Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 1, 1986

6. Bild „St. Florianus wird auf Befehl des Tyrannen Aqui lin! mit einem Mühlstein am Hals in den Fluß Enns geworfen von einem Jüngling, der alsbald erblindet." Durch den Platz im Scheitel des breiten Gurt bogens und den vierpaßförmigen Rahmen als zentrales Bild der Reihe hervorgehoben, zeigt diese Darstellung das eigentliche Martyrium, das Hinabstürzen von der Brücke in die Enns. Schon die ältesten Texte bezeugen diese Todesart. Das „Brechen der Augen" scheint ursprünglich auf Florian bezogen gewesen zu sein, später jedoch auf den Jüngling, der ihn hinabstürzte. Damit setzen die in den folgenden Teilen der Passio bereits vorkommenden Wunder ein. Als genaues Datum des Märtyrertodes Florians läßt sich mit großer Wahrscheinlichkeit der 4. Mai 304 er rechnen. Bei der Darstellung der steinernen Brücke und der Landschaft ist der Künstler anscheinend um topographische Genauigkeit bemüht und zeigt links die Stadt Lauriacum. 7. Bild „Obzwar der hl. Leib Fioriani mit einem Stein be schwert war, konnte er doch nicht zu Boden ge zogen werden, sondern ist von dem Wasser an das Gestade gelegt worden, allwo er von einem Adler bewahrt wurde." Der Stein sollte das Ertrinken sichern und viel leicht auch die Bergung der Reliquien vereiteln. Ein Wunder hat dies verhindert, wobei manche Fassungen der Legende den Leib am Ufer, an dere auf einem aus dem Wasser ragenden Stein angeschwemmt werden lassen. Nach einer spä ten Nachricht habe sich der Stein außerdem der Körperform angepaßt und sei noch zu sehen. Auf unserem Bild bewacht der Adler den Märty rerleib offenbar gegen die aus dem Wald treten den wilden Tiere, einen Bären und zwei Wölfe. Der aus den Wolken niederblickende Engel hält den Palmzweig der Märtyrer über dem Heiligen. Topographisch scheint im Hintergrund der Zu sammenfluß von Enns und Donau dargestellt zu sein. V iJr- \ "V> > m y ♦ 43

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