Beyer, den Lesern unserer Zeitschrift als Mitarbeiter gut bekannt, stellte „Notizen über Maria Moser" zur Verfügung, In denen er überzeugend die Beziehung von Persönlichkeit (Frau, Mutter, Künstlerin, Oberösterreicherin) und Werk darstellt. Peter Bürger schrieb an Maria Moser einen Brief, der zu Recht als Autograph abgedruckt Ist. Ein sehr persönlicher Text! Auf den seinen Text beglei tenden Selten des Katalogs beeindrucken die Men schendarstellungen (Rückenmann, Rückgrat, Rückgratmensch usw.). Dieser Katalog zeigt, daß sich Maria Moser auf dem Weg zur Spitze der Gegenwartskunst in Österreich befindet. Heinz Göbei. Arbeiten von 1978—1985. Mit Texten von Waiter Beye,r Otto Breicha, Anton Gugg. — Linz: LANDESVERLAG, 1985, 96 Seiten mit zahireichen Farbtafein und Schwazweißabbiidungen, ge bunden, Ladenpreis S 100.— Heinz Göbel verbindet mit Maria Moser eine Ideale Lebensgemeinschaft. Es ist auch bei beiden eine gewisse künstlerische Wahlverwandtschaft festzu stellen. Daraus dürfen jedoch keine falschen Schlüsse gezogen werden. Heinz Göbel hat In sei nen bisherigen Schaffensjahren eine ganz persön liche Bilderwelt verwirklicht. Seine Domäne Ist die Landschaft, keine liebliche Landschaft, sondern Natur an der „Grenze zwischen Minimalvegetation und Dürreland", wie Walter Beyer in seinem Text formuliert. Zu den ägyptischen Eindrücken, die für seine künstlerische Entwicklung wesentlich waren, kommen seit seiner Niederlassung In Frankenburg mit der Nähe des Hausruckwaldes Erlebnisse um das „Geheimnis des Werdens und Vergehens in nerhalb der Natur" (abermals ein Zitat von Herbert Beyer, der mit seinen Worten viel zum Verständnis dieser eher herben Bildwelt beiträgt). Persönlich erwecken In mir die Bilder von Heinz Göbel Stimmungen wie nach der Lektüre von „Terre des hommes" (Wind, Sand und Sterne) von Antoine de Saint-Exupery. Auch dieser Katalog weist auf eine Zukunftshoff nung In der österreichischen Gegenwartskunst hin. Franz Biaas: Wienfiuß. Zeichnungen. — Linz-Köin: Gaierie Grüner und LANDESVERLAG, 1985, 49 Sei ten, mit zahireichen Abbiidungen, kartoniert, Laden preis S 100.—. Franz Blaas, geboren 1955 im benachbarten Pas sau, Studium in Linz und Wien, seit 1984 wohnhaft In Wien, Ist Zeichner und auch des Wortes mäch tig. Wien scheint Ihm nicht sehr zu behagen. Der Wienfluß Ist für Ihn ein „Betonschacht", ein „ge mächliches Rinnsal, seit der Regulierung 1906 durch Otto Wagner." Kreuzhohl liegt Wien Im Osten Nostalglefieber (schön untergehen) Warum? Zuzelt nicht allzeit die Vogelspinne an den Lendenwirbeln der Künstler? (Korrupt Wahnsinnige). Außerdem: „Da heute Kataloge Dokumente sind, sind sie die Ausstellung." Dieser Katalog Ist ein interessanter Beitrag zur Wienliteratur, zum Wienerlebnis. Hören wir auf die Stimme eines Jungen! Rudolf Fochier: in den Wipfein der Bäume. Vom Baum in Brauchtum und Giauben. — Linz: LAN DESVERLAG, 1985, 112 Seiten, 16 Färb-, 10 Schwar zweißabbiidungen, 14,5 X 20,8 cm, gebunden, La denpreis S 148.—. Ein Wald- und Baumbrevier, mit viel Wissen und noch mehr Herz geschrieben! Der Autor, unseren Lesern als Mitarbeiter, Verfasser zahlreicher Bü cher im LANDESVERLAG und ehemaliger Leiter der Abteilung für Volksmusik und Volkskultur Im ORF-LandesstudIo Oberösterreich bestens be kannt, zeigt in dieser Publikation, wie der Wald, über den in den letzten Jahren so viel geredet wor den ist, gesehen und bewertet werden sollte: nicht nur als „Nutzobjekt", sondern als beseeltes Natur phänomen. Ihm gegenüber sollten sich die Men schen nicht als „Beherrscher", sondern wie In frü heren, noch naturverbundeneren Zelten, als „Geschöpf unter Geschöpfen" verhalten. R. Fochier hat sich Wilhelm Heinrich Riehl, den Begründer der deutschen Volkskunde In der Mitte des 19. Jahrhunderts, zum Vorbild genommen. Er beschreibt den Baum als Weltensymbol, als Le bensbaum, als Paradiesesbaum usw. Er regt zum Nachdenken an. Und er macht seine Leser mit vie len Details über den Wald und den Baum In Ge schichte, Brauchtum und Glauben bekannt. Er er zählt von „Heiligen Bäumen", von den „Bäumen der Helligen", vom „Baum beim Haus", von den „belaubten Urkunden", um nur einige Kapitel anzu führen. Interessant sind seine sprachlichen Deu tungen, wobei er sich vor allem als Kenner des Altund Mittelhochdeutschen ausweist. Als wertvollen volkskundlichen Nachschlagebehelf gibt er uns „Das kleine Abc der Bäume" an die Hand, worin vom Ahorn bis zum Zwetschkenbaum21 helmi sche „Hölzer" In Ihrer volkskundlichen Deutung be schrieben werden. Wünschenswert wäre, wenn Rudolf Fochier zum gleichen Thema bald eine umfangreichere Arbelt veröffentlichen könnte. Gottfried Giechner: Edimann Bedimann. Erzähiungen und Gedichte, iiiustrationen: Engeibert Häupi. — Linz: LANDESVERLAG, 1985, 143 Seiten, Laden preis S 195.—. Ein neues Glechnerbuch bereitet Immer Vergnü gen. Dr. Gottfried Giechner Ist, wie In früheren Re zensionen bereits mitgeteilt, Altphiloge. Er Ist ein Sprachkenner, gleichzeitig aber auch ein uner schöpflicher Fabulierer, Poet und Bänkelsänger zugleich. Sein Metler Ist vor allem die Mundart. Der oberösterreichischen Dialektdichtung hat er we sentliche neue Impulse gegeben. Im Hochdeutsch kann er weniger überzeugen, so würden wir uns seinen Schwank „Muckl Graf von Freiling" lieber In der Sprache des Innviertels wünschen. Er versteht es, Ernstes und Heiteres so zu mischen, daß ein bunter Literaturstrauß daraus wird. Ein Meister stück an Tiefe und Gemüthaftigkeit z. B. seine Er zählung „Der Merlgruabauer". Daneben übermütig das „Gespräch über die Menscherkrankheit" oder das spitzbübische Gedicht „Edlmann-Bedlmann". Menschliches bleibt diesem Dichter nicht verbor gen. Er schaut seinen Landsleuten nicht nur auf den Mund, sondern auch Ins Herz. Dadurch kann er mit seinen Prosatexten und seiner Lyrik so sehr überzeugen. O. Wutzel Wiiiy Hengi: Besser fotografieren auf Reisen. — Linz: LANDESVERLAG, 1985, 208 Seiten, III Vier färbe,r 181 Schwarzweißbilde,r 24 x 16,5 cm, gebun den, Ladenpreis S 338.—. Ein Fotobuch von Willy Hengl, dem International anerkannten, Akzente setzenden Spitzenfotogra fen (u. a. Wllly-Hengl-Prels zum Thema Mensch, 1. Prof.-W.-Hengl-Fotokablnett In Traun), weckt be sondere Erwartungen. Der nun Im LANDESVER LAG erschienene, handliche Band „Besser foto grafieren auf Reisen" wird diesem Anspruch gerecht: sorgfältige Bildauswahl (Schwarzweiß und Farbe), grafische Gestaltung, Textanordnung, Druckqualität ergeben ein harmonisches Ganzes. Die praktischen Ausführungen zu den Bildthemen, wie Porträts, Kinder, Landschaft, Architektur, Stille ben, Antlmotive u. a., spiegeln die reiche Erfah rung W. Hengls wider, er setzt seine Bilder zur Ver mittlung von Anregungen In einer Welse ein, die zu eigenem Sehen, zu Eigenkreativität auffordert. „Das Leben macht die Bilder", meint W. Hengl. Ein Buch, das nicht nur passionierte Fotografen Im mer wieder gern zur Hand nehmen werden! E. Wöhry Erna Putz: Franz Jägerstätte.r — Linz: Veritas, 1985, 327 Seiten, Gianzkarton, Ladenpreis S 224.— 42 Jahre nachdem der Oberösterreicher Franz Jä gerstätter wegen Wehrdienstverweigerung hlnge83

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