B X 1 Nr. 448). Bemerkenswert ist ferner, daß der aus St. Florian gebürtige Propst Leopold Zehetner (1612—1646) im Jahre 1636 zwar eine Sebastani-Bruderschaft gründete, aber keine Floriani-Bruderschaft. Die größte dieser Art gab es allerdings an der Stiftskir che von Viktring in Kärnten. Mit dem vorerst nur handschriftlich vorliegenden Festoffizium hat der junge Chorherr David Fuhrmann 1649 eine liturgische Renaissance der Floriansver ehrung eingeleitet. Die Erlaubnis des Pas sauer Bischofs lag seit zwei Jahren vor. 1670 bescheinigte eine neuerliche Approbation dem eingereichten Text, daß er in keinem Punkt den kirchlichen Vorschriften wider spreche. Daher dürfe er sowohl beim Chorge bet als auch zusammen mit den Gläubigen in der Stiftskirche verwendet werden (VII 5226B). Zur Belebung der Wallfahrten ließ der nun mehrige Propst Fuhrmann (1667—1689) Be richte sammeln, die von Wundern auf Fürbit te des hl. Florian erzählen. Eigentliche Mirakelbücher hat es in St. Florian zu keiner Zeit gegeben. Gleichzeitig griff der Propst die Frage um die Krakauer Floriansreliquien wieder auf. Seine diesbezüglichen Anfragen brachten keine grundlegend neuen Erkenntnisse. Der ganze Körper des Lorcher Fleiligen liege seit der Translation aus Rom 1183 in Krakau. Florian sei einer der Hauptpatrone des Königreiches, sein Fest ein Volksfeiertag (Hs 79b S. 44—51). Zwar war der hl. Florian 1663 bei der Wahl eines österreichischen Landespatrons dem hl. Leopold unterlegen, doch Kaiser Leopold I. (1658—1705) besuchte zweimal offiziell das Stift St. Fiorian. 1680 hielt er sich, von Prag kommend, längere Zeit in Oberösterreich auf. Am 2. Oktober besuchte er mit Gemahlin und großem Hofstaat das Stift. Bei der eiligen Ab reise aus Wien im Juli 1683 führte ihn der Weg über Linz nach Passau. Nach der sieg reichen Abwehr der Türken vor Wien weilte der Kaiser 1684 wieder in Linz, wo am 5. März die Heilige Liga zwischen Kaiser, Papst, Po len und Venedig geschlossen wurde (Wacha, Linz und die Hl. Liga, 280). „Den Höhepunkt der Floriansverehrung an der Stätte seines ersten Begräbnisses, der zugleich die Verknüpfung des Kults mit dem Türkensieg bedeutete und damit das Stift endgültig als ,Nationalheiligtum' bestätigte, bildete die Dankwallfahrt Kaiser Leopolds I. 1684 nach St. Florian" (Korth 40). Der Kaiser feierte in Begleitung seiner Gemahlin und einer Tochter den 4. Mai in St. Florian mit. Als Dank für die Hilfe des hl. Soldaten und Märty rers Florian stiftete der Kaiser ein silbernes Brustbild des Heiligen, das allerdings unter Kaiser Joseph II. eingeschmolzen werden mußte. Porträt Kaiser Leopold I. (1658—1705), Ölgemälde eines unbekannten Barockmalers in der Sammlung des Stiftes St. Florian (Gang zum Marmorsaal). — Foto: Elfriede Mejchar, Wien 30
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