Albrecht Altdorfer, Die Floriansfolge, um 1516—1518, Tafel: Das wundertätige Brünnleln In St. Florian, Fichtenholz, 81.5 x 76.5 cm, ehemals Berlin Privatbesitz, derzeit verschollen. — Foto: Archiv Zur Betreuung der Wallfahrer gehörte auch die Predigt. Aus dem Ende des 15. Jahrhun derts ist eine Florianipredigt des Chorherrn Augustin Auer erhalten (Hs. XI 350). Bereits die ältesten Meßtexte zum Fest des hl. Florian verwenden als Evangelium das Weinstock gleichnis bei Johannes 15,1-7. Auer knüpfte in seiner Predigt an diese Bibelstelle an. Noch findet sich kein Hinweis auf den Feuerpatron Florian. In der bildenden Kunst aber hatte sich seit der Mitte des 15. Jahrhunderts die Art der Darstellung des hl. Florian verändert. Bisher wurde der Heilige mit der Märtyrerpaime dargesteilt, als Krieger mit Fahne, Schwert und Schild. Ab nun setzt sich jene Art durch, die den Heiligen als Patron gegen Feuersgefahr ausweist. Dieser Typus verdrängt aile ande ren Motive. Damit erhält aber auch das Wall fahrtsgeschehen eine neue Note. Wo erst mals der gar nicht so fernliegende Gedanke, den durch Wasser umgekommenen Märtyrer als Patron im Kampf gegen das Feuer zu re klamieren, bildlich umgesetzt wurde, ist noch nicht untersucht. Kaiser Maximilian I. griff aus militärischen Überlegungen den Aspekt des Kämpferi schen im hl. Florian wieder auf. Er wollte im Kampf gegen die andrängenden Türken den Ritter oder Fürsten Florian aufbieten. Er ver sprach sich dabei mehr Resonanz im Volk, wenn die Reliquien des Heiiigen vorhanden wären. Im April 1514 hielt sich der Kaiser zweimal in St. Florian auf. Er besprach mit dem Propst Peter Maurer (1508—1545) eine Grabungskampagne im Stift. Die Erlaubnis dazu holte er in Rom ein und er teilte am 19. Dezember 1514 von Innsbruck aus das diesbezügliche päpstliche Breve mit, „daß du darauf den lieben St. Florian suechest und handlest, wie wür mit dir gerödt und verlas sen haben" (StA St. Fl.). Wie intensiv die Gra bungen durchgeführt wurden, ist nicht be kannt. Gefunden wurde jedenfalls nichts. Aus der Zeit des Propstes Peter Maurer wis sen wir von feierlichen Florianiprozessionen im Stift, die nach der Vesper des Festtages stattfanden und rund um das ganze Stift führ ten (Brevier aus 1512, XI 398). Ungeklärt ist nach wie vor, ob der zweite Flü gelaltar, den der Regensburger Maler Al brecht Altdorfer um 1516/1518 schuf, für St. Florian bestimmt gewesen war. In unserem Zusammenhang ist ganz besonders das letz te Bild des Florian-Zyklus interessant. Der Maler schildert dort eine typische Wallfahrer situation beim Floriani-Brunnen an der Süd seite der Kirche St. Johann. Sehr unter schiedliche Typen von Menschen finden sich am Brunnen ein, die von dem seit je als heil kräftig bekannten Wasser trinken, mit ihm die Augen bestreichen und es in verschieden1 m 1 ' m sten Gefäßen mit nach Hause nehmen. Ge sunde und Kranke, Junge und Alte, Männer und Frauen bringt der Maler ins Bild. Ein Priester in der damaligen Ordenstracht der Augustiner Chorherren von St. Florian über wacht das Treiben am Brunnen. Im Gefolge der Reformation kam auch die Wallfahrt zum hl. Florian zum Erliegen. Im Zuge der katholischen Erneuerung gegen Ende des 16. Jahrhunderts lebten sporadisch Prozessionen und Wallfahrten wieder auf. Nach der Wiederentdeckung der römischen Katakomben 1578 und unter der allgemein verbreiteten Vorstellung, alle dort gefunde nen Reliquien seien Märtyrerzeugnisse, setz te auch nördlich der Alpen das Bemühen ein, solche „römische" Heilige zu erwerben. In St. Florian besann man sich erneut seines eige nen Märtyrers. Es ist allgemein bekannt, weiche Signaiwirkung die Wallfahrten der katholisch gebliebe nen Herrscher auf die Wiederbelebung des Wallfahrtswesens ausübten. Wohl nur am Rande dürfen hier auch die beiden Besuche des Kaisers Mathias im Juli 1614 in St. Florian erwähnt werden. Beim ersten Mal befand er sich auf der Reise zum Reichstag von Re gensburg und Ende Juli nahm er an den Bei setzungsfeierlichkeiten für seine 1572 im Lin zer Schloß verstorbene Tante Katharina von Polen teil. Ob für die Wahl St. Florians — auch Wiihering war im Gespräch — in irgend einer Form die Achse Krakau—St. Florian eine Rolle spielte, müßte noch näher bedacht werden. Aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts wissen wir, daß der Tag des hl. Florian im Stift wieder festlich begangen wurde. Die Türmer von Linz und Enns waren eingeladen, den Fest gottesdienst musikalisch mitzugestalten (LR 29
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