Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 1, 1986

quemt, nicht selten erst dann, wenn der Bür germeister vom Bezirkshauptmann, und dieser wiederum vom Statthalter, dazu nach drücklich gedrängt worden ist. Weiche Erfolge konnte man erwarten, wenn es an Ausrüstung und Ausbildung fehlte? Ausgerückt wurde meistens in Ziviikiamotten. Äußeres Kennzeichen war zunächst eine Armbinde, dann ein Gurt, der Vorläufer des Hakengurts von heute. Allmählich setzte sich der Driiiich durch. Von ihm rückte man jedoch bald wieder ab, weil er, einmal naß, naß bleibt und so mancher Feuerwehrmann, völlig durchnäßt, erkrankte. Die Bestrebungen, sich in puncto Uniformen weitgehend der k. u. k. Armee anzugleichen, scheiterten zunächst kläglich am einflußrei chen k. u. k. Offiziers-Corps, das sich nicht durch Hauptmänner der Feuerwehr „desa vouieren" lassen wollte. Doch aiimähiich setzte eine Wertschätzung für die Feuerweh ren ein. Prunkheime mit Pferdeschweif, sündteure wie nutzlose Pickel, Achsei- und Pfeifenschnüre dienten zum Aufputz, auch wenn sie im Einsatz noch so hinderlich gewe sen sein mögen. Die gesellschaftliche Struktur bestimmte einst vielfach die Kommandofunktionen, nicht die Eignung und das Wissen um die chemischen und physikalischen Abläufe. Daß ein Arbeiter oder gar ein Tagiöhner in ein Kommando gewählt wurde, war undenkbar. Schon eher, daß man den Schulmeister oder den Pfarrer zum Schriftführer bestellte, wäh rend beim Obmann, sprich Hauptmann, die Zahl der Rösser in seinem Stall oder das Aus maß des Besitzes an Wald und Feldern zum Ausdruck kam. So verhielt es sich bis zum Zweiten Weltkrieg und zum Teil auch danach. Ais die Männer nach 1945 aus dem Feld heimkehrten, haben sie geschworen, nie wie der eine Uniform anzuziehen. Die Zeugstät ten waren geplündert. Fahrzeuge, so über haupt einmal vorhanden, waren konfisziert und verschleppt, als herrenloses Gut von an deren in Besitz und Betrieb genommen. Wenn in diesem Artikel schon wiederholt von einem „Phänomenen" die Rede war, so ist nach 1945 die Wiedergeburt des österreichi schen Feuerwehrwesens, das heute weltweit einen hohen Stellenwert besitzt, ein Phäno men sondergleichen. Der ungeheure Aufschwung der Feuerweh ren förderte auch ein breitgefächertes histori sches Interesse. Noch nie haben sich so viele Feuerwehrmänner mit den geschichtlichen Aspekten ihrer Wehr auseinandergesetzt wie heute. Alte Fotos, Rechnungen, aus denen hervor geht, daß viele Millionen Kronen (Inflation) für ein paar Schläuche bezahlt werden mußten, alte Uniformen, Baiispenden, Feuerwehr chroniken, Auszeichnungen, Distinktionen, Heime, Geräte, etc., die man vor zwanzig Jah ren noch als wertlosen Tand weggeworfen hat, stehen heute hoch im Kurs und viele Feu erwehren des Landes haben in ihren Schuiungsräumen eine Nische mit einem alten Trinkhorn, ein Giäserkasti mit Heimen, Poka len, Ehrengeschenken oder Fotos, in denen sich die Geschichte ihrer Wehr widerspiegelt. Beachtlich ist zum Beispiel der Fundus an al ten Geräten und entsprechender Literatur, über die die FF Schwanenstadt, Wels, Maut hausen und andere verfügen. Längst hatte die Feuerwehrschuie in Tuiin ihr eigenes Museum, hatten die Berufsfeuer wehren in Wien und München ihren Fundus an alten Autos und Geräten zu einer interes santen Ausstellung gruppiert. Ausgerechnet Oberösterreich verfügte noch immer über kein Feuerwehrmuseum, obwohl man sich gerade bei uns im besonderen Maß der Feu erwehrhistorie verhaftet fühlt. Technischer Rat ing. Fritz Heiserer, ein Mann, der in histo rischen Kategorien dachte, wurde jedoch nicht müde, auf die Notwendigkeit eines Feu erwehrmuseums auch in unserer Heimat hin zuweisen. So kommen wir zum letzten der vielen „Phanömena"! — Auf die Idee, in St. Florian ein Feuerwehrmuseum zu errichten, kam man lange nicht, obwohl für den dortigen Stifts meierhof dringend ein neuer Verwendungs zweck gesucht wurde. Dieses großartige ba rocke Baudenkmai, errichtet 1674—1685, be fand sich seit langem in einem höchst ruinö sen Zustand. Im Zweiten Weitkrieg hatte man das Stift St. Florian in eine Dependance des Reichs rundfunks umfunktioniert. Der Krieg brachte es mit sich, daß ein großzügiges Vorhaben für den Meierhof über das Pianungsstadium nicht hinausgeraten ist und das Gebäude nicht, wie geplant, zu einem Autobahn-Rast haus ausgebaut werden konnte. Dieses Pro jekt wurde Ende der 50er Jahre zwar wieder aufgegriffen, doch mußte bald festgestellt werden, daß der Stiftsmeierhof zu weit von der Autobahn entfernt liegt, um darin einen florierenden Gaststättenbetrieb einrichten zu können. Oben; Löschgerät 1795. Ohginaiaufschrift: „Bernnard Lisslak bürgerl. Stuck- und Gloggengiesser In Stadt Steyr 1795" Rechts: Dampffeuerspritze mit Pferdezug, gebaut bei Rosenbauer & Kneltschel, Linz, 1908 an die Feuerwehr Ostermlething geliefert, bis 1945 In Betrieb, Leihgabe OÖ. Landesmuseum 66

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