Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 1, 1986

m Porträt Propst Matttiäus II. Gogl (1766—1777) Aumanns Nachfolger als Regenschori wurde 1790—1793 der bedeutende Historiker Franz Seraph. Kurz (1771—1843). Im Stiftsarchiv sind zwei Messen und ein Graduale von ihm erhalten geblieben. Er sei hier besonders deshalb erwähnt, weil er eine aus führliche und interessante Würdigung Au manns verfaßt hat. Dort heißt es: „Als ich im Jahr 1789 als ein künftiges Mitglied des Stif tes aufgenommen wurde, hörte ich wohl noch so manche Erzählung von dem vormals mehr blühenden Zustande der hiesigen Musik, die aber seit der Administration des Stiftes unter dem Kaiser Joseph schon ganz in Verfall ge raten war. . . Alle unsere Musiker sind bei ir gendeinem Amte . . . angestellt, und Musik bleibt Nebensache. Den Herrn Franz Aumann ausgenommen, hat sich seit undenkli chen Zeiten kein Florianer Chorherr in der Musik ausgezeichnet. . ." Er übt dann aller dings harte Kritik an Aumann: „Dieser hätte sich vielleicht unter die vorzüglichsten Ton schöpfer aufschwingen können, wenn ihm ein Aufenthalt in irgendeiner größeren Stadt zuteil geworden wäre. Dort hätte er seine gute Anlage ausbilden und mit anderen Künstlern gleiche Fortschritte machen können. Aber Jahre lang von aller größeren Musik entfernt und von einem engen Kreis von Menschen umgeben, welche das Wahre, Schöne und Erhabene der Musik nicht zu schätzen wuß ten, ließ er sich endlich verleiten, seine Kunst bis zu geringen Fassungsvermögen seiner Prospekt der großen Barockorgel in der Stiftskirche St. Florian von F. X. Chrismann Zuhörer herabzuwürdigen, um doch irgend ein Auditorium zu erlangen und dasselbe zu ergetzen. Eben damals blühte zu Lambach der bekannte Pater Maurus, der im Volksdia lekte Österreichs viele sehr wohl gelungene Gedichte verfertigt hat. Zu mehreren dersel ben, vorzüglich zu den niedrigkomischen Opern komponierte Aumann die Musik. Diese Stücke wurden allenthalben sehr oft aufgeführt und erhielten dem damaligen Zeit geiste gemäß den ungeteilten Beifall der pro fanen Zuhörer. Nun war es um Aumanns bes sere Tonsetzung geschehen. Der wahre Kunstsinn verließ ihn zwar nie; denn er wurde noch immer zu Tränen gerührt, wenn er ir gend ein Meisterwerk aufführen hörte; ver suchte er aber selbst etwas Ernstes, Erhabe52

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