Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 1, 1986

Vedute der historischen Oberösterreich-Karte von Johann Lamprecht. Lithographie von Max Fahrmbacher, um 1880. Dem jugendlich dargesteiiten Heiligen fehit das übiiche Attribut, dafür häit er einen Mühistein am Arm und ein Adler liegt zu seinen Füßen. — Foto: Franz Gangi, Linz lungsart ist seit dem 15. Jahrhundert gerade zu eingefroren und wird ebenso bei Darstel lungen verwendet, die den Heiligen als Pa tron verschiedener Berufe zeigen. Auch diese Zuständigkeiten entwickelten sich hauptsächlich im späten 15. Jahrhundert. So wird er z. B. zu Ende dieses Jahrhunderts in steirischen Handwerksordnungen der Ham merschmiede, Wassergerber und Radmei ster als deren Patron genannt.® Hammerher renhäuser ziert daher nicht selten sein Bild. Eine Gußeisenfigur des Heiligen wurde 1861 von einem Eisenwalzbesitzer in Kasten an der Ybbs bei Lunz als Brückenfigur gestiftet. Blechschnittfiguren bekrönten zahlreiche Hammer- und Sensenschmieden auch in den oberösterreichischen Eisenwurzen. Die Hafner- und Töpferzunft zählt den hl. Flo rian ebenfalls zu ihren Patronen, weshalb nicht nur so manche Ofenkachel sein Bild in der bekannten Darstellungsart ziert, auch Zunfttruhen weisen häufig sein Bildnis auf. Selbt in Ungarn wurde er u. a. als Töpferpa tron verehrt. Neben verschiedenen Festlich keiten am Festtag des Schutzpatrons wurde z. B. in Kisvaszar/Kleinwasser von der dorti gen Töpfer- und Hafnerzunft im Jahre 1851 ein Standbild des hl. Florian errichtet, wobei auf das Aussehen als römischer Soldat be sonderer Wert gelegt wurde; als Attribute scheinen die üblichen, nämlich Löscheimer und brennendes Haus, auf.® Auch die Bäcker und Rauchfangkehrer ver ehren den hl. Florian, wobei die Rauchfang kehrer bis heute ein besonderes Verhältnis zu ihrem Heiligen haben. Das beweisen z. B. neue Zunfttruhen — in Wien 1979 — mit dem üblichen Bild des Zunftheiligen sowie die vie len Glückwunschkalender der Rauchfang kehrer zum Jahreswechsel, die stets auch ein Bild des hl. Florian aufweisen. Auch die Bier brauer zählen ihn zu ihren Patronen, waren doch vor allem in früherer Zeit so manche Ar beitsvorgänge ziemlich feuergefährdet. Waren die bisher genannten Handwerke, die den hl. Florian zu ihrem Patron erwählt ha ben, in irgendeiner Weise mit seiner Funktion als Schutzpatron gegen Feuersgefahr in Ver bindung zu bringen, so ist dies bei den Mül lern nicht der Fall. Hier war ein weiteres, nur selten dargestelltes Attribut des Heiligen aus schlaggebend, nämlich der Mühlstein, mit dem er, der Legende nach, von der Brücke in die Fluten der Enns gestürzt wurde. Auf man chen kleinen Andachtsbildern zu Ehren des hl. Florian finden wir, wie bereits erwähnt, ebenfalls dieses Attribut. Mit diesem kurzen Überblick konnte zwar die Vielzahl der Möglichkeiten und die Vielfalt der Techniken angedeutet werden, die das Bild des hl. Florian verwenden, nicht aber die ungeheure Vielzahl seiner Darstellungen. Kaum ein anderer Heiliger hat gerade in der Volkskunst eine derart starke Intensität der Verbreitung gefunden. „So verwundert nicht, daß die Kunstwerke großer Meister gegen über den Arbeiten der oft bäuerlichen, einhei mischen Bildschnitzer oder Maler weit in der Minderzahl sind. Darin wird deutlich, daß Flo rian ein Heiliger der ländlichen Bevölkerung ist, daß er als Patron des Feuers und der Na turgewalten besonders dort geehrt wird, wo man am meisten auf das Wohlwollen der Ele mente angewiesen ist und wo zwischen dem Vertrauen auf die Fürsprache der Heiligen und dem Wissen um die eigene Kraft ein aus gewogenes Verhältnis besteht."^® Anmerkungen: 1 An neuerer Literatur über den hl. Florian sei ge nannt Friederike Tschochner: Heiliger Sankt Flo rian, München 1981. — Florian Trenner: Der heilige Florian, Regensburg 1981. 2 Leopold Schmidt, Hinterglas. Zeugnisse einer alten Volkskunst, 3. Auflage, Salzburg 1974, Abb. 34. 3 Otto Wimmer — Hartmann Melzer, Lexikon der Namen und Heiligen, 4., neubearbeitete Auflage, Innsbruck 1982, S. 283. 4 Charlotte Angelettl, Geformtes Wachs, Mün chen 1980, S. 50. 5 Margareta Pokorny, Wandbehänge. Volkstüm liche Motive In Kreuzstichtechnik, hrsg. von OÖ. Heimatwerk, Linz 1977, Blatt 89. 6 Margarete Baur-Helnhold, Bemalte Fassaden, München 1975, Abb. 255. 7 Volksfrömmigkelt In Oberösterreich, Ausstel lungskatalog, OÖ. Landesmuseum, Linz 1985, S. 144 f. 8 Tschochner, a.a.O., S. 127. 9 Maria Imre, Töpferei In Nadasch und Altglas hütten; In: Ungarndeutsches Handwerk, Budapest 1982, S. 244 f. 10 Trenner, a.a.O., S. 132. BILDER ^ DAMETZSTRASSE 25, Tel. 270-270, 270-654 Orlg. Ölgemälde Graphikgalerle 16.—20. Jhdt. (keine Mittagssperre) Kunstdrucke Restaurierungen Rahmungen Kupferstiche und V-iAI/ Spiegel, Karniesen alte Landkarten DINGHOFERSTRASSE 69, Tel. 53 5 36 Gemäldeschau (Ecke Blumauerstraße) besonders preisgünstiger Ölgemälde. LINZ geöffnet Mo.—Fr. von 9—12 und von 13.30—17.30 Uhr Gute Parkmöglichkeit 61

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