nes zu verfertigen, so entwischten ihm immer wieder manche Stellen, die an seine Bauern operetten und an das Niedrig-Komische er innern." In den Jahren, als Anton Bruckner Stiftsorga nist war (1845—1856), wurde das Amt des Regenschori wieder einem komponierenden Chorherren übertragen, es war dies: Ignaz Traumihler (1815—1884). Der in Zwetti (NÖ.) Geborene trat 1835 ins Stift ein und wurde 1840 ordiniert. Nach meh reren Jahren seelsorglicher Tätigkeit in ver schiedenen dem Stift inkorporierten Pfarren wurde er 1852 von Propst Michael Arneth zum Regenschori bestellt. Dieses Amt beklei dete er volle 32 Jahre lang bis zu seinem Tod. Bernhard Deubler schreibt in seinem Nekro log über ihn: „Als Dirigent war Traumihier ein gar gestrenger Herr, der jeden Fehier wenigPorträt Ignaz Traumihler stens durch Mienenspiel und Gebärden rügte und unnachsichtlich schöne Tonbildung, deutliche Textaussprache und weihevollen Vortrag verlangte." Traumihler war eingefleischter „Cäcilianer", Anhänger eines Vereins (Regensburg 1868) von recht bescheidenen Kirchenkomponisten also, der gegen die „unkirchliche" Musik der Wiener Klassik zu Felde zog und den poly phonen Vokalstil des 16. Jahrhunderts propa gierte, aber blutlos imitierte. Bruckner äußer te sich einmal spöttisch darüber: „Wenn ihnen gar nichts mehr einfällt, dann ist's cäcilianisch." Traumihler war sogar Mitglied des Referen tenkollegiums des „Cäcilienvereines für alle Länder deutscher Zunge". Seine zahlreichen kleineren Werke für den li turgischen Gebrauch sind natüriich den Dog men des Cäcilianismus verpflichtet. Mit Anton Bruckner verband ihn eine aufrech te Freundschaft. Bruckner widmete ihm 1856 das Ave Maria F-Dur für gemischten Chor und Orgei und vor aiiem eine seiner schön sten Motetten, das „Os justi" (1879) in der lydischen Kirchentonart — was wohl das Herz des Cäcilianers höher schlagen ließ! Zudem ehrte er ihn durch seine Anwesenheit bei der Beerdigung 1884. Bernhard Deubler (1842—1907) wurde nach Ignaz Traumihler Regenschori, bis ihn 1906 F. X. Müiler abiöste. Er schrieb zwar keine Kirchenmusik, doch viele Liedein lagen zu geistlichen und weitlichen Theater stücken des Chorherren Wilhelm Pailler (1838—1895). Franz Xaver Müller (1870—1948). Müller wurde am 10. Mai 1870 in Dimbach bei Grein geboren. Seinen Geburtsort hielt er zeitlebens in hohen Ehren; er war vom land schaftlichen Reiz der Gegend, die seinen Heimatort umfängt, begeistert und erlebte sie in vielen Wanderungen aufs neue. 1880 kam der Bub als Sängerknabe nach St. Florian. Diese Aufnahme bestimmte seinen weiteren Lebensweg. Die musikalische Betreuung der damals sechs Sängerknaben lag in den Hän den von Ignaz Traumihler. Nach dem Stimm bruch war Müller (1883—1890) Zögling der Jesuiten am Freinberg (Linz) und wurde nach der Matura am Fest des hl. Augustinus (28. August) 1890 als Novize im Stift St. Florian eingekleidet. Für seine feierliche Profeß 1894 schrieb er die Motette „Regnum mundi", die bereits deutlich seine Handschrift zeigt. 1895 wurde er zum Priester gewejht und nahm im Herbst desselben Jahres seine musikali schen Studien in Gmunden bei Job. Ev. He bert, dem kompositorisch beachtlichsten Ver treter des Cäcilianismus in Österreich, auf. Nach dem Tode Haberts (1896) folgten noch Studien bei dem Wiener Komponisten Jo seph Venatius von Wöß, der einem farbigen, der Spätromantik verpflichteten Stil huldigte. Hier galt seine besondere Aufmerksamkeit der Lehre der Instrumentation. Im März 1904 löste Müllerden bekannten Kir chenkomponisten Josef Gruber als Stiftsor ganist ab und übernahm 1906 das Amt des Regenschori aus den Händen von Bernhard Deubler. Zwei bekannte Persönlichkeiten, die unter Müller Sängerknaben im Stift waren, seien hier angeführt: Joh. Nep. David, der größte oberösterreichische Komponist seit Bruckner, und Ludwig Daxsperger, der lang jährige Linzer Domorganist. 1911 entstand das wohl bekannteste Werk des Komponisten. Die „Augustinusmesse", geschrieben zum 50jährigen Priesterjubi- »■'-fr. i'- '■'•J Franz X. Müller, Porträtbüstein Bronze von FranzS. Forster 53
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