Oberösterreich, 36. Jahrgang, Heft 1, 1986

Stellung aus einem Stück bringt einen fast kindlich anmutenden, modisch gerüsteten heiligen Florian vor einer Stadtkulisse. Aus dem Stadttor schlagen Flammen, auf die der eilig hinzutretende Ritter Wasser schüttet. Motivisch und stilistisch ist eine Abhängigkeit von der Graphik des Meisters E. S. und Mar tin Schongauers festzustellen. Die Reihe der mittelalterlichen Florian-Dar stellungen in den Stiftssammlungen be schließt ein Werk der Donauschule (Abb. 9), das auf der Rückseite einer um 1500 geschaf fenen Tafel — wahrscheinlich später als diese — gemalt wurde. In der Schausammlung des Stiftes wird die Vorderansicht mit der nördlich der Alpen seltenen Wiedergabe des Traumes von Papst Innozenz III. gezeigt, der den heili gen Franz von Assisi sieht, wie er die Lateran basilika vor dem Einsturz bewahrt. Das stili stisch stark abweichende Florianbild besitzt vorwiegend malerische Qualitäten und stellt den geharnischten Heiligen ganz an die Tä tigkeit des Feuerlöschens hingegeben dar. Daraus ergibt sich die Seitenansicht im verlo renen Profil und der Eindruck einer Moment aufnahme. Ein weiter Weg trennt das an der Schwelle der Neuzeit stehende diesseitige Heiligenbild von den feierlich strengen Flo riandarstellungen des Hochmittelalters. Wenn auch der heilige Florian als Schützer der Grenze vor dem Feind niemals vergessen wurde, in der bildenden Kunst bleibt er seit dem Ende des 15. Jahrhunderts der Feuer patron. Literatur in Auswahi K. Künstle, Ikonographie der Heiligen, Freiburg im Breisgau 1926, S. 232 ff. R. Noll, Frühes Christentum in Österreich von den Anfängen bis um 600 nach Chr., Wien 1954 (Ab druck der Passio Beatissimi Floriani Martyris Chri sti mit deutscher Übersetzung, S. 26 ff.). O. Gamber, Harnischstudien, V. Stiigeschichte des Piattenharnisches von den Anfängen bis um 1440, in: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen in Wien, Bd. 50, Neue Folge Bd. XIV, 1953, 8. 53 ff. Derselbe, Harnischstudien, VI. Stilgeschichte des Plattenharnisches von 1440—1510, in: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen in Wien, Bd. 51, Neue Folge, Bd. XV, 1955, S. 31 ff. G. Schmidt, Der „Ritter" von St. Florian und der Manierismus in der gotischen Plastik, in: Fest schrift Karl M. Swoboda zum 28. Jänner 1959, WienA/Viesbaden 1959, S. 249 ff. Derselbe, Die Maierschuie von St. Florian, BeiträAbb. 7 Oben: Kunstsammlungen, Florianigang, Florian-Statuette, Passauisch (?), um 1470—1480 Abb. 8 Rechts: Kunstsammlungen, hi. Florian, Monoiithscheibe, Oberdeutsch (?), um 1500 24

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