Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 1, 1986

daß er die üblichen Vorkehrungen treffe. Dazu gehörte auch die Vorsorge für Verpfle gung und Quartier für eine Nacht. Der Markt St. Florian war für die vielen Pilger gerüstet. Bis zum Jahre 1772 führte immer der jeweili ge Stadtpfarrer von Steyr die Wallfahrt an. 1773 ist auf Grund der neuen Gesetzeslage erstmals kein Priester dabei. 1774 begründen die Steyrer die neue Situation, „weii wir doch der allerhöchsten Vorschrift gemäß die über Nacht ausbleibende Processiones durch kei nen Geistlichen führen lassen dürfen" (StA Fasz. 1733—1781). Zwischen 1738 und 1772 hatte die Pfarrge meinde Wartberg an der Krems ihre alljährli che Florianiwallfahrt nach St. Florian ge macht. Auch sie stellte sich 1773 um und zog nur mehr in das nahe Sautern bei Schlierbach. Wegen der Tausenden von Menschen um den 4. Mai in St. Florian ersuchen 1741 Rich ter und Rat des Marktes St. Florian die obderennsische Landesverwaltung, sie möchten vom Durchzug des Militärs verschont blei ben. Die Stände bewilligen das Ansuchen (Hs 49 c S. 48). Seit 1. Mai 1753 hatte die Stadt Enns für die Überfuhr neue Tarife festgesetzt. In der Oktav des Florlanifestes wurde von jedem Wallfah rer nach St. Florian für die Hin- und Rückfahrt pro Person nur 1 Kreuzer eingehoben (Hs 97/111 S. 858). Trotz gewisser restriktiver Maßnahmen hielt der Zustrom nach St. Florian auch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts weiter an. Propst Engelbert Hoffmann (1755—1766) vermerkt dies mit Genugtuung. Jahr für Jahr kommen die Scharen nicht nur aus Ober österreich, sondern auch aus den angren zenden Gebieten. Auch Kriege und Steuern bilden kein Hindernis. Die Menschen sind ständig den Gefahren durch Wasser und Feu er ausgesetzt. Daher wenden sie sich an den hl. Florian, dem Gott Macht über beide Ele mente gegeben hat. Ein Pilger aus Mähren habe das Wasser vom Floriansbrunnen da heim erfolgreich gegen das Feuer gesprengt. Um 1760 schätzt man die Zahl der Wallfahrer auf etwa 20.000. Am Fest des hl. Florian war alljährlich eine Festpredigt vorgesehen. Der Stiftsdechant hatte rechtzeitig einen Festprediger einzula den. Es waren durchwegs stiftsfremde Geist liche, daher haben sich im Stiftsarchiv auch keine Manuskripte erhalten. Manche Predig ten wurden auch gedruckt. 1726 predigte der Jesuit Heinrich Kellerhaus über „Die lebendi ge Feuer-Maur, das ist der Heilige Oberöster reichische Märtyrer Florianus". Weil 1736 das Stift über Vermittlung des Wiener Nuntius Dominicus Passionei (gest. 1761) wieder eine Floriansreliquie aus Krakau erhalten hatte. . .. ; ■ tT * . Oben: Aufnahme aus dem Jahr 1904: Festdekoration der Westfront des Stiftes St. Florian anläßlich der Feier „Das 1600]ährlge Jubiläum des Martertodes des helligen Florian", oben Büste Kaiser Franz Josephs I., darunter Büste von Papst Plus X. — Repro: Elfrlede Mejchar, Wien Rechts: Titelblatt der Broschüre „Das 1600jährige Jubiläum des Martertodes des heiligen Florian gefeiert an seiner Grabstätte In St. Florian 1904." — Foto: Elfrlede Mejchar, Wien 32

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