Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 1, 1986

Nachwort Die hier vorgestellten Fresken sollen mit dieser Veröffentlichung der Forschung und einem breiteren Leserkreis zugänglich ge macht werden. Die einschlägigen legendenkundllchen Fragen wurden lediglich gestreift. Die Verbindung von Passio und Translatio, literarisch schon Im Spätmittelalter faßbar, Ist wohl In Polen beheimatet. Sie setzt die Iden tität des nach Krakau übertragenen Heiligen mit dem Florian von Lorch voraus. Die älte ren Nachrichten lassen die Translation durch den Bischof „Ägidlus" von Modena (richtig Ardizlus, 1179—1194) ohne Mitwirkung Papst Lucius' III. (1181—1185) geschehen (Annales Polonorum, In: Monumenta Germaniae, Scriptores XIX, S. 628). Die Weihe des Do mes von Modena durch diesen Papst (1184) oder auch seine bloße Nennung im Zusam menhang mit der Translation nach Krakau mag den Gedanken an seine persönliche Be teiligung ausgelöst und Rom zum Ausgangs punkt der Translatio und damit zum Aufbe wahrungsort der Krakauer Floriansreliquien bis 1183 gemacht haben. Jedenfalls bleibt die Identität mit dem Lorcher Florian zweifelhaft. An ältere Vorlagen für die Bilderzyklen der Passio und Translatio lassen die topographi schen Kenntnisse von Krakau Im Florlanlberger Zyklus denken. Als die Florlanlbergklrche 1597 erbaut wurde, bestand eine enge Verbindung zwischen dem polnischen und dem Innerösterreichischen Hof: Die Grazer Prinzessin Anna war 1592—1598 als Gattin Sigismunds III. Königin von Polen, Ihre Mut ter, Erzherzogin Maria, die Erbauerin der Florlanibergkirche, reiste daher dreimal nach Krakau. Später war die jüngere Schwester Konstantia Gattin desselben Königs. Polni sches Legendengut verbreitete damals ein Grazer Druck, die „HIstorla von dem . . . Krakawlschen BIschoffe vnd Märtyrer In Polen Stanlslao . . . Auß einem . . . Lateinischen Scribenten . . . gezogen" von Blasius Laubich (J. Keller, Grazer Frühdrucke 1559—1619. Katalog der stelrlschen Bestän de: Arbelten aus der Stelermärklschen Landesblbllothek am Joanneum 12, Graz 1970, Nr. 147). Als „lateinischer Scribent" käme wohl die bei Johannes Haller In Krakau 1511 erschienene „Vita beatlssiml Stanlslal. . ." In Frage, da sowohl diese (fol. 98—99') wie auch Laubichs Legendär (S. 132—135) die Verbindung von Passio und Translatio brin gen. Zu Laubichs Helllgenbüchleln kommen noch Grazer Drucke von Leichpredigten für die genannte Königin Anna von 1598 und Epithalamlen für die Hochzeit Sigismunds III. mit Konstantia von 1605 (ebd. 154 f., 197, 207; vgl. auch Th. Graff, Grazer Jesuitenuniver sität und landesfürstllche Dynastie, In: Histo risches Jahrbuch der Stadt Graz 11/12, 1979/80, S. 50, Nr. 7), die gleichfalls polnische Beziehungen des Grazer Buchdruckes be zeugen. Man wird nach den dargelegten Verbindun gen annehmen dürfen, daß polnisches Le gendengut In die Ausgestaltung der Kirche von 1597 eingeflossen ist. Daß für die Fres ken von 1697 eine Bilderreihe von 1597 als Vorbild diente, legen die beiden Wappen schilde Bayerns und Österreichs nahe, die ein Jahrhundert später kaum mehr ange bracht worden wären und Ihrerseits einen Hinwels auf die Im Buchdruck sichtbaren Ver bindungen darstellen. Noch eine weitere klei ne Einzelheit aus der Steiermark sei erwähnt: Auf dem Altar der nördlichen Seltenkapelle der Spitalskirche zu Rottenmann, den 1725 B. Prandtstätter schuf, finden sich auf dem gemalten Antipendlum ebenfalls Bilder aus der Passio und Translatio: Überführung des Leichnams durch Valerlana und Verehrung des Grabes In Krakau. Auf Ihnen erscheint — wie auf dem Florlaniberg — der Heilige mit einer Fahne, die jedoch nicht den österreichi schen Bindenschild (Flaggen auf dem Schiff unserer Reihe) zeigt, sondern einen Adler. Dies ließe wohl nicht nur an literarische Quel len, sondern auch an graphische Vorlagen denken. Eine solche Ist allerdings bis heute nicht gemeldet worden, auch nicht Im Zusam menhang mit der Präsentation der Bilder vom Florlaniberg auf einer Ausstellung In Krakau Im vergangenen Jahr. Die Verbindung des Krakauer Florian mit der österreichischen Heimat des Lorcher Heili gen wurde In unserer Zelt neu geknüpft, als 1976 die weststelrlsche Pfarre Groß St. Flo rian aus Krakau eine Reliquie erbat und vom damaligen Erzblschof Karol Kardinal Wojtyla, dem gegenwärtigen Papst, geschenkt bekam (J. Spann, die Pfarre Groß St. Florian In der Steiermark, Groß St. Florian 1981, S. 59 f.). Dessen Begleitschreiben munterte auf: „Die Verehrung unserer Heiilgen, vor allem die des heiligen Florian, möge auch fürderhin ein gottgewolltes Bindeglied zwischen unseren Völkern In der Gemeinschaft der Kirche bleiben." K. Amon Älteste Weinkellerei des Innviertels Auslieferung der Weine der Klosterneuburger Stiftskellerei Als Gaststätten empfehlen sich: Stiftsstüberl (beim Klostereingang) Wein- und Speiserestaurant Kiosterhof (Im ehemaligen Stiftsmeierhof) StIFt EiNqElsZEll Die herrliche Barock kirche lädt zu ein paar besinnlichen Minuten ein. V-M 49

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2