Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 1, 1986

Fka:9z. Rir.!ial4> TatVi 1. m rmm0£ dl anuüwrtSfiT (üjmnrqVems 'dpifsTiHs pccpifh. 'uttames nrpäi 'cmonB mt^jm Tumfbmercnc.'vcüip pba dmonoru^di^pfcm^i0a\c^ Lambacher Rituale, 12. Jh., Initiale: Erteilung des Pilgersegens (Adolph Franz, Das Ritual von St. Florian aus dem 12. Jahrhundert, Freiburg 1904, Tafel 2). — Foto; Elfriede Mejchar, Wien der Kirchweihchronik war es, darzutun, daß diese neue Kirche deswegen einen besonde ren Rang beanspruchen darf, well der hl. Flo rian hier begraben liege und Wunder wirke. Der Autor streicht den Heiligen noch dadurch besonders heraus, daß er sagt, die fromme Frau Valeria, wie sie seit dem 9. Jahrhundert genannt wird, habe bei der eiligen Überfüh rung des Leichnams vom Ufer der Enns zur Begräbnisstätte den Heiligen selbst, nicht etwa Gott, um Hilfe angefleht, als die ermatte ten Zugtiere nicht mehr welter konnten. Das Kloster St. Florian sollte ferner noch da durch als Wallfahrtsort besonders herausge strichen werden, daß AInwIk eine große An zahl von Reliquien aufzählt, die alle auch hier zu verehren sind. Für jeden Pilger sei gleich sam ein Heiliger vorhanden. Florian wird als „unser Patron" vorgestellt. Bei den Bauarbeiten für die neue Kirche war man auf eine große Anzahl von Gebeinen ge stoßen. Da man In St. Florian der Meinung war, es handle sich zum Teil um die Überreste von Märtyrern aus der Zelt des hl. Florian, zum Teil um frühe Christen, die sich beim Grab des hochverehrten Heiligen bestatten ließen, hat man sie pietätvoll geborgen. Spä testens damals wäre es ein Leichtes gewe sen, einige der Knochen zu Reliquien des hl. Florian und seiner 40 Gefährten „umzufunk tionieren". Die Chorherren waren aber nach wie vor überzeugt, Florlanus sei einst Irgend wo Im Bereich des Klosters bzw. der Kloster kirche versteckt worden. Anfang des 14. Jahrhunderts hatten die Chor herren von St. Florian In Erfahrung gebracht, daß auch In Krakau Reliquien des hl. Florian verehrt werden. Sie seien 1181—83 aus Rom nach Polen gebracht worden, als man dort einen prominenten Heiligen als Grenzschutz patron wünschte. Propst Wernher von Winkel (1322—1331) sandte 1323 den Propstelsekretär Albert von Gmunden nach Krakau, damit er Florianreliquien mitbringe. In der Folgezelt hat man aber In St. Florian diese Reliquien anscheinend nicht sehr hoch geschätzt. Sie wird jedenfalls In das Wallfahrtsgeschehen nicht eingebaut und geriet wieder In Verges senheit. Zu dem Umstand, daß der mittelalterliche Pil ger die Gedächtnisstätten Christi und der Heiligen gern aufsuchte und wohl auch ein Wunder für Leib und Gut erwartete, kam noch die Vorsorge für das Jenseits. Die Heiligen haben die Menschen sterben gelehrt. Florian Ist mutig In den Tod gegangen. Die Pilger ver ehren Ihn als Patron für eine gute Sterbestun de. Die Vielzahl von Ablässen an Kirchen und Altären bot einen zusätzlichen Anreiz, sol cherart ausgezeichnete Stätten aufzusu chen. Die beiden Wallfahrtskirchen In St. Flo rian, St. Johann und die Stiftskirche, erhiel ten Im 14. und 15. Jahrhundert zahlreiche Ab lässe verliehen. Voraussetzung für die Ge winnung der Ablässe waren Immer Beichte und Buße sowie gute Werke zum Nutzen der jeweiligen Kirche. Diese Gaben kamen aber auch wiederum den armen und kranken Pil gern zugute. St. Florian führte seit Beginn des 14. Jahrhunderts ein eigenes Pllgerhosplz und mehr als einmal geriet das Stift Infol ge zu umfangreicher Gastfreundschaft In arge finanzielle Bedrängnis. Seit dem 4. Late rankonzil von 1215 war den Gläubigen als Mlnlmalforderung der Empfang der Ostersakramente vorgeschrieben. Die vielen Pilger des Mittelalters mußten aber auch außerhalb dieser Frist Im Rahmen des begehrten Ablas ses Ihre Beichten ablegen. Angesichts der vielen bestehenden und auch genützten Ge legenhelten das ganze Jahr über gewinnt die Vorschrift von 1215 seinen Stellenwert vor wiegend Im Rahmen des regulären Pfarrle bens und einer gewissen Überprüfbarkelt des religiösen Lebens. Die pastoralen und li turgischen Voraussetzungen für die Gewin nung eines Ablasses waren natürlich an einer Klosterkirche mit einer größeren Anzahl von „Wallfahrtspriestern" am ehesten gegeben. Es mag auffallen, daß bei den beiden Klostervlsltatlonen von 1419 und 1451 keine speziel len Hinwelse auf die Verehrung des Lokalhelllgen enthalten sind. Als Beispiele für Pllgergruppen des 15. Jahr hunderts, die man besser als Wallfahrer be zeichnen könnte, sollen nur die aus Sarlelnsbach Im Mühlviertel (Zöhrer, 1959) und aus der Stadt Enns genannt werden (Schmieder, Lorch, 17). Von den Ennsern Ist bekannt, daß sie eine schwere Kerze als Votivgabe mit brachten. Kerzen bzw. Wachs galten als be liebtes, aber auch begehrtes Wallfahreropfer. Es kommt darin sowohl die Symbolik der Ker ze als auch der praktische Nutzen für die Be leuchtung zum Ausdruck. 28

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