Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 1, 1986

sprach der Kapuziner R Marcian am 4. Mai zu diesem aktuellen Anlaß: „Der schmerzlich Verlohrne, Eyfrig Gesuchte und Glücklich Gefundene Schatz." 1781 hält der Linzer Weltpriester und Professor an der k. k. Aka demie schlicht eine „Lobrede auf den heili gen Blutzeugen Florian". Wie schon angedeutet, war bereits seit ge raumer Zeit Kritik an den Wallfahrten laut ge worden. Die ersten einschränkenden Maß nahmen gegen die Vielzahl von Wallfahrten und Prozessionen kamen von den kirchlichen Stellen selbst. Ein Punkt der Kritik war der, daß an Wallfahrtssonntagen in der eigenen Pfarrkirche oftmals die Predigten entfielen. Als 1767 der oberösterreichische Landes hauptmann im Auftrage der Wiener Regie rung in Passau anfragte, ob man nicht die große Anzahl der Wallfahrten verringern kön ne, konnte Passau darauf hinweisen, daß man seitens des Ordinariates schon seit län gerer Zeit in diese Richtung aktiv sei. Die Maßnahmen Kaiser Josephs II. gegen Wallfahrten und Prozessionen „kamen also nicht aus heiterem Himmel, sondern sie wa ren längst von geistlichen Behörden antizi piert" (Hartinger, Frühaufklärung 152). Kaiser Josephs Gegenmaßnahmen traten zuerst nur als eine Anmerkung zur allgemein verbindli chen Gottesdienstordnung in Erscheinung. Darin werden nur mehr die Prozessionen am Markustag, an den Bittagen und am Fron leichnamsfest erlaubt, in Oberösterreich wur de besonders streng auf die Einhaltung der neuen liturgischen Vorschriften und Verbote geachtet. Unter diesen Umständen kamen auch die Wallfahrten nach St. Florian zum Erliegen. In folge der politischen und kriegerischen Er eignisse vom 18. zum 19. Jahrhundert, die auch St. Florian nicht verschonten, war 1804 nicht daran zu denken, eine 1500-Jahr-Feier zu veranstalten. Die staatlichen Gesetze im li turgischen Bereich blieben zwar bis 1850 in Kraft, doch waren sie längst nicht mehr in vol ler Strenge gehandhabt worden. Wann wieder die ersten Wallfahrer nach St. Florian kamen, ist nicht vermerkt. Die Florianipredigt des Jahres 1828 hielt jedenfalls der junge Stiftspriester Josef Ghmel. Auch er preDs> i6oojäbrige Jubiläum des Itlartertedes d« beiligen fWm 9Jf<i«t a« lelner «raDstätie In Si. florian, Oberösferreid). 1904. rinj n. 1904. Btnrf pttSMrein«, digte, wie schon viele vor ihm, über das Wein stockgleichnis bei Johannes Kap. 15. Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts mehren sich Aktivitäten in der Verehrung des hl. Flo rian. 1862 erscheint ein „Florianibüchlein zum Gebrauche für Wallfahrer nach dem Klo ster St. Florian". Sein Autor ist der Chorherr Wilhelm Pailler, dessen Festpredigt von 1875, ebenfalls zu Johannes Kap. 15,7, erhalten ist. Wallfahrtsmedaillen werden geprägt. Dechant Johann Breselmayr ließ sich 1871 in Rom die von ihm eingereichte Segensformel für Florianikerzen für die ganze Linzer Diöze se approbieren. In manchen Formen erin nern die Wallfahrten des späten 19. Jahrhun derts wieder an die Barockzeit. Die Pilgerzüge werden wieder feierlich eingeholt, mit Glockengeläute begrüßt. Sakramenten empfang und Meßstiftungen gehören ebenso dazu wie das weltliche Programm. Ein Novize des Stiftes notiert in sein Tage buch, nachdem er 1874 zum ersten Mal das Fest des hl. Florian miterlebt hatte: „Die Zeit der Kreuzzüge ist für St. Florian angebro chen. Von allen Seiten wallen Scharen Volkes herbei mit fliegenden Fahnen und singend und betend ziehen sie zum Grabe des hl. Flo rian . . . Das Fest, so lange von mir ersehnt, von dem ich schon in früher Jugend gehört, daß es an Größe und Pracht kein andres im Lande mehr ihm ebenbürtig hätte,... ist ent schwunden. Der Gesamteindruck, abgese hen von einzelnen Szenen, ist erhabenes Ge fühl, legt Zeugnis ab für das im Innersten des Landvolkes herrschende Gottvertrauen und Frömmigkeit. . ." (XI 591 D2). Die zum Teil heftigen wissenschaftlichen Auseinandersetzungen um die Existenz des hl. Florian gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Wallfahrten nach St. Florian kaum beeinträchtigt. Das Stift rüstete mit großem Aufwand zur 1600-Jahr-Feier des Marterto des des hl. Florian. Die Stiftskirche wurde gründlich restauriert, eine Reihe von Publika tionen konnte erscheinen, darunter ein „Flo rianibüchlein zum Gebrauche für Wallfahrer nach dem Kloster St. Florian", vom damaligen Kustos der Stiftskirche Matthias Silber. Wäh rend des großen Triduums vom 2. bis 4. Mai wurden 6000 Exemplare verkauft. Kirche und Westfront des Stiftes waren an diesen drei Tagen festlich geschmückt. Außerordentlich viele Wallfahrer nahmen an den Festgottesdiensten teil. Eine eigene Bro schüre faßt die Ereignisse dieser Tage zu sammen. Sie enthält auch die Festpredigten und Ansprachen. Aus dem ganzen ist ein gu ter Eindruck vom Ablauf der Feiern zu ge winnen. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges hielten die Wallfahrten an. Krieg und Nach kriegszeit wirkten sich sehr nachteilig aus. In 33

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