Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 1, 1986

Oberösterreich aktuell tion, die „pietas austriaca", die letztlich all diese Krisen überwinden half. Trotz Krieg und Bedrängnis fehlen in diesen Allegorien we der die Künste noch die Natur, weder die Kraft des aktiven noch des kontemplativen Le bens. Der Besucher geht im Ausstellungs raum gleichsam durch die damalige, geschichtiich erklärbare Welt, während über ihm das in den Wolken schwebende Vorbild ein Spannungsverhältnis deutlich macht, in das der Mensch hineingestellt war, der so wohl die Realität wie auch das unerreichbare Ziel vor Augen hatte. 3. Die Raumflucht des Leopoldinischen Trak tes führt zurück in die Umwelt, in der dieses Stift St. Florian wirkte und mit dessen Kräften es sich auseinandersetzen mußte. Da geht es zunächst um das Kloster selber, um seinen Lebensraum, um seinen Besitz, um die rea len, wie um die geistlichen Aufgaben. Das re ligiöse Zentrum der Florianverehrung, der barocke „Bauernhimmel", der Weg und das Ziel der Wallfahrten sind die folgenden The men. Anhand der bemalten Florianer Bau ernmöbel wird gezeigt, daß sie sich aus der Tischlerkunst jener Handwerker entwickelt haben, die eine Generation vorher die Kaiser zimmer des Stiftes ausgestattet hatten. Die Volkskunst führt zum Volk selber, zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, zu Geld und Geldeswert und konsequenter Weise hierauf zur politischen Verwaltung des Lan des durch die Stände Oberösterreichs. Auf grund solcher zeitgeschichtlicher Bezogenheit erhebt sich die Frage, wie es zum Bau der gewaltigen barocken Stiftsanlage von St. Florian kommen konnte, woher die Mittel stammten, wie der Bau finanziert wurde und was ein solches Großprojekt für die Wirt schaft, für den unmittelbaren Lebensraum bedeutet hatte. Man fragt nach den materiel len Relationen von Verdienst, Lebensstan dard und Kunstwert. Was waren Kunst und Repräsentation dem Planenden wert, welche Kräfte waren es, die solches Bauen be wirkten. All diese Fragen drängen den Vergleich zum Heute auf und richten weitere Fragen an den Besucher, die über eine materielle Bewer tung hinausgehen. Angesichts dieser Reali tät fragt die Wissenschaft nach dem damali gen Wissensstand über das Leben und nach seinen Voraussetzungen, ferner nach den kausalen und psychologischen Hintergrün den der geschichtlichen Überlieferungen. Schließlich führen diese Fragen sogar zum Weltall. Hier gilt es das Wissen um den ba rocken Himmel vorzustellen: Die Astronomie wird dem gemalten Himmel konfrontiert. Un ter dem Fresko Bartolomeo Altomontes im Bildersaal werden Meßgeräte, Erd- und Him melsgloben ebenso wie barocke Freskoent würfe ausgestellt. Ihre Themen führen zu den geistig religiösen Konzepten, wodurch sich die Ausstellung wieder dem Stift und seiner sakralen Kunst zuwendet. 4. Liturgische Geräte geben im Anschluß dar an Einblick in die Frömmigkeit, in Glaubens vorstellungen und Glaubensinhalte des Ba77

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