Links; Topographia Florianensis, 1743, Stiftsarchiv St. Florian,'Hs. 78, Plan 2: Forma collegii ad S. Fiorianum a . . Davide praeposito anno MDLXXXVIII medidata. — Foto: Elfriede Mejohar, Wien. Rechts: Die Superga bei Turin, Klosteranlage aus der Vogelschau, Grundsteinlegung 1717, Baumeister Filippo Juvara (1674 od. 76—1736). — Foto aus: Europäische Barockklöster. Hrsg. v. Herbert Schindler, Prestel Verlag München. die wichtigste Neuerung (Oratorium di San Filippo Neri, 1634, und 8. Andrea al Quirinale, 1658/78). Bedeutender jedoch, vor allem für die Stilent wicklung im Norden der Alpen, wurden die Raumschöpfungen seines Gegenspielers, des eigenwilligen Francesco Borromini.^ Sein Ziel war Bewegung der Baumasse und die Formung der Raumschale mittels Traveen im Rahmen einer festen Struktur: ein geistrei ches Spiel von Konvexe und Konkave (am deutlichsten in San Carlo alle quattro fontane). Die Grundriß- und Aufrißformen sind von kristallischem Schliff; Mauern und Fassaden ondulieren; die Türme werden — geometri schen Zirkelkunststücken gleich — ent wickelt; sie haben geistvoll verspielte Bekrönungen. Der Theatinermönch Guarino Guarini® prägte die für Turin und den Piemont bezeichnende Sonderform, die Züge des Irrationalen und Phantastischen enthält, was zu höchst komplizierten und genial ge meisterten Wölbeformen führte. Das Oval wird als eine bezeichnende, vom reinen Rund abweichende Raumform entdeckt (S. Lorenzo in Turin), eine Idee, die vor allem die süd deutsche und österreichische Entwicklung bereichern sollte. Daß ein solches Unterfan gen die bisherige Ordnung und Struktur der Innenräume sprengen mußte, ist verständ lich, vor allem bei Kult- und Festräumen. An die Wölbekunst werden unerhörte Anforde rungen gestellt. Gewölbe werden bis an die Grenze des statisch Möglichen gedehnt. Die tragenden Gurtbogen erhalten dabei tatsäch lich die „schiefrunde" Führung. Zuerst bei Borromini in Rom und Guarini im Piemontesischen, dann bei den Brüdern Dientzenhofer" in Böhmen, am kühnsten bei Balthasar Neumann® in Franken. Entsprechend Vignolas Gesükirche, steht auf deutschem Boden St. Michael in München am Ausgangspunkt der neuen räumlichen Tendenzen.® Der gewaltige Wandpfeilerraum war mit den klassischen Ordnungen nicht mehr zu bewältigen. Deshalb setzte man Attikaaufsätze auf die Pfeilerl Im Zuge der räum lichen Konzentration wurde auf eine Vie rungskuppel verzichtet. Die Mehrzahl der süddeutschen Klosterkirchen der Frühphase (zumal die zahlreichen Jesuitenkirchen) schließen sich an das Raumsystem von St. Michael an, auch die raummächtige Klo sterkirche zu Fürstenfeld bei München (1701 und 1718—1736), der letzte Großkirchenbau, der auf Tonnenwölbungsbasis errichtet wur1 c 'm
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