Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 1, 1986

sehe Gesinnung ist in einigen Bildfeldern er kennbar. In den Fresken ist Lauriacum, der Zusammenfluß der Enns und der Donau, dar gestellt. Figuren, Bauten und landschaftliche Räume werden miteinander verwoben. Der ikonographlschen Deutung der Fresken möge nun vordergründig das Augenmerk zu gewendet werden. Die Wappen Österreichs und Bayerns Neben dem Bild mit dem Florianibrunnen (Nr. 11) sind die Wappen Österreichs (rotwelß-rot) und Bayerns (weiß-blau), timbriert mit dem Herzogshut, gemalt und erinnern vermutlich, wie in der damals ebenfalls neu gebauten, nördlich vom Florianiberg liegen den Höhenkirche St. Johann und Paul, noch an die Gestaltung von 1597. Die Stifterin beider Kirchen, Erzherzogin Ma ria, bayrische Prinzessin, Witwe nach dem in nerösterreichischen Landesfürsten Erzher zog Karl II. (gest. 1590) und Mutter Kaiser Ferdinands II., war eine große Wohltäterin der Pfarrkirche von Straßgang und der beiden Fi lialkirchen St. Florian und St. Johann und Paul, die sie von neuem erbauen ließ. Da der Herzogshut nicht nur die beiden Wappen krönt, sondern auch vom hl. Florian getragen wird, ist vielleicht auf die besondere Verbun denheit der Florlaniverehrung mit den beiden Ländern Österreich und Bayern angespielt. Drei Embleme Wie zahlreiche andere barocke Gemälde zyklen ist auch unserer durch Embleme an gereichert, die sich schon durch ihre Monochromie von der Legende abheben. Ihrer drei stehen jeweils zwischen vier Bildern in mitten der Joche, ihre Aussagen wollen offen sichtlich dem Gang der Legende entspre chen und ihn deuten. Dabei ist nicht zu übersehen, daß die Einbindung oberflächlich und willkürlich bleibt. Weit verbreitetes embiematisches Gut Ist frei auf den hl. Florian angewandt. In I bedeutet der zum Himmel aufsteigende Paradiesvogel mit dem Lemma „Infima nesclt" (Er kennt das Irdische nicht) den von den umstehenden Bildern geschilderten heroi schen Entschluß, die Abwendung von den Schätzen der Welt und den Weg zur Höhe im Martyrium. Die in II aus dem Meer aufsteigen de Sonne mit dem Lemma „Adaucto lumine surgit" (Wenn das Licht stark wird, steigt er empor) meint des Märtyrers Herrlichkeit nach seinem Untergang für das irdische Leben und vielleicht auch den Kult, der ihm zuteil wird, denn die umgebenden Bilder schildern die Auffindung mit den Wundern. In III sieht man einen von einer Florlanistatue bekrönten antikisierenden Brunnen. Aus dem Bottich, den der Heilige hält, fließt das Wasser In den Brunnen und bringt In seinen Abflüssen vie lerlei Nutzen: „Ad omnem provenit usum" (Es bringt allen Nutzen). Gemeint sind die vom Wasserpatron gewirkten Wunder. Der hellige Märtyrer Florian Seit der gallischen Bearbeitung des „Martyrologium Hieronymianum" (um 600 ange setzt) besitzen wir Zeugnisse für die Vereh rung des hl. Märtyrers Florian am 4. Mai in der Römerstadt Lauriacum an der Mündung der Enns in die Donau. Die ältesten Nachrich ten zeigen, daß der Kult In die diokletianische Verfolgung zurückgeht und die bewegte Zeit der Völkerwanderung ohne größere Unter brechung überdauert hat. Außer der seit dem 4. Jahrhundert nachweisbaren Kirche des hl. Laurentius in Lorch an der Ennsmündung, der ehemaligen Bischofskirche von Lauria cum, pflegte die Verehrung des Märtyrers ins besondere das Kloster (8. Jahrhundert) bzw. Chorherrenstift (seit 1071) St. Florian, nach der Überlieferung der Begräbnisort des Heiligen. Die „Passio beatissimi Floriani Martyris Chri sti", In zwei alten und einer Reihe jüngerer Fassungen vorliegend, berichtet schon meh rere der in unseren Bildern dargestellten Er eignisse, nämlich Martyrium, Auffindung und Übertragung. Für die Bilderreihe gleichfalls wichtig ist die durch Annalennachrichten ge stützte Translatio, ein Bericht von der Über tragung eines heiligen Märtyrers Florian von Rom nach Krakau unter Papst Lucius III. Im Jahre 1183. Seit dem Spätmittelalter läßt sich die Verbindung von Passio und Translatio und die Identifikation des 1183 transferierten mit dem 304 gemarterten Florian beobachten. Doch rechneten schon die Bollandisten mit der Möglichkeit, daß es sich um zwei gleich namige Heilige handelt. Die Legende hat sich über solche Bedenken hinweggesetzt und hält den Florian von Krakau für den von Lauriacum. Das Fehlen von Reliquien in St. Florian und Indizien wie der gleiche Fest termin (4. Mai) konnten für die Identität ange führt werden. Das setzt freilich eine vor 1183 geschehene Translation der Reliquien von den Ufern der Donau nach Rom voraus. Wie gut bezeugte Parallelen zeigen (z. B. Seve rin), pflegten in der Völkerwanderungszeit die abziehenden Römer ihre Kostbarkeiten, in er ster Linie die Reliquien der Heiligen, mit sich zu nehmen. Unsere Bilderreihe beruht auf der Verbin dung von Passio und Translatio, ohne sich mit bekannten Texten in allen Einzelheiten zu decken. Die Darstellung des hl. Florian Der Typus der Florianidarstellung auf unse ren Bildern Ist ein ziemlich weit fortgeschritte ner. Das älteste Bild (Fresko aus der Mitte des 12. Jahrhunderts im Kloster Nonnberg zu Salzburg) zeigt Florian als langbärtigen Greis mit Banner. Seit dem 13. Jahrhundert wird er als jugendlicher Ritter In Kettenhemd und Mantel, seit dem 15. oft im Plattenharnisch dargestellt. Am Ausgang des Mittelalters be gegnet er manchmal mit dem Herzogshut. Die Barockzeit liebte die Darstellung als mar tialischer römischer Soldat mit Brustpanzer und Federhelm. Die Bilder vom Florianiberg gehen noch nicht bis zur vorherrschenden Barockdarstellung. Sie zeigen zwar den Heiligen mit Panzer wie andere dargestellte Soldaten, heben jedoch durch Herzogshut und Mantel sowie durch den Hermelinkragen seine auch gegenüber dem Statthalter höhere Würde deutlich her vor. In den drei Szenen vor dem Statthalter trägt er in seinen Händen das Kreuz als Zei chen des Glaubens, In der Verherrlichung je doch die Fahne. Sie wird wegen dieser Ver wendung eher Zeichen des Sieges sein als ein Attribut militärischer Würde. Der tote Leib ist ebenso bekleidet wie der lebende. Die Abfolge der Bilder Die Florianiiegende bedeckt die gesamte Decke der Kirche und paßt sich dem Bau von 1597 und der ein Jahrhundert jüngeren Er weiterung genau an. Die Bilderreihe verläuft vom westlichen Eingang bis zum Hochaltar und zeigt folgende Szenen: 1. Florians Verzicht auf die Güter der Weit und seine Weihe an Gott. 2. Sein auf die Kunde vom Martyrium der Mitchristen erfolgter Gang zum Statt halte.r 3. Ablehnung des Götzenopfers. 4. Prügelstrafe und Zerbrechung der Schultern. 5. Verurteilung zum Tod durch Ertränken. 6. Sturz von der Ennsbrücke. .7 Der Adler beschützt den angeschwemm ten Leichnam. 8. Erscheinung Florians und Kundgabe des gewünschten Begräbnisortes an Vaieriana. 9. Überführung des Leichnams durch dieselbe. 10. Entspringen der Wunderqueiie. 11. Durch den Ficriansbrunnen geschehende Wunde.r 12. Gang Papst Lucius' Iii. zu den Märtyrergräbern, Bereitschaftserkiärung des hl. Florian, nach Polen zu gehen. 13. Vertreibung der bösen Geister auf der Schiffahrt. 14. Einzug mit den Reliquien in die Stadt Krakau. 15. Besuch der Fiorianikirche durch Hilfesuchende. Der Zyklus ist in dieser Zusammenstellung und in vielen Einzelheiten ganz einmalig und von keinem anderen bekannten direkt ableit bar. Er weist allerdings auch Ungenauigkeiten und Freihelten gegenüber der Legende, an einigen Stellen auch Widersprüche In sich selbst auf. In den Bildern selbst wie in den auf Spruch bändern beigegebenen Texten finden wir so wohl das Martyrium Florians selbst als auch dessen legendäre Erweiterungen und die theologische und spirituelle Deutung, also die gleichen Schichten, die sich in der literari schen Entwicklung der Legende feststellen lassen. Zu den einzelnen Bildern wird der Bildtext in heutigem Deutsch geboten (der Originaltext Ist auf den Bildern gut lesbar) und anschlie ßend eine kurze Beschreibung und Erläute rung versucht. Rechts: Gesamtansicht der Decke In der Fiorianikirche Graz-Straßgang 38

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