Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 1, 1986

Architektur, Macht und Raum St. Florian Im Rahmen der europäischen Barockbaukunst Herbert Schindler Anders als die Gotik und die Renaissance enthält die Stilbezeichnung Barock einen charakteristischen Hinweis auf das Räum liche. Sie kommt aus dem italienischen „barocco", was soviel wie „schiefrund" bedeutet. Als Abweichung von der Ordnung und Ge setzmäßigkeit der Renaissance — Verstoß gegen die Regelmäßigkeit — wurde dieser neue Stil empfunden, der sich zuerst in Ita lien herausbildete und in raschen Entwick lungsschritten ganz Europa eroberte. Uns Heutigen erscheint der Barock geradezu als das Prinzip einer festgefügten Ordnung, einer übergeordneten Gesetzmäßigkeit und strengen Regularität der Planung. Dieser scheinbare Widerspruch ist leicht erklärt, wenn man als das eigentlich stilkonstitutierende Prinzip des Barock dessen neues Ver hältnis zum Raum erkennt. Zunächst zum Freiraum der Landschaft! Das Ziel — das mit den Stilordnungen der Renaissance nicht er reichbar war — hieß Gestaltung und Ordnung (in gewissem Sinn auch Eroberung) der den Menschen umgebenden Natur, d. h. des irdi schen Raumes. Dahinter steht als Aufforde rung das Bibelwort „Macht euch die Erde Un tertan". Dieses als Auftrag von oben empfundene Schaffen steht unter den großen Begriffen: Architektur, Macht und Raum. In der Sakralarchitektur ist das Hauptthema des Barock die Verschmelzung von Langbau (Richtungsbau) und Zentralbau. Der Lang bau als die älteste Form des christlichen Kult gebäudes — vollendet ausgedrückt in der frühchristlichen Basilika — ist fassungs mächtiger Raum für eine Gemeinschaft, die Gott dienen will. Die Zuordnung des Gemein deraumes zum Altarraum ist eindeutig; der Altar ist Mittelpunkt der gemeinsamen Eucharistiefeier. Die mittelalterliche Kirchen architektur löste bei Ordenskirchen und auch bei Kathedralkirchen diese enge Verbindung von Klerus und Gemeinde durch Lettnerein bauten und die Trennung der Mönchschöre (beziehungsweise Kapitelchöre) von den Laienräumen auf. Der Zentralbau — das Ideal der Renaissance — ist auf den Menschen, genauer gesagt: auf die Einzelperson bezogen und auf ihr persön liches Verhältnis zu Gott. (Der Zentralbau hat seine Vorläufer in antiken und frühchrist lichen Mausoleen.) Der Zentralbau ist im technischen Sinn ein Gewölbe- oder Massenbau mit gerundeter Mauerbegrenzung. Der Längsbau oder Rich tungsbau ist ein Gerüstbau mit geraden Mauerfluchten. Der Barock als die Kunst der Gegenreformation stand vor der Aufgabe, die beiden gegensätzlichen Entwicklungssträn ge der Kirchenarchitektur zu vereinigen. Kirchliche Architektur In Rom zeigte sich das neue Kunstwollen am frühesten. Hier entstand seit 1568 die pro grammatische neue Ordenskirche der Jesui ten II Gesü (gebaut von Vignola, die Fassade von G. della Porta) als eine Kombination von Zentral- und Langbau mit Vierungskuppel (Kreuzkuppelkirche). Lorenzo Bernini,^ der zum Baumeister von St. Peter bestellte Bild hauerarchitekt, gab dem neuen Raumgefühl durch die mit wundervoller Einfühlung in das Terrain gestalteten Kollonaden überzeugen den Ausdruck. Die täuschende, nach oben sich leicht verengende Scala Regia und eine Reihe herrlicher Brunnenanlagen bezeugen seine schöpferische Kraft. Sein Tabernakel mit den gewundenen Bronzesäulen über dem Petersgrab, der „Ciborio", wurde als Of fenbarung begrüßt und diente einer ganzen Generation von Baumeistern und Altarbau ern als Formenarsenal. Im Bereich der Sakra larchitektur ist die Ausbildung der Ovalkirche xorniji CullrLMf .id Fi. Djio Vitii Pnrppsijo Mi'. : r 0'v\ . "iruilVif,-. .11. CcfIf.viJix): f liiri.iiii. C. i'ji rrilfit,";. lifpica/j . ■ iJTt' h( ZVilvji'Aii'i'. ci'Miil.'i inji riui i 0. .Ht'i-fiL'; JUr.""'7! .'Iiii;/ .-h .'irj/if I'/m . f?. djjläMLUin . IiThi iu /t>. .1)11 MifiiiTTcrl: ii-Moyto CoilTci: /F. U'i.Vnihit: F/. /■»Mt.i. ib. .//fi-tiijt) il.iji/il III . /'/..'iifVi'i'fiti. /(i-ituii. jl|fi(crfifijtEiII * aijL.ilä'i'.fiiriJrai'Bfr t. u P f * .'iVi, t tUiTUjr.Ksrfffn&iinrii in ri ,r « "- rii,yfrtßfiirFpcspj^«-v ■m. hC'.. '^tQ. • tfiKriiCri TEt ^»'Wp^rrrTirTrTrriTrtrET -• »i'r ti rrti rn rt rrrrrr.rr ^ i.n: !r« ^ I l V 1^' ' i ff rfrr{afLrriiij.irt', rrf Xi, H 'gi K 'S. P- ^ "Sl. »«gi «B» ^ ^

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