Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 1, 1986

Stiftsmeierhof St. Florian, Aufnahme vom Turm der Stiftskirche nach Fertigstellung der Bauinstandsetzung. Der Stiftsmeierhof wurde erbaut 1674—1685 unter Propst David Fuhrmann, im Erdgeschoß waren vorwiegend Stallungen, im Dachgeschoß Futter- und Getreideböden, im Jahr 1963 wurde die stiftseigene Landwirtschaft im Meierhof Hohenbrunn konzentriert, dadurch wurde das Gebäude funktionslos und dem langsamen Verfall preisgegeben. 1968 wurde mit der Bauinstandsetzung begonnen. Dachfirsthöhe 19 m, Dachfläche 5700 m^, Außenabmessung 84 x 71 m Einsätze, bei denen 158.196 Mann 150.219 Stunden im Dienste der Allgemeinheit ge standen sind; das sind, zusammen mit den technischen Hilfeleistungen, 20.578 Einsätze. Dabei wurde nach vorsichtigen Schätzungen 238 Menschen das Leben gerettet, 3499 Tie re und Sachwerte in der Höhe von 910,826.000 Schilling wurden vor Vernichtung bewahrt. Zu den Einsatzstunden kommen die unge zählten Zeitaufwände für Schulung, Wartung der Geräte, Besuch von Lehrgängen, für Übungen und Bewerbe, und fürs Sammeln. Denn ein ungeschriebenes Gesetz gilt im Land: Jede Feuerwehr muß sich ein Drittel al ler Investitionen selber beschaffen. Bälle, Preiskegeln, Wandertage, Sommernachtsfe ste, Kahnpartien, Theateraufführungen, Zimmergewehrschießen, Zaubervorführun gen etc. Das zwingt dazu, daß man nicht nur im Ein satz und beim Bewerb von einer Hand in die andere arbeitet, sondern daß der Feuerwehr mann, je nach Eignung und Neigung, über den effektiven Feuerwehrdienst hinaus das Seine leistet. Das führt zu einer Kamerad schaft, die es heute kaum woanders noch gibt und in unserer an materiellen Überlegun gen ausgerichteten Zeit ein neues Phänome nen in unsere Gesellschaftsstruktur bringt, die mehr denn je die Feuerwehr, einem Or den nicht unähnlich, im neuen Glänze er strahlen läßt, einem Glanz, der das gesamte Feuerwehrwesen umgibt. So ist es auch zu erklären, daß die historische Entwicklung der Feuerwehren im Lande zu einem interessan ten Kapitel in der Geschichte Österreichs ge worden ist. Schon im Jahr 21 nach Christus gab es im al ten Rom eine relativ straff organisierte Feuer wehrbrigade mit sechs Kohorten zu je 1000 Mann. Eine Kohorte hatte den Brandschutz in jeweils zwei der 14 Bezirke, aus denen da mals Rom bestanden hat, wahrzunehmen. So eine Kohorte war in sieben Centurien, je 140 Mann, unterteilt, gegliedert nach Gentonarii, Siphonarii und Aquarii. Erstere waren mit Äxten, Sägen und Leitern ausgerüstet, die Siphonarii standen an den Pumpen und die Aquarii schafften das Löschwasser her bei, in Eimern aus Leder oder mit Pech ver schmiertem Bast. Feuerschutzordnungen gibt es schon lange: Z. B. 1186 in London, 1276 in Augsburg. 1518 baute Anton Plattner eine fahrbare Feuer spritze. Das Löschwasser wurde durch das Drehen einer Spindel aus dem „Strahlrohr" gepreßt. Doch alle diese Pumpen waren von geringem Wert. Die Wasserförderung war dürftig. Die erforderliche Wurfweite, 30 Meter, wurde nicht annähernd erreicht, der Mann am Strahlrohr war einer sengenden Hitze schutzlos ausgeliefert. Die erste Motorsprit ze, die Professor Bach 1883/84 gebaut hat. bei der ein Daimler-Hubkolbenmotor als An trieb diente, war in ihrer Art ein Unikat. Die er ste Rosenbauer-Spritze kam 1908 auf den Markt, und wenn man bedenkt, daß bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg Hanfschläu che verwendet wurden, die leicht geplatzt sind, kann man sich vorstellen, wie dürftig der Erfolg von Löschaktionen damals war. Aus dieser Zeit rührt wohl die vielfach kolpor tierte Einstellung, daß es zum Ehrenkodex eines Feuerwehrmannes gehöre, sein Leben demonstrativ zu riskieren. Heute zeichnet da gegen den Feuerwehrmann ein profundes Wissen der physikalischen und chemischen Zusammenhänge aus, die er kennen und be folgen muß, denn es gereicht dem Feuer wehrmann nicht unbedingt zum Ansehen, wenn er, statt ein Retter oder Helfer in der Not zu sein, selber einen Retter braucht. Es versteht sich von selbst, daß die beschei denen „Erfolge", die die Löschgemeinschaf ten noch vor weniger als hundert Jahren auf zuweisen hatten, nicht selten der Anlaß zu Spott und Hohn waren, die sich destruktiv auf die Feuerwehrmänner ausgewirkt haben. Darum haben wir noch heute oft Mühe, das effektive Datum der Gründung einer Feuer wehr festzustellen. Neid, Mißgunst und Streit veranlaßten die Kommandomitglieder, ihre Funktionen wiederholt zurückzulegen. Erst nach einem neuerlichen Brand hat man sich abermals zur Gründung einer Feuerwehr be65

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